Netztechnik

Kompromiss im Streit um 5G-Technik von Huawei

Im Streit um die Nutzung von Huawei-Technik in den Mobil­funk­netzen bahnt sich ein Kompro­miss an. Es gibt aber noch offene Fragen.
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Welt­weit gibt es derzeit Diskus­sionen darüber, ob Netz­technik des chine­sischen Konzerns Huawei bei kriti­scher Infra­struktur - beispiels­weise in den Handy­netzen - zum Einsatz kommen soll. Der Hersteller ist einer­seits inno­vativ, er bietet ein gutes Preis-/Leis­tungs­ver­hältnis, ihm wird aber auch eine gewisse Nähe zum Regime in Rotchina vorge­worfen.

Sollen die Netz­betreiber nicht nur keine neue Technik von Huawei mehr beziehen, sondern sogar längst verbaute und bezahlte Kompo­nenten in den 5G-Netzen durch Gerät­schaften anderer Hersteller ersetzen? Im Konflikt zu diesem Thema zeichnet sich in Deutsch­land einem Handels­blatt-Bericht zufolge ein Kompro­miss ab. Kompromiss im Huawei-Streit Kompromiss im Huawei-Streit
Bild: Huawei
Den Angaben zufolge wird von Netz­betrei­bern und Regie­rungs­poli­tikern derzeit eine "mini­mal­inva­sive Lösung" favo­risiert, um hohe Kosten und einen Jahre andau­ernden Wech­sel­pro­zess zu vermeiden. Demnach müssten die betrof­fenen Unter­nehmen Deut­sche Telekom, Voda­fone und Telefónica in ihren Netzen ledig­lich beson­ders sensible soge­nannte Network-Manage­ment-Kompo­nenten bezie­hungs­weise -Systeme von Huawei austau­schen. Diese stuft das Bundes­innen­minis­terium offenbar als beson­ders "kritisch" ein. Die weitaus zahl­rei­cheren Antennen des chine­sischen Herstel­lers könnten in Betrieb bleiben.

Huawei-Antennen in allen "großen" Netzen

In Deutsch­land verwenden alle großen Netz­betreiber 5G-Antennen von Huawei. Im Netz der Deut­schen Telekom etwa stellt das Unter­nehmen Analysten zufolge weit mehr als die Hälfte des Anten­nen­netzes. "Alle Seiten könnten mit so einer Lösung gut leben", sagte ein Betei­ligter dem Handels­blatt. Mehrere Koali­tions­poli­tiker bestä­tigten der Zeitung zufolge die Infor­mationen.

Doch noch ist der Deal nicht in trockenen Tüchern. So sei offenbar noch nicht geklärt, ob sich Huawei auf die nötige Öffnung seiner Schnitt­stellen einlassen würde. Nur dann würden die Antennen auch mit Steue­rungs­sys­temen anderer Hersteller funk­tio­nieren. Huawei äußerte sich laut Handels­blatt zu diesem Thema nicht. Man sei als Zulie­ferer "derzeit nicht in den Prozess invol­viert". Das Unter­nehmen sehe sich unge­recht­fer­tigten Verdäch­tigungen ausge­setzt. Cyber­sicher­heit sei Huaweis "oberste Prio­rität", man erfülle "alle im Gesetz vorge­sehenen Vertrau­ens­wür­dig­keits-Krite­rien", zitiert das Handels­blatt einen Spre­cher des chine­sischen Konzerns.

Ergebnis bis zum "Ende des Sommers"?

Das Bundes­innen­minis­terium und die Netz­betreiber wollten sich zu dem Kompro­miss­vor­schlag auf Handels­blatt-Anfrage nicht konkret äußern. "Die Prüfungen dauern noch", sagte eine Minis­teri­ums­spre­cherin der Zeitung. Bis zum Ende des Sommers sei mit einem Ergebnis zu rechnen. Telefónica Deutsch­land teilte ledig­lich mit, dass man "frühes­tens zum Ergebnis" Stel­lung nehmen wolle.

1&1 verzichtet nach eigenen Angaben beim Auf- und Ausbau seines neuen Mobil­funk­netzes auf Technik von Huawei. Ganz ohne die Kompo­nenten des chine­sischen Herstel­lers kommen die Kunden des Neuein­stei­gers unter den Netz­betrei­bern indes nicht aus: Sobald nicht das eigene Netz, sondern National Roaming bei Telefónica oder Voda­fone genutzt wird, sind wieder Antennen von Huawei im Spiel.

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