Gerechtigkeit

IFA Medienwoche: Julian Assange kämpferisch trotz Hausarrest

Wikileaks-Sprecher wurde live zugeschaltet
Von Ralf Trautmann

Julian Assange während der IFA-Videokonferenz Julian Assange während der Videokonferenz bei der IFA-Medienwoche.
Bild: teltarif.de
Der Auftritt galt vorab als Highlight der Medienwoche, einer Konferenzreihe abseits der Messestände auf der IFA in Berlin: Julian Assange hielt - live zugeschaltet aus Großbritannien - eine Keynote um Thema Zukunft der digitalen Öffentlichkeit. Assange, der in der Öffentlichkeit wie kein anderer als Vertreter von Wikileaks bekannt ist, steht seit neun Monaten auf einem Anwesen unter Hausarrest.

Julian Assange während der IFA-Videokonferenz Julian Assange während der Videokonferenz bei der IFA-Medienwoche.
Bild: teltarif.de
Das meiste, was Assange vorzutragen hatte, ist bereits inhaltlich aus zahlreichen Statements bekannt. Vor allem eins wird aber sehr schnell deutlich: Die vermeintlich große Mission hat Assange trotz seiner aktuellen Situation nicht hinter sich gelassen. Es gehe um mehr als Transparenz, es gehe um Gerechtigkeit - so beschreibt er die Tätigkeit von Wikileaks. Dafür müsse man die Pläne und Handlungen der Anderen verstehen, und genau hierzu trage Wikileaks bei. Entsprechend kontert Assange den Vorwurf, angesichts der Gefahr solcher Veröffentlichungen sei keine Diplomatie mehr möglich: "Korruption, Mord, Kriegsverbrechen sind Realität", so Assange. Es sollte nichts geben, was nicht potenziell ans Licht der Öffentlichkeit kommen könnte - das halte die Agierenden zurück.

Angst vor freier Meinungsäußerung gebe es nicht nur in Ländern wie China, sondern auch in vermeintlich "modernen" Staaten - die Reaktionen auf Wikileaks-Veröffentlichungen in den vergangenen Jahren zeigten dies eindrucksvoll. So seien Task Forces in verschiedenen Ländern gegründet worden, um Wikileaks zu bekämpfen. Doch in modernen Staaten gebe es weitere Möglichkeiten für eine Zensur durch die Hintertür: "Sie können mit Visa oder Mastercard an den Ku-Klux-Klan spenden, Pornographie und Folterwerkzeuge kaufen, aber keine Free-Speech-Organisation unterstützen", so Assange. Medien-Organisationen könnten in solchen Systemen eben auch in den Bankrott getrieben werden.

Risiken eingehen für Größeres

So überzeugt Assange von seiner Grundidee ist, so eindeutig geht er auch mit Kritik um. Zwar weist Assange Verantwortung für Probleme der Vergangenheit weitgehend von sich, so auch in Bezug auf einen Konflikt mit der Zeitung Guardian, bei dem über einen Journalisten ein Passwort zur Entschlüsselung von Originaldepeschen bekannt wurde und damit potenziell Informanten gefährdet worden seien: Die Schuld liege bei der Zeitung, alles in allem habe man seitens Wikileaks alles getan, was nötig gewesen sei.

Doch es klingt unschwer durch: Auch potenzielle Risiken müssten für übergeordnete Ziele eingegangen werden - kein Wunder, wenn man solche Ziele wie Assange vor Augen hat.

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