Volders Statistik: Kündigungen aus finanziellen Gründen
Warum kündigten Kunden 2020 ihren Mobilfunk- oder Festnetzvertrag? Häufig aus finanziellen Gründen.
Foto: Image licensed by Ingram Image, Montage: teltarif.de
Ein Kunde hat die Möglichkeit, einen (Mobilfunk-)Vertrag abzuschließen und nach etwa 2 Jahren erstmalig zu kündigen, sofern die Mindestlaufzeit bei Unterschrift 24 Monate betrug und der Kunde rechtzeitig (fristgerecht) vorher gekündigt hatte.
Erinnerungsdienste können bei Kündigungen helfen
Warum kündigten Kunden 2020 ihren Mobilfunk- oder Festnetzvertrag? Häufig aus finanziellen Gründen.
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Es gibt Erinnerungsdienste im Internet, die bei der Kündigung behilflich sein können. Diese tun das aber oft nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern sie wollen neue Kunden und vor allem deren Daten gewinnen, um ihnen später andere Angebote machen zu können. Die sind dann entweder wirklich günstiger oder es sind Angebote, wovon auch die Vermittler etwas haben, sprich eine Provision dafür bekommen. Dadurch müssen die Angebote dann nicht unbedingt die wirklich günstigsten sein. "There is no free lunch", ist ein geflügelter Spruch der Branche.
Anbieter mit Tiefstpreisen
Es gibt sogar verzweifelte Anbieter, die ihre Preise bewusst unter die eigenen Produktions-Kosten reduzieren, nur um bei den Vermittler- und Vergleichsportalen gut dazustehen. Wenn denen später die Kalkulation "platzt", weil die neuen Kunden bei jeder Preisänderung sofort erneut weiterziehen, freut sich der Vermittler wieder über neue Provisionen. Mancher Anbieter ging dadurch sogar in die Insolvenz, weil es ihm nicht ausreichend gelang, Preiserhöhungen durchzusetzen. Und der Kunde, der eine rechtzeitige Kündigung "verschläft", zahlt am Ende drauf.
Was bedeutet die Kündigung?
Eine Kündigung kann verschiedene Bedeutungen haben: Ich will eigentlich nicht weg, aber ich will einen besseren Preis oder den bereits eingeräumten Rabatt behalten. Es kann aber auch bedeuten: Euer Kundenservice war unterirdisch, Ihr habt meine Probleme weder verstanden noch gelöst oder die Netzversorgung ist grauenhaft.
Das Jahr 2020 war schwierig
Regelmäßig gibt der Versicherungsvermittler Volders seine Kündigungsstatistik bekannt. Das vergangene Jahr 2020, so stellt man dort fest, "war schwierig, für viele Unternehmen, aber auch für viele Verbraucher." Die Pandemie zeichne sich demnach auch bei den durch Volders begleiteten Kündigungen ab. Beispielsweise hat die Fitnessbranche - wen wundert es - extrem unter den Quarantänemaßnahmen gelitten, wenn man die Kündigungsrate von 2019 mit 2020 vergleicht.
Volders verschickt auf Wunsch Kündigungen - gegen Gebühr
Der Vermittler Volders hat 15 Unternehmen gelistet, bei denen das Unternehmen im Jahre 2020 die meisten Kündigungen im Auftrag seiner Nutzer "durchsetzte". Das klingt pathetischer als es ist: Interessierte Kunden nennen Volders ihre Vertragsdaten und Volders formuliert dafür ein Kündigungsschreiben. Das können Verträge von AntiVirus-Software über E-Mail-Zusatzdienste bis hin zum Festnetz- oder Mobilfunkvertrag sein. Das Kündigungsschreiben wird auf der Webseite angezeigt und kann dann dort abgeschrieben oder kopiert werden oder man bittet Volders, gleich zum einmaligen Preis ab 5,99 Euro die Kündigung per Fax oder E-Mail zu verschicken. Als Einschreiben kostet der Spaß bei Volders 9,99 Euro - in der nächsten Postbank/DHL-Filiale wären es nur rund 2 bis 3 Euro Einschreibeporto plus Briefumschlag und Druckerpapier und etwas Wartezeit am Schalter.
Interessant klingt die "extrasichere Kündigung", die aus einem Einschreiben mit Rückschein und einer Kopie an einen Anwalt besteht, der das später bezeugen würde. Wer aber die ultimativ sichere Kündigung aussprechen möchte, beauftragt einen Gerichtsvollzieher am Sitz der Gesellschaft, der die Kündigung vorher genau durchliest und unter Zeugen eintütet und direkt im Unternehmen abgibt und sich das absolut rechtssicher bestätigen lässt. Das kostet etwa 18 Euro und ist eine wirksame Waffe, wenn "böse" Unternehmen auf bisherige Kündigungen nicht reagiert haben.
Was wurde ausgewertet?
Volders hat Handyverträge mit Internet-Zugängen, Fitness-Studios und Versicherungen oder Online Dating-Portale und Pay TV zusammengezählt. Für die Untersuchung wurden alle Kündigungen des Kalenderjahres 2020 ausgewertet, die bei dem Vertragsmanager für die jeweiligen Unternehmen eingingen.
Die Kündigungs-Hitparade
Mit circa 31.000 Kündigungen, die über Volders durchgeführt wurden, führt die Telekom das Ranking scheinbar an. Fünf Prozent aller erfassten Kündigungen im Jahr 2020 gingen bei dem Telekommunikationsunternehmen ein.
Ebenfalls wechselwillig zeigten sich die Kunden des Anbieters Vodafone, der mit rund 28.000 Kündigungen den zweiten Platz einnimmt. Zählt man aber die frisch fusionierte Unitymedia (7.051 Kündigungen) hinzu, läge Vodafone mit etwa 35.000 Kündigungen deutlich vor der Telekom.
Mit circa 23.000 Kündigungen belegt o2 bei Volders den dritten Rang.
Die Fitnessstudiokette MCFit landet im Ranking 2020 auf dem vierten Platz (circa 17.600 Kündigungen). Den fünften Rang des Kündigungs-Index belegt mit Mobilcom-Debitel ein weiteres Telekommunikationsunternehmen (etwa 16.400 Kündigungen).
Zahlen nur bedingt vergleichbar
Um qualifizierte Aussagen treffen zu können, müsste man die gesamten Kundenzahlen der genannten Anbieter und deren Kündigungsrate mit denen von Volders und deren Anteilen vergleichen. Es ist nämlich nicht gesagt, dass Volders im gleichen Verhältnis die Kündigungen erhält, wie die Kunden insgesamt beim jeweiligen Anbieter verteilt sind und wie Kunden direkt beim Anbieter kündigen.
Und außerdem: Zufriedene Kunden kündigen nicht. Leute die kündigen wollen, bedienen sich vielleicht erst dann eines Vermittlers, wenn sie vorher mit einer "normalen" Kündigung schlechte Erfahrungen gemacht haben.
Hauptkündigungsgrund: Finanzielle Gründe
Der Vertragsmanager Volders hat seine Kunden nach ihren Kündigsmotiven befragt. Es geht oft ums Geld.
Grafik: volders.de
Nichtsdestotrotz sind einige Aussagen interessant: In erster Linie wurden "finanzielle Gründe" als häufigster Anlass zur Kündigung genannt, wobei sich diese Aussage mit 21 bzw. 22 Prozent bei allen drei Mobilfunkanbietern gleicht. Mussten Betroffene aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage ihre Ausgaben auf den Prüfstand stellen, um bei sinkenden Einkommen über die Runden kommen?
Preis-Leistungsverhältnis zu schlecht?
Das schlechte Preis-Leistungs-Verhältnis wurde bei allen drei Anbietern als dritthäufigste Ursache (Telekom: 7,3 Prozent, Vodafone: 6,6 Prozent, o2: 4,9 Prozent) beklagt, was ja in etwa auch der preislichen Realität der Anbieter entspricht. Oder andersrum: Die Kunden, die kündigen, finden die Preise des bisherigen Anbieters gegenüber der Konkurrenz als "nicht gerechtfertigt".
Fast 20 Prozent aller Kündigungen bei Tk-Anbietern
Die Kündigungshitparade von Volders. Zählt man Unitymedia zu Vodafone liegt der fusionierte Anbieter vor der Telekom.
Grafik: volders.de
Die Hälfte der Top Ten der Unternehmen, die 2020 die meisten Vertragsbeendigungen aufzuweisen haben, stellen die großen Telekommunikationsanbieter. Dabei machen die Kündigungen dieser Branche rund 18,5 Prozent aller Vertragsbeendigungen des gesamten Jahres aus. Zu diesem Ergebnis trägt auch der Konzern 1&1 bei, der mit etwa 14.800 Vertragsbeendigungen auf dem achten Platz des Rankings landet.
Insgesamt sind diese Zahlen nicht überraschend. Schließlich ist fast jeder Bundesbürger bei (mindestens) einem Telekommunikationsanbieter Kunde.
Pay-TV auf dem Prüfstand
Aber auch der Pay-TV-Anbieter Sky legte im Vergleich zum Jahr 2019 (ca. 14.500 Vertragsbeendigungen) um rund vier Prozent an Kündigungen zu und klettert damit von Platz acht auf Platz sechs.
Auch das ist plausibel: Längst haben die Kunden gemerkt, dass beispielsweise Sky mit attraktiven Angeboten wirbt, die sich nach einer Mindestlaufzeit empfindlich verteuern und offenbar nicht so einfach zu kündigen sind. Hinzukommt, dass bestimmte Inhalte, wie z.B. Sportübertragungen, aufgrund der Pandemie ausgefallen sind.
Weg mit dem Zeitungsabo
Auf den Rängen neun und zehn folgen der Zeitschriften-Abonnement-Anbieter PVZ sowie die (Handy-, Kleingeräte-) Versicherung "Wertgarantie AG" mit knapp 15.000 bzw. rund 11.600 durch Volders vermittelte Kündigungen. WeightWatchers (möchte beim Gewicht abnehmen helfen) komplettiert diese zehn Unternehmen mit etwa 9.200 Verbrauchern, die den Service nicht länger in Anspruch nehmen wollten.
Was bewirken die Zahlen?
Mathias Rhode, Marketing Chef bei Volders, findet, dass seine Zahlen einen "Überblick über die Bewegungen in den einzelnen Branchen sowie einen Einblick in die Bedürfnisse der Verbraucher" geben könnten. Die Entwicklungen am Markt sowie die Kündigungsgründe der Verbraucher seien gut ables- sowie nachvollziehbar.
Rhode hofft, dass die Unternehmen die Kritik berücksichtigen und ihre Leistungen auf mögliche Verbesserungen evaluieren überprüfen.
Wer ist Volders?
Volders bietet sich als "Vertragsmanager zum Verwalten oder Kündigen von Verträgen an", und möchte "alternative Angebote" vermitteln. Dabei werden Dienstleister – von Mobilfunk- über Stromanbieter bis hin zu Versicherungen betreut. Das Startup mit Sitz in Berlin wurde 2014 von Jan Hendrik Ansink gegründet und beschäftigt 50 Mitarbeiter, die mehr als 1,6 Millionen Nutzer betreuen.
Wegen neuer AGBs des Messenger-Dienstes WhatsApp schauen sich viele Kunden nach Alternativen um. Eine schriftliche Kündigung dabei nicht notwendig.