Rene Obermann ist jetzt Aufsichtsrats-Chef bei Airbus
Der neue Aufsichtsratschef und frühere CEO der Deutschen Telekom kann Mitarbeiter motivieren, ohne seine Ziele aus dem Auge zu verlieren.
Foto: Picture Alliance / dpa
Mit Wehmut erinnern sich viele Telekom-Mitarbeiter an ihren ehemaligen Chef René Obermann. Mit seinem jugendlichen Charme konnte er Mitarbeiter von seinen Vorstellungen überzeugen, galt aber auch als sehr beharrlich, wenn es um die Umsetzung dieser Ziele ging.
Am Anfang war ein Telefonladen
Der neue Aufsichtsratschef und frühere CEO der Deutschen Telekom kann Mitarbeiter motivieren, ohne seine Ziele aus dem Auge zu verlieren.
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Schon als Student hatte er einen Telefonladen gegründet ("ABC-Telekom" in Münster), aus dem sich bald der Service-Provider Hutchison Deutschland entwickelte. Obermann hatte zufällig im Flugzeug den Chef des Hongkonger Telekommunikationskonzerns Hutchison Whampoa getroffen. Kai-Uwe Ricke holte Obermann zu T-Mobile, wo Obermann schließlich die Nachfolge von Ricke jr. als Chef der Deutschen Telekom AG übernahm.
Obermann fädelte mit Apple den damaligen T-Mobile-iPhone-Exklusiv-Deal ein, vollzog die Fusion von MetroPCS und T-Mobile USA, handelte aus der gescheiterten Fusion von AT&T und T-Mobile USA wertvolle Frequenzen und eine Milliarden-Abfindung heraus. Obermann stellte John Legere als später überaus erfolgreichen Chef von T-Mobile-USA ein und holte seinen späteren Nachfolger Timotheus Höttges als Finanzchef zu T-Mobile. Obermann organisierte ferner die Anfänge der inzwischen erfolgten Fusion zwischen Sprint und T-Mobile und die erfolgreiche Fusion von Orange UK (bis dahin Tochter von France Telecom) und T-Mobile-UK zu Everything-Everywhere (EE), wodurch die Deutsche Telekom Anteilseigner an der British Telecom wurde.
Nach der Telekom gings weiter
2013 wollte Obermann wieder "näher an den Maschinenraum" und verließ die Telekom, um zum holländischen Netzbetreiber Ziggo zu wechseln. Doch Ziggo wurde von Liberty Global übernommen und Obermann ging nach England zu Warburg Pincus, einer Investmentbank.
Aber nicht nur das. Obermann war von 2014 bis 2016 im Aufsichtsrat bei Spotify, von 2015 bis 2017 bei der CompuGroup Medical SE, wohin Telekom Deutschland Chef Wössner wechseln wird. Seit 2017 ist Obermann Vorsitzender des Aufsichtsrats der 1&1 Internet SE und seit April 2018 Mitglied im Board of Directors der Airbus SE.
Mitglied der französischen Ehrenlegion
Von der großen deutschen Öffentlichkeit relativ unbemerkt, engagierte sich Obermann für die deutsch-französischen Wirtschaftsbeziehungen, was den damaligen französischen Staatspräsidenten François Hollande bewog, Obermann in die französische Ehrenlegion aufzunehmen. Dieser Orden wurde vor mehr als 200 Jahren von Napoléon Bonaparte gestiftet. Mitglieder des Ordens sind etwa auch der Verleger Hubert Burda und der Rennfahrer Michael Schumacher.
Aufsichtsratschef bei Airbus
Nun wurde Obermann zum Verwaltungsratsvorsitzenden beim Luftfahrtkonzern Airbus gewählt. Dieser Wechsel war schon lange geplant und wurde jetzt im Rahmen der Hauptversammlung von Airbus in Amsterdam vollzogen. Obermann, löst den Franzosen Denis Ranque ab, der seinen Rückzug bereits im vergangenen Jahr angekündigt und Obermann als seinen Nachfolger vorgeschlagen hatte.
Traditionell wird zwischen Frankreich und Deutschland ein Gleichgewicht bei den Spitzenjobs des Konzerns gewahrt. Im vergangenen Jahr war der Franzose Guillaume Faury zum neuen Konzernchef gewählt worden und ersetzte damit den Deutschen Tom Enders.
"Ich freue mich auf eine noch engere Zusammenarbeit mit dem Management-Team und meinen Kollegen im Board of Directors, um das Unternehmen bei der Bewältigung seiner unmittelbaren und längerfristigen Herausforderungen und insbesondere bei unserer Reaktion auf die Covid-19-Pandemie zu unterstützen", erklärte der 57-jährige Obermann dazu.
Keine einfache Aufgabe
Wegen der aktuellen Gesundheitslage hatte Airbus seinen Aktionären geraten, durch Vollmachts- und Weisungserteilung bei der Hauptversammlung in Abwesenheit abstimmen zu lassen.
Auf Obermann warten bei Airbus gewaltige Aufgaben: Schon im März wurde angekündigt, die Dividende für 2019 zu streichen. Der Flugzeugbauer mit Standorten in Deutschland und Frankreich ist stark von der Corona-Krise betroffen, denn viele Fluglinien haben derzeit gewaltige finanzielle Probleme, weil sie kaum Passagiere befördern können.