USA

Genehmigt: T-Mobile USA darf mit MetroPCS fusionieren

Telekom hält künftig 74 Prozent der Anteile an T-Mobile US
Von Hans-Georg Kluge mit Material von dpa

Hat seinem designierten Nachfolger Timotheus Höttges (rechts) ein Sorgenkind von der Agenda genommen: René Obermann (links) - Archivbild. Hat seinem designierten Nachfolger Timotheus Höttges (rechts) ein Sorgenkind von der Agenda genommen: René Obermann (links) - Archivbild.
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Wenn Telekom-Chef René Obermann in wenigen Wochen die Bilanz 2012 auf der Hauptversammlung präsentiert, dürfte Wehmut mitschwingen: Es ist auch eine Bilanz in eigener Sache. Seit mehr als sechs Jahren steht der Manager an der Spitze des rosa Riesen aus Bonn. Das Aktionärstreffen ist vermutlich sein letzter großer Auftritt als Vorstandschef. Für die T-Aktionäre hat der 50-jährige Manager zum Abschied noch eine gute Botschaft im Gepäck: Die US-Mobilfunktochter, eines der größten Sorgenkinder der Telekom, hat wieder Perspektive. Sie wird mit dem kleineren Anbieter MetroPCS verschmolzen. Das neue Unternehmen soll T-Mobile US (Börsenkürzel TMUS) heißen.

MetroPCS-Eigentümer segnen Fusion mit T-Mobile USA ab

Hat seinem designierten Nachfolger Timotheus Höttges (rechts) ein Sorgenkind von der Agenda genommen: René Obermann (links) - Archivbild. Hat seinem designierten Nachfolger Timotheus Höttges (rechts) ein Sorgenkind von der Agenda genommen: René Obermann (links) - Archivbild.
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Heute segneten die MetroPCS-Eigentümer die geplante Fusion der beiden Firmen ab. Das ausstehende Votum war die letzte Hürde, nachdem die zuständigen Aufsichtsbehörden schon zuvor grünes Licht gegeben hatten. Kurz vor dem Aktionärstreffen besserten die Bonner ihre Offerte noch einmal nach, um Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen.

"Das ist ein großer Schritt für die Deutsche Telekom", sagte Konzernchef René Obermann in Bonn. Der Zusammenschluss sei "enorm wichtig, um in den USA mit mehr Kraft angreifen zu können".

Damit kann die Telekom in den USA mit rund 42 Millionen Kunden voraussichtlich schon bald wieder durchstarten. Die neue Gesellschaft, an der die Bonner einen Anteil von 74 Prozent halten, ist nach Kundenzahl und Umsatz in Höhe von 25 Milliarden Dollar die größte Mobilfunktochter der Telekom, sie bleibt aber weiterhin nur die Nummer vier des Landes. MetroPCS ist bisher die Nummer fünf. Eineinhalb Jahre darf die Telekom auch keine Anteile verkaufen, das hatte sie im Vorfeld zugesichert.

Die US-Aktivitäten der Telekom sind ein Relikt aus den Zeiten des früheren Vorstandschefs Ron Sommer, der die Schulden des Unternehmens mit zum Teil sündhaft teuren Zukäufen aufgetürmt hatte. Allein für den Einstieg in den US-Markt wurden 2001 rund 40 Milliarden Euro hingeblättert. Die Verschuldung kletterte kurzfristig auf über 70 Milliarden Euro.

USA-Abenteuer schien zunächst gut zu laufen

Zunächst schien alles in die richtige Richtung zu laufen, auf einem noch jungen und lukrativer US-Markt. Das Kundenwachstum kletterte zum Teil zweistellig. Doch bald geriet die US-Tochter ins Stottern. Das Netz hatte Lücken, das iPhone von Apple durfte T-Mobile nicht verkaufen und der Abstand zur Konkurrenz wurde größer. Kunden verließen in Scharen das Unternehmen.

Schließlich glaubten Obermann und sein designierter Nachfolger Timotheus Höttges vor gut zwei Jahren, eine Lösung gefunden zu haben: Verkauf der Gesellschaft an den mächtigen Konkurrenten AT&T zum Preis von 39 Milliarden Dollar. Ein guter Deal in diesen Zeiten, lobten Analysten. Doch der Befreiungsschlag wurde zum Flop: Die US-Kartellwächter stoppten der Verkauf aus Wettbewerbsgründen. Dann zogen die beiden Manager Plan B aus der Tasche - und der sollte ziehen: Die Verschmelzung von T-Mobile mit MetroPCS.

René Obermann heuert bei Ziggo an

Für Obermann wird die Telekom bald Vergangenheit sein, spätestens im Januar kommenden Jahres sitzt er beim niederländischen Kabelnetzbetreiber Ziggo am Ruder - ein mittelständisches und überschaubares Unternehmen. Die Telekom hinterlässt der Manager zwar nicht besenrein, aber er und sein Vorstandsteam haben das Unternehmen in den vergangenen Jahren umgebaut und das zukunftsträchtige Datengeschäft ausgerichtet.

Dabei sorgten die Bonner erst vor wenigen Tagen in der Branche für Aufregung, als sie ankündigten, Festnetz-Flatrates mit eingebauter Geschwindigkeitsbremse auf den Markt bringen zu wollen. Begründung: in den kommenden Jahren werde eine schier unglaubliche Datenflut zu bewältigen sein und die Netze verstopfen. teltarif.de berichtet ausführlich über die geplanten Änderungen und die Reaktionen aus der Branche und der Politik.

Der Netzausbau wird deshalb auch bei Obermanns Nachfolger Höttges oben auf der Agenda stehen. Insgesamt plant die Telekom bis 2015 Investitionen von 30 Milliarden Euro.

Auch innerhalb Europas stehen Änderungen an

Veränderungen stehen bei der Telekom möglicherweise auch im Europageschäft an, wo die zuständige Vorstandsfrau Claudia Nemat angeblich über eine stärkere Zentralisierung der Aktivitäten in Osteuropa nachdenkt. In Großbritannien soll zudem das gemeinsam mit der France Télécom betriebene Mobilfunk-Joint-Venture, der Marktführer Everything Everywhere, an die Börse kommen.

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