Kabelkontrolle

Heimnetzwerk: Wenn schnelles Internet nicht am Rechner ankommt

Oftmals bremst die eigene Technik das schnelle Internet aus
Von Thorsten Neuhetzki

WLAN-Netze eignen sich in der Regel nicht für eine Gigabit-Netzwerk WLAN-Netze eignen sich in der Regel nicht für eine Gigabit-Netzwerk
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Seit vergangener Woche bietet die Telekom in einigen Städten Internet mit bis zu 200 MBit/s im Downstream an, über Kabelanschlüsse sind in weiteren Teilen Deutschlands Geschwindigkeiten von 100 oder gar 150 MBit/s möglich. Doch immer wieder sind Kunden enttäuscht, wenn sie die gebuchten Leistungen auch nutzen wollen: Die selbst festgestellten Geschwindigkeiten sind nicht die, die eigentlich erwartet wurden. Dabei liegen die Gründe nicht immer beim Provider, sondern auch an der eigenen Technik. Denn längst nicht jeder Rechner und jeder Router kann mit derartigen Datenraten umgehen. Wir zeigen Ihnen, wo die Schwachstellen in den eigenen vier Wänden liegen können.

WLAN-Standard 802.11g ist zu langsam für Highspeed-Anschlüsse

WLAN-Netze eignen sich in der Regel nicht für eine Gigabit-Netzwerk WLAN-Netze eignen sich in der Regel nicht für eine Gigabit-Netzwerk
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Häufigste Schwachstelle ist die WLAN-Schnittstelle. Gerade etwas ältere Router und Rechner bieten nur eine Unterstützung bis zum Standard 802.11g. Anforderung an ein Netzwerk mit einem derartig schnellen Internetanschluss wäre jedoch der WLAN-Standard 802.11n. Was sich technisch anhört, lässt sich einfach in Zahlen fassen. Auch wenn bei 802.11g immer mit WLAN mit bis zu 54 MBit/s geworben wird, so ist die effektive Datenrate mit unter 20 MBit/s deutlich niedriger. Wer also nur einen DSL-Anschluss mit 16 MBit/s betreibt, für den reicht der g-Standard aus. Alle anderen sollten ihre Router und Endgeräte zwingend für den n-Standard ausrüsten. Dieser bietet Netto-Datenraten von mehr als 200 MBit/s.

Doch auch mit 802.11n kann die Freude getrübt sein: Im häufig verwendeten Frequenzband um 2,4 GHz tummeln sich gerade in Städten derartig viele Nutzer und Netzwerke, dass diese sich gegenseitig stören. Fazit: Die Datenrate leidet. Hier bietet sich ein Ausweichen auf das 5-GHz-Band an. Da dieses jedoch nicht von allen Endgeräten unterstützt wird, ist es wichtig, dass der Router auf beiden Frequenzbändern gleichzeitig senden kann. Viele Router unterstützen zwar beide Frequenzbänder, eine gleichzeitige Nutzung ist jedoch nicht möglich. Künftige WLAN-Standards sollen noch höhere Datenraten unterstützen. Übrigens spielt auch die Entfernung zwischen WLAN-Router und Endgerät eine Rolle. Je größer die Entfernung, desto geringer wird der Datendurchsatz.

Bei Netzwerkkabeln auf den richtigen Standard achten

Der richtige Netzwerkstandard ist entscheidend. Der richtige Netzwerkstandard ist entscheidend.
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Stabil sind Funkverbindungen oft nicht. Es bietet sich also an, einen Rechner direkt per Kabel mit dem Internet zu verbinden. Gerade wer aktuell ein Haus baut oder eine Wohnung renoviert, sollte daher ausreichend Netzwerkkabel in den Wänden verbauen, um später in jedem Zimmer eine Netzwerkdose zu haben. Doch auch dabei muss auf etwas geachtet werden, denn Netzwerkkabel ist nicht gleich Netzwerkkabel. Um hohe Datenraten übertragen zu können, muss es sich bei dem Kabel um ein Cat-5-Kabel handeln. Doch Vorsicht: Die vielen Meter Netzwerkkabel, die noch irgendwo in der Wohnung schlummern und auf denen "Cat 5" steht, sind nicht unbedingt geeignet. Der Grund: Vor etwa zehn Jahren wurde die Norm geändert, zwischenzeitlich nutzte man dann Cat 5e als Bezeichnung. Cat-5-Kabel, die aus der Zeit vor der Änderung der Norm stammen, sind nicht für ein Gigabit-Netzwerk geeignet.

Doch auch wenn diese Hürde genommen ist, heißt das noch nicht, dass auch die 100 MBit/s (und mehr) am Rechner ankommen. Denn auch die Netzwerkkarte im Rechner muss eine Gigabit-Netzwerkkarte sein. Nur dann lassen sich auch hohe Datenraten erzielen. Doch gerade in älteren Desktop-Rechnern sind oftmals nur Karten eingebaut, die brutto 100 MBit/s übertragen, die Netto-Datenraten liegen dann deutlich niedriger.

Powerline-Adapter, Router und Switche können bremsen

Auch kleine zwischengeschaltete Router oder Switche können das Netzwerk ausbremsen. Wer also etwa die Hifi-Ecke mit einem Billig-Switch versorgt und sich so mehrere LAN-Kabel erspart, kann darüber gleichzeitig Bluray-Player, Internet-Radio und Fernseher versorgen. Er darf sich aber nicht wundern, wenn Updates der Geräte etwas länger dauern als erwartet. Der Switch bremst die Datenrate herunter, sofern es sich nicht um einen Gigabit-Switch handelt. Auch andere zwischengeschaltete Geräte, etwa Powerline-Adapter, können die Geschwindigkeit innerhalb des Heimnetzwerks reduzieren. Alle Vorkehrungen nutzen übrigens nicht, sollte der eigentliche Router bzw. das Modem diese hohen Datenraten nicht unterstützen. In der Regel werden diese jedoch vom Provider mitgeliefert, so dass dieses Problem nur besteht, wenn die Providerhardware durch eigene ersetzt wird.

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