Telekom & Tele2 verkaufen T-Mobile NL für 5,1 Mrd. Euro
Erst gestern hatten wir berichtet, dass die indische Reliance-Gruppe T-Mobile Niederlande kaufen wollte. Heute morgen überraschten Deutsche Telekom AG und Tele2 AB mit einer offiziellen Mitteilung: "Ja, T-Mobile ist verkauft", aber an ein Konsortium mit dem Namen "WP/AP Telecom Holdings IV B.V.". Dahinter stehen Finanzinvestoren, die von Apax Partners LLP und Warburg Pincus LLC beraten werden.
Das mag vielen Lesern nicht viel sagen, aber ein interessantes Detail ist, dass der ehemalige Telekom Chef René Obermann bei der Pincus Warburg Bank als „Managing Director of Warburg Pincus Deutschland GmbH, Co-Head of Europe“ arbeitet.
Kaufpreis: 5,1 Milliarden Euro
Der ehemalige Telekom Chef René Obermann holte einst seinen Nachfolger zur Telekom. Jetzt "kauft" Obermann ihm T-Mobile.NL ab.
Foto: Picture-Alliance / dpa
Der Verkauf erfolgt zu einem Unternehmenswert von 5,1 Milliarden Euro. Das entspreche etwa dem 8,7-fachen bereinigten EBITDA AL (=Gewinn vor Steuern und Abschreibungen nach Leasing-Raten) des Unternehmens über die vergangenen 12 Monate. Die Transaktion war schon länger geplant gewesen. Zuvor hatte die Deutsche Telekom bereits die niederländischen Mobilfunkturm-Aktivitäten aus dem Unternehmen herausgelöst und zu einem Transaktionswert von 0,7 Milliarden Euro Anfang des Jahres abgegeben.
T-Mobile NL sehr erfolgreich
Die neuen Käufer wollen T-Mobile-Niederlande "weiter entwickeln", wie das so schön im Bankendeutsch heißt. In den vergangenen Jahren habe die Deutsche Telekom T-Mobile NL zu einem der „führenden und am stärksten wachsenden europäischen Mobilfunkunternehmen“ entwickelt. Seit 2017 hat T-Mobile NL seinen Mobilfunkmarktanteil - gemessen an der Anzahl der Mobilfunkkunden - von 25 Prozent auf 42 Prozent im Jahr 2020 gesteigert und sei damit zum führenden Mobilfunkbetreiber in den Niederlanden aufgestiegen, betont man stolz in Bonn.
Das Mobilfunknetz von T-Mobile NL ist seit fünf Jahren in Folge die Nummer 1 (Quelle: Umlaut „Best in Test Global Mobile Benchmark 2020/2021” und “Best in Test umlaut connect Mobile Network Test in the Netherlands 2020/2021”).
T-Mobile NL hat aktuell rund 700.000 Breitbandkunden
2016 übernahm T-Mobile das Unternehmen „Thuis“ um in den Breitband-Festnetzmarkt einzusteigen. Hierbei arbeitet T-Mobile/Thuis mit Open Dutch Fiber zusammen, welche der Investmentgesellschaft KKR, sowie der DTCP (Deutsche Telekom Investment) gehört.
Wie geht es weiter?
Apax und Warburg Pincus kennen sich mit Kommunikationsdienstleistungen aus. Ihnen gehört beispielsweise auch ein Anteil des Satelliten-Netz-Betreibers Inmarsat. Weitere Investments betreffen unter anderem Orange Schweiz, Ziggo (wo Obermann bis zum Verkauf an UPC Chef war), TDC (Dänemark), Wind Telecom (Italien) und Community Fibre.
Bei Vollzug der Transaktion erhält die Deutsche Telekom rund 3,8 Milliarden Euro „Netto-Mittelzuflüsse“. Der Rest dient zur Tilgung von Darlehen. T-Mobile NL wird "entkonsolidiert", laienhaft gesagt, aus der Deutschen Telekom Gruppe heraus“operiert“.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Auch wenn über genaue Details noch nichts bekannt ist oder nicht verraten wird, bleibt T-Mobile NL damit „quasi in der Familie“ und die ehemalige Mutter Deutsche Telekom kann so ihre Kasse wieder auffüllen, um in den USA und Europa weiter die Netze auszubauen. Das ist somit eine klassische "Win-Win"-Situation für alle Beteiligten und Verwerfungen durch aggressive Tiefstpreise oder extremes Auslagern von IT oder Service nach "ganz weit weg" sind damit vorerst auch nicht zu erwarten.