Aktionäre

Telekom-Drossel erhält Rüge von den Aktionären

Telekom setzt auf: "Für alle schneller, für wenige teurer"
Von dpa / Kaj-Sören Mossdorf

René Obermann: Wandel vom Staatsunternehmen zu modernem Netzanbieter ist Jahrhundertaufgabe René Obermann: Wandel vom Staatsunternehmen zu modernem Netzanbieter ist "Jahrhundertaufgabe"
Foto: teltarif.de
Der scheidende Tele­kom-Vorstands­vorsitz­ende René Obermann hat auf seiner letzten Haupt­versamm­lung die umstrittene Volumen­begrenzung bei Flat­rates für das Inter­net vertei­digt. "Die Alter­native wäre, dass das Netz für alle lang­samer oder für alle teurer wird", sagte Ober­mann vor den Aktio­nären in Köln. Statt­dessen setze die Telekom auf den Grund­satz: "Für alle schneller, für wenige teurer". Er halte das für gerecht.

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Bei vielen Anteilseignern stießen die Pläne des Konzerns und mehr noch die Art ihrer Kommunikation jedoch auf scharfe Kritik. Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment sagte, mit Leistungsbegrenzungen und Extrazahlungen würden die Kunden "in die Arme der günstigeren Kabelanbieter getrieben".

Anleger: Strategie nicht verstanden

Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sagte: "Wenn dem eine Strategie zugrunde liegt, habe ich sie nicht verstanden. Sie haben jetzt wirklich alle gegen sich aufgebracht mit einem Plan, den sie offenbar erst 2016 umsetzen wollen." Andere Aktionäre begrüßten zwar grundsätzlich die Pläne, kritisieren ebenfalls gravierende Mängel bei deren Kommunikation. Obermann zeigte sich aber unbeeindruckt von den Kritikern. "Auch wenn es unbequem ist, müssen wir diesen Weg gehen", sagte er.

Der Manager betonte, für Normalkunden werde die Einführung der Obergrenzen keine Verschlechterung mit sich bringen. Denn die Datenpakte der neuen Tarife würden deutlich größer sein als das Datenaufkommen von Normalkunden. Für die dauerhaften Vielnutzer werde es außerdem weiter Flatrates geben, die aber um 10 bis 20 Euro mehr im Monat kosten sollen.

Jahrhundertaufgabe Konzernumstrukturierung

Obermann, der das Unternehmen auf eigenen Wunsch zum Jahresende verlassen wird, zog auf seiner letzten Hauptversammlung eine positive Bilanz seiner Amtszeit. "Wir haben alle schwierigen Themen angepackt, Skandale bewältigt und deren Ursachen abgestellt", sagte er. Das gelte für Themen wie Servicequalität oder Datensicherheit, aber auch für die großen Auslandsbaustellen. Dennoch sei der Wandel des einstigen Staatsunternehmens zu einem modernen internetbasierten Netz- und Diensteanbieters auch heute noch nicht abgeschlossen, räumte er ein. "Das ist eine Jahrhundertaufgabe".

Sein designierter Nachfolger, der bisherige Finanzvorstand Timotheus Höttges, kündigte an, die mit Obermann in den vergangenen Jahren gemeinsam erarbeitete Strategie konsequent weiterentwickeln zu wollen. Dabei würden die Wünsche der Kunden im Mittelpunkt stehen.

Von den Aktionären bekam der scheidende Konzernchef zum Abschied überwiegend gute Noten. Hans Martin Buhlmann von der Vereinigung institutioneller Privatanleger bescheinigte ihm mit Blick auf seinem Vorgänger: "Herr Obermann, Sie sind der erste Telekom-Vorstandsvorsitzende, dem nicht applaudiert wird, weil er endlich geht, sondern weil man ihm Glück auf der Reise wünscht."

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