Whistleblower

Chelsea Manning kommt frei

Die Whistleblowerin Chelsea Manning kommt frei - der scheidende US-Präsident verkürzte die Haftstrafe für die Wikileaks-Informantin.
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Eine Unterstützerin drückt ihre Solidarität mit der Whistleblowerin Chelsea Manning aus Eine Unterstützerin drückt ihre Solidarität mit der Whistleblowerin Chelsea Manning aus
Bild: dpa
Der scheidende US-Präsident Barack Obama hat die 35-jährige Haftstrafe für die Whistleblowerin Chelsea Manning verkürzt. Wie das weiße Haus mitteilte, dürfe die ehemalige Wikileaks-Informantin das Gefängnis am 17. Mai verlassen.

Chelsea Manning hatte als Soldat Bradley Manning im Irak gedient und der Enthüllungsplattform Wikileaks Hunderttausende geheime Militärdokumente zugespielt. Die daraufhin verhängte 35-jährige Haftstrafe wegen Spionage und Verrats trat Manning im Mai 2010 an. Manning lebt mittlerweile als Frau. Die 29-Jährige sitzt im US-Militärgefängnis in Fort Leavenworth, in dem ansonsten nur Männer inhaftiert sind.

Chelsea Manning dürfte eine der bekanntesten Whistleblowerinnen der Welt sein. Geboren wurde sie 1 987 als Bradley Edward Manning. Manning erklärte im August 2013, als Frau zur Welt gekommen zu sein und dieses Geschlecht auch leben zu wollen. Eine angestrebte medizinische Angleichung ist bisher nicht vollzogen. Manning hat neben der US-amerikanischen auch die britische Staatsbürgerschaft.

Brisante Dokumente für Wikileaks

Eine Unterstützerin drückt ihre Solidarität mit der Whistleblowerin Chelsea Manning aus Eine Unterstützerin drückt ihre Solidarität mit der Whistleblowerin Chelsea Manning aus
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Manning hatte in der US-Armee einen "Top Secret"-Status. 2010 wurde sie unter dem Verdacht festgenommen, Wikileaks rund 800 000 geheime Dokumente der Armee und des Außenministeriums zugespielt zu haben. Darunter waren Aufnahmen aus Bagdad, die den tödlichen Beschuss irakischer Zivilisten und Journalisten aus einem US-Kampfhubschrauber zeigen.

Manning legte ein Teilgeständnis ab. Sie sagte, sie habe immer nur Menschen helfen wollen, aber niemals Menschen verletzen. Wikileaks-Gründen Julian Assange erklärte stets, Mannings Informationen hätten niemals Schaden für einen US-Bürger verursacht.

Mannings Haftbedingungen waren anfangs von seltener Härte. Mehrfach verlegt, war sie als einzige Frau in einem Militärgefängnis unter lauter Männern. Menschenrechtler brandmarkten ihre Haft als eine Art Folter. Einige amerikanische Politiker forderten die Todesstrafe. In der Haft soll Manning mehrfach versucht haben, sich das Leben zu nehmen. Einen Hungerstreik gab sie nach Angaben ihres Anwalts im September auf, nachdem ihr für die nähere Zukunft eine Operation zugesagt worden war.

Interessant ist nun, was Wikileaks-Gründer Julian Assange jetzt tun wird: Assange hatte in der vergangenen Woche verkündet, er werde einer Auslieferung an die USA zustimmen, sofern Obama Manning begnadigen sollte. Assange lebt seit viereinhalb Jahren in der ecuadorianischen Botschaft in London, weil er einer Auslieferung an die USA bisher um jeden Preis entgehen wollte.

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