Zweckbestimmung

Scheuers Funkloch-Gesellschaft auch für 5G-Ausbau?

Von der neuen Mobil­funkin­fra­struk­tur­gesell­schaft des Bundes hat man bislang wenig gehört. Doch nun heißt es, sie soll länger leben als geplant - und auch für den 5G-Ausbau zuständig sein.
Von dpa /

Minister Scheuer zur Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft Minister Scheuer zur Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft
Foto: Picture Alliance / dpa
Eine neue bundes­eigene Gesell­schaft, die mit Förder­mit­teln Funk­löcher schließen will, soll länger arbeiten als gedacht. Wie aus einer Antwort des Bundes­ver­kehrs­minis­teriums auf eine parla­men­tari­sche Anfrage hervor­geht, gibt es "konzep­tio­nelle Vorüber­legungen" für die Erwei­terung des Unter­neh­mens­zwe­ckes auf den Ausbau des 5G-Mobil­funk­netzes. Bisher geht es bei der neuen "Mobil­funkin­fra­struk­tur­gesell­schaft" (MIG) mit Sitz in Naum­burg in Sachsen-Anhalt darum, bundes­weit Funk­löcher im 4G-Netz zu schließen. Hierfür sollen bis zu 5000 Mobil­funk­stand­orte errichtet und ange­bunden werden. 1,1 Milli­arden Euro stehen bereit. Zuvor hatte die Funke-Medi­engruppe berichtet.

Die Ende 2020 erfolgte Grün­dung der bundes­eigenen Funk­loch-Gesell­schaft ist umstritten. Aus Sicht von Kriti­kern - darunter den oppo­sitio­nellen Grünen - könnte die Bundes­netz­agentur die Aufgaben eben­falls über­nehmen. Dadurch würde nach Auffas­sung der Kritiker viel Geld gespart. Schließ­lich könnten bestehende Struk­turen der Netz­agentur genutzt und es müsste keine komplett neue Gesell­schaft aus dem Boden gestampft werden. Auch der Bundes­rech­nungshof posi­tio­nierte sich kritisch zur MIG.

Jahre mit Behörden-Grün­dung vertrö­deln?

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Der Grünen-Bundes­tags­abge­ord­nete Sven-Chris­tian Kindler kriti­sierte das CSU-geführte Verkehrs­minis­terium. "Statt eine neue Mega-Behörde auf den Weg zu bringen und damit Jahre zu vertrö­deln, sollte die Bundes­regie­rung den [Mobil­funk-]Unter­nehmen beim Netz­ausbau klare Vorgaben machen." Es sei nicht einzu­sehen, dass "mit Steu­ergeld die Wirt­schaft­lich­keits­lücken der privaten Netz­anbieter gestopft werden sollen". Ein leis­tungs­fähiges Mobil­funk­netz gehöre zur Grund­ver­sor­gung.

Bisher war es so verstanden worden, dass die Funk­loch-Gesell­schaft nur einige Jahre aktiv sein würde. Eine länger­fris­tige Tätig­keit war aber möglich - von dieser Möglich­keit scheint das für digi­tale Infra­struktur zustän­dige Minis­terium nun Gebrauch machen zu wollen.

Aus Reihen des Koali­tions­part­ners SPD kam eine verhal­tene Reak­tion. Der Bundes­tags­abge­ord­nete Gustav Herzog wies auf Unter­schiede beim Umgang mit den beiden Mobil­funk­stan­dards 4G (LTE) und 5G hin. Bei 5G gebe es ein großes eigen­wirt­schaft­liches Inter­esse der Tele­kom­muni­kati­ons­unter­nehmen am Ausbau. Erst mit der für 2023 oder 2024 erwar­teten Auktion von Frequenzen, die Ende 2025 auslaufen, sei absehbar, "ob für die MIG über­haupt ein Bedarf oder gar eine Notwen­dig­keit besteht", sagte Herzog. "Die MIG sollte sich durch erfolg­reiche Arbeit ganz schnell selbst über­flüssig machen."

Nach Angaben der Bundes­netz­agentur vom vergan­genen Herbst sind 96,5 Prozent der Fläche Deutsch­lands von mindes­tens einem Mobil­funk­netz­betreiber mit 4G bezie­hungs­weise LTE versorgt - es bleiben also 3,5 Prozent der Fläche, wo gar kein Empfang in diesem Über­tra­gungs­stan­dard möglich ist. Hinzu kommen "graue Flecken", wo nur ein bis zwei der drei deut­schen Mobil­funk­netze empfangbar sind - diese Löcher will die Tele­kom­muni­kati­ons­branche mit Koope­rationen unter­ein­ander schließen. Der Ausbau des ultra­schnellen 5G-Netzes ist insge­samt hingegen noch nicht sehr weit, dieser wird noch Jahre dauern.

Voda­fone star­tete inzwi­schen sein vom LTE-Stan­dard unab­hän­giges 5G-Netz. Wir konnten 5G Stan­dalone bereits einem ersten Test in Frank­furt am Main unter­ziehen.

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