Förderung

MIG lebt: Scheuers Funkloch-Gesellschaft gibt Geld

Die vom ehema­ligen Verkehrs­minister Scheuer ins Leben geru­fene Mobil­funkin­fra­struk­tur­gesell­schaft gegen Funk­löcher schien lange scheintot zu sein. Nun macht sie einen ersten Förder­aufruf.
Von dpa /

Erster Förderaufruf der Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft Erster Förderaufruf der Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft
picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild
Die bundes­eigene Mobil­funkin­fra­struk­tur­gesell­schaft kommt mehr als ein Jahr nach ihrer Grün­dung mit ihrer Arbeit gegen Funk­löcher voran. Die in Naum­burg an der Saale ansäs­sige MIG gab heute bekannt, dass sie einen ersten Förder­aufruf gemacht hat. Für eine Gegend im Baye­rischen Wald sucht sie nun ein Unter­nehmen, das einen Funk­turm baut und betreibt. Dafür gibt es Förder­geld. Der Mast wird den Angaben zufolge frühes­tens Ende 2023 fertig­gestellt. Es wäre das erste Mal, dass ein Funk­loch mit Geld aus einem 1,1 Milli­arden Euro schweren Förder­topf des Bundes geschlossen würde.

Bis Ende 2025 soll durch das Geld der MIG eine 4G-Abde­ckung von mindes­tens 97,5 Prozent der Fläche Deutsch­lands gewähr­leistet werden. Derzeit ist der Funk­stan­dard auf 96,17 Prozent der Fläche zu empfangen, wie aus Angaben der Bundes­netz­agentur hervor­geht.

Die MIG war im Januar 2021 gegründet worden, im Mai erfolgte die Frei­gabe durch die EU-Kommis­sion. Danach liefen "Markt­erkun­dungs­vor­haben": Bei jedem Funk­loch fragte die Gesell­schaft die Funk­turm-Betreiber ab, ob sie dort in den kommenden drei Jahren nicht ohnehin eine Funk­sta­tion bauen wollten. Wo dies nicht der Fall war, wurde die MIG weiter tätig und führte Verhand­lungen mit Land­wirten, Forst­besit­zern und anderen Grund­stücks­eigen­tümern über Miet­ver­träge für einen Standort.

Viel Über­zeu­gungs­arbeit bei Anwoh­nern

Erster Förderaufruf der Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft Erster Förderaufruf der Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft
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Die Vorar­beiten für einen neuen Funk­mast seien aufwendig, sagt MIG-Chef Ernst-Ferdi­nand Wilms­mann. "Beim besseren Mobil­funk-Netz ist es ähnlich wie bei der Ener­gie­wende: Alle finden das Thema gut und wollen das haben - aber wenn man vor Ort einen Funk­turm bauen will, muss man bei den Anwoh­nern viel Über­zeu­gungs­arbeit leisten." Man sei aber gut voran­gekommen, in den kommenden Wochen würden zahl­reiche weitere Förder­auf­rufe gestartet.

Der Funk­mast, der gebaut werden soll, liegt in der Markt­gemeinde Lam im baye­rischen Land­kreis Cham an einem Wald­rand. Besu­cher einer Feri­enhaus­anlage sowie Wanderer sollen dort 4G-Empfang bekommen.

Die Grün­dung der bundes­eigenen Gesell­schaft MIG war umstritten. Der dama­lige Bundes­ver­kehrs­minister Andreas Scheuer (CSU) musste dafür scharfe Kritik einste­cken, etwa vom Bundes­rech­nungshof.

Der digi­tal­poli­tische Spre­cher der Grünen im Bundestag, Maik Außen­dorf, sagte heute, dass die Arbeit der MIG samt Unter­stüt­zungs­maß­nahmen für Kommunen "grund­sätz­lich nicht verkehrt gedacht" sei. "Doch bisher macht die MIG den Eindruck, eine Menge Zeit und Geld zu inves­tieren - ohne kurz­fris­tigen Nutzen für Kommunen und Verbrau­che­rinnen und Verbrau­cher." Die Gesell­schaft müsse sicht­bare Ergeb­nisse vorweisen, um die These zu wider­legen, "dass eine neue Abtei­lung bei der Bundes­netz­agentur die bessere Vari­ante gewesen wäre, statt eine neue Behörde aus dem Boden zu stampfen". Die MIG sucht noch nach geeig­neten Fach­leuten. Sie soll knapp 100 Beschäf­tige haben, derzeit sind aber nur rund 30 Menschen ange­stellt.

Über Sinn und Unsinn der Mobil­funkin­fra­struk­tur­gesell­schaft wurde in den vergan­genen Monaten immer wieder debat­tiert.

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