Forderung

Minister in BW: "Nationales Roaming schließt Funklöcher"

Sie haben kein Netz - nur die Konkur­renz ist empfangbar. Man müsste sich einbu­chen können. Die Politik findet das gut, tech­nisch ist es komplex.
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Kürz­lich hatten wir über den SPD-Poli­tiker Jonas Hoff­mann aus Lörrach in Baden Würt­tem­berg berichtet, der sich für natio­nales Roaming ausge­spro­chen hatte. Nun zieht der baden-würt­tem­ber­gische Verbrau­cher­schutz­minister Peter Hauk (CDU) nach und macht sich eben­falls für die Einfüh­rung von verpflich­tendem Roaming inner­halb Deutsch­lands stark.

70 Prozent der Probleme lösbar?

Die Idee klingt bestechend: Alle können gegenseitig roamen. So stellt sich 1&1 das vor. Doch die Tücken liegen im Detail. Die Idee klingt bestechend: Alle können gegenseitig roamen. So stellt sich 1&1 das vor. Doch die Tücken liegen im Detail.
Foto: Telefónica, Logos: Anbieter, Montage: teltarif.de
"Wir könnten 70 Prozent der Probleme lösen, wenn natio­nales Roaming verpflich­tend wäre", sagte Hauk heute in Stutt­gart im Landtag. Das Thema werde auch in der Konfe­renz der Verbrau­cher­schutz­minister von Bund und Ländern behan­delt, die sich am Freitag in Konstanz treffen.

Den Begriff Roaming kennen selbst wenig erfah­rene Anwender vor allem aus dem Urlaub. Im Ausland können deut­sche Nutzer auch Mobil­funk­netze benutzen, die nicht zu ihrem eigenen Anbieter gehören. Gäbe es hier­zulande National Roaming würden auch in Deutsch­land die Netze im Inland unter­ein­ander geöffnet. Kunden könnten sich dann manuell in die Netze anderer Anbieter, um zu tele­fonieren oder zu surfen, wenn ihr eigener Anbieter im entspre­chenden Bereich keine eigene Antenne in Betrieb hat. Solange aber zwischen den deut­schen Netzen keine Hando­vers einge­richtet würden, würde so ein Netz­wechsel nur statt­finden, wenn das Heimat­netz längere Zeit fehlen sollte. Sollte das Heimat­netz sehr schwach zu empfangen sein, wird das Gerät solange nicht in ein anderes Netz wech­seln, selbst wenn das wesent­lich stärker vor Ort empfangbar wäre.

Keine Zeit für tech­nische Details

Diese Details spielen für den Minister keine Rolle. National Roaming sei tech­nisch möglich, findet er (was tech­nisch gesehen stimmt, wenn die Netz­betreiber dem zustimmen) und auch abrech­nungs­tech­nisch möglich, so der Verbrau­cher­minister . "Also sollte dies den Verbrau­chern, insbe­son­dere den Menschen im länd­lichen Raum, wo wir die größten Versor­gungs­pro­bleme haben, auch nutzbar sein."

Wie schon erwähnt, hatte auch die SPD im Landtag hatte jüngst die Einfüh­rung von natio­nalem Roaming gefor­dert. Das für Digi­tali­sie­rung zustän­dige Innen­minis­terium hatte damals betont, auf frei­wil­lige Koope­rationen zu setzen. "In der Vergan­gen­heit konnten durch diese Koope­rationen auf frei­wil­liger Basis zahl­reiche weiße und graue Flecken geschlossen werden." Als weiße Flecken werden Bereiche bezeichnet, in denen es über­haupt keinen Mobil­funk­emp­fang gibt. In grauen Flecken gibt es nur einen einzigen Anbieter.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Was die Politik sich erhofft, dass die Handys jeder­zeit das Netz wech­seln, wenn der eigene Anbieter fehlt oder schwach ist, wird tech­nisch gesehen so einfach nicht funk­tio­nieren, sondern erfor­dert die aktive Mitwir­kung aller Anbieter, z.B. beim Einrichten von "Handover". Die aktuell drei oder vier Netze würden dann zum Einheits­netz. Die Kunden würden natür­lich bei dem Anbieter unter­schreiben, der ihnen den güns­tigsten Preis macht. Die Folge wären sinkende Einnamen und eine geringe "Lust" aller Anbieter, die weißen Flächen weiter auszu­bauen.

Könnte man natio­nales Roaming für Billig-Tarif-Kunden nur gegen Aufpreis anbieten?

Aktuell gibt es schon heute natio­nales Roaming: Beim Wählen der Notruf­nummer 112 kann sich ein Handy auch "fremde" Netze einbu­chen. Bitte beachten, dass solche Handys von der Notruf­zen­trale nicht zurück­gerufen werden können.

Auf Gegen­sei­tig­keit erlauben sich Netz­betreiber die gegen­sei­tige Nutzung von Stationen an Orten, an denen ein Netz gut versorgt, das andere aber nicht, das Verfahren nennt sich MOCN. Dabei fängt eine Station vom Netz­betreiber A auch Signale von Kunden des Netz­betrei­bers B auf und trans­por­tiert sie ins Netz von A weiter.

Und wo es gar kein Netz gibt? Da hilft auch natio­nales Roaming nicht.

Zum Thema National Roaming" haben wir eine eigene Info-Seite.

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