Messerückblick

"Breitbandausbau braucht Überzeugungstäter"

Lob von ungewohnter Seite: Ex-Telekom-Chef René Obermann motivierte auf der Breko Breitband­messe, weiter in die eigenen Netze zu investieren. Die Branche gibt sich insgesamt kämpferisch, fordert aber auch. Ein Rückblick auf die Messe.
Aus Darmstadt berichtet Thorsten Neuhetzki

Die Messe wurde von einem Konferenzprogramm begleitet Die Messe wurde von einem Konferenzprogramm begleitet
Foto: Henning Hattendorf
Die Breko Breitband­messe in Darmstadt stand in dieser Woche zwar unter dem Damokles-Schwert der ausstehenden Vectoring-Entscheidung, doch das heißt nicht, dass die alternativen Netz­betreiber den Kopf in den Sand stecken. Vielmehr konnten Besucher der Messe den Eindruck bekommen, dass Aufbruch­stimmung herrscht. "Machen Sie so weiter, wie Sie es machen", sagte dann auch Ex-Telekom-Chef René Obermann, der als Gast in seiner jetzigen Rolle als Mitarbeiter des Private-Equity-Unternehmen Warburg Pincus. "Das motiviert", ist sich die Branche einig.

Doch es gibt natürlich auch Kritik, die auf verschiedenen Podien und in Vorträgen zur Sprache kam. "Wenn Sie sechs Monate warten müssen, bis Sie die Genehmigung bekommen, ein Glasfaserkabel unter einer stillgelegten und abgebauten Bahntrasse langlegen zu dürfen", läuft etwas schief. Und so etwas würde den schnellen Breitband­ausbau behindern.

Schritt für Schritt zum Glasfaser-Land

Die Messe wurde von einem Konferenzprogramm begleitet Die Messe wurde von einem Konferenzprogramm begleitet
Foto: Henning Hattendorf
An Glasfaser wird langfristig kein Weg vorbei führen, so die Branchenvertreter inklusive René Obermann. Obermann ermutigte seine ehemaligen Kontrahenten, weiter kräftig zu investieren, um von den Wachstumschancen der Zukunft zu profitieren. Doch Glasfaser bis zu jedem ins Haus kann es finanziell und technisch bedingt nicht von heute auf morgen geben, weswegen in vielen Gebieten Zwischenschritte wie VDSL notwendig sind. Hier wird das Glasfaserkabel dann schon bis zu den Kabelverzweigern gelegt, wo es später dann wieder aufgenommen und bis zu den Kunden verlegt werden kann.

Doch den Wettbewerbern sind zu viele Störfeuer im Markt. Vor allem kommen diese offenbar von der Telekom. Dazu gehört nicht nur, dass Anträge wie den auf exklusive VDSL-Vectoring-Versorgung im Hvt-Nahbereich für die Telekom aus Sicht der Alternativanbieter den Wettbewerb massiv beschränken würden.

Telekom-Ausbau gefährlich für Gesamtprojekte?

Viele Netzbetreiber erzählen unabhängig von einander ähnlich klingende Geschichten: Die Telekom hatte den Ausbau in bestimmten Regionen mit Verweis auf eine Wirtschaftlich­keitslücke abgewiesen. Nachdem sich aber Kommunen, Landkreise, lokale Anbieter oder Stadtwerke einen Weg gesucht haben, auf eigene Faust eine Breitbandversorgung aufzubauen, entschließe sich dann auch die Telekom, die Region zu versorgen.

"Im Main-Kinzig-Kreis konnten wir das mit Hilfe der Bundes­netzagentur verhindern", berichtet Landrat Erich Pipa. Ein selektiver Telekom-Ausbau hätte die flächendeckende Versorgung des Breitbandnetzes des Landkreises gefährdet. Heute werden nach eigenen Angaben 94 Prozent des Landkreises mit 50 MBit/s versorgt, der Rest bekommt mindestens 25 MBit/s.

"Wirtschaft und Politik müssen Hand in Hand gehen"

Breko-Chef Stephan Albers ist sich zudem sicher: "Der Breitbandausbau braucht Überzeugungstäter." Das heißt aus seiner Sicht, dass alle, die mit dem Projekt in einem Ort oder einer Region zu tun haben, hinter ihm stehen müssen. Das gelte insbesondere auch für die Politik. Eines seiner Credos lautet "NIcht ohne meinen Bürgermeister". Denn nur mit entsprechendem politischen Willen sei ein Breitbandausbau machbar. Diesen politischen Willen wünschte sich die Branche denn auch von der Bundespolitik, bei der selbst Landrat Pipa kapituliert. Lippenbekenntnisse, wie sie von den Bundesministern kommen, reichen da offenbar nicht. Der Breitbandausbau geschieht nicht von allein. "Wirtschaft und Politik müssen Hand in Hand gehen", brachte es Pipa auf den Punkt.

Einen weiteren Appell in Richtung Telekom sprachen Teile der Branche aus, wenn es um die Mitnutzung der Infrastuktur geht. Die Strategie der Telekom sieht derzeit vor, grundsätzlich keine Vorleistungen einzukaufen, sondern alles selbst zu machen. Doch damit sich der Breitbandausbau auch lohnt, ist die Mitnutzung von Wettbewerbern und eine gemeinsame Vermarktung der Infrastruktur wichtig. Der Telekom wird an Beispielen wie Bamberg jedoch vorgeworfen, sie überbaue die Netze eher mit eigener Technik. Auch müssten sich gemeinsame Vermarkter finden lassen, die die Netze der kleinen Regionalcarrier an den Kunden bringen.

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