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Domainvergabe: Vertraulicher DENIC-Bericht bei Wikileaks

25-Seiten-Dokument deckt Probleme bei der Domainvergabe auf
Von Michael Friedrichs

Wenn es nach dem Willen der DENIC ginge, wäre der vertrauliche Untersuchungsbericht wahrscheinlich nie an die Öffentlichkeit gelangt. Das Internetportal Wikileaks, dem in der Vergangenheit schon des Öfteren sensible Informationen zugespielt wurde, hat am Donnerstagabend ein 25 Seiten starkes Papier online gestellt, das die Ergebnisse der Einführungsphase sowie der Registrierungsfreigabe der neuen deutschen Kurz-Domains schonungslos zusammenfasst. Gegenüber Focus Online bestätigte DENIC-Chefin Sabine Dolderer die Echtheit der Unterlagen. Demnach sei der Bericht vor ein paar Tagen an alle Mitglieder versandt worden. Nichtdestotrotz handle es sich bei dem Bericht um eine professionelle Aufarbeitung des gesamten Domainvergabeprozesses. Sowohl die DENIC-Mitglieder als auch die Mitarbeiter der Registrierungsstelle hätten in einer nicht einfachen Situation gut mitgespielt und den Ablauf trotz aller Kritik und Fehler gut gemeistert. Zudem habe man sich bemüht, ein faires und transparentes Angebot zu schaffen und dies auch technisch durchzusetzen.

Probleme mit dem Maileingang

Neben bekannten Informationen wie beispielsweise die Änderung der bisher noch geltenden Domainrichtlinien enthält das Papier unter anderem auch Details zur Mitgliederbetreuung, eine Auswertung von Presseanfragen sowie eine Übersicht der technischen Probleme. Wie die Erstellerin des DENIC-Berichtes, der teltarif.de vorliegt, schreibt, sei ein Fehler in der verwendeten Mail-Software zur Domainbestellung auf das mangelnde Know-how der Techniker zurückzuführen. Schuld daran sei vermutlich eine zu geringe Einarbeitungszeit als auch ein zu kurzer Testzeitraum.

Fehler verhinderte Domain-Registrierung

Konkrete Erwähnung finden in dem internen Untersuchungsbericht auch zwei DENIC-Mitglieder, die bei der Vergabe am vergangenen Freitag leer ausgegangen sind. "Durch einen Fehler seitens der Registrierstelle war mein Unternehmen von der Domainvergabe quasi ausgeschlossen", sagte René Röhner, Geschäftsführer von Tevo Media aus dem schwäbischen Meitingen, gegenüber Focus Online. Deshalb verhandle seine Firma derzeit mit der DENIC über eine Entschädigungsleistung. Schließlich hätten seine Kunden rund 1.500 Domains vorbestellt und sein Unternehmen hätte keine Chance gehabt, diese -wenn auch nur teilweise - erfolgreich zu registrieren. Dass er nach Behebung des Fehlers überraschend doch noch den Zuschlag für eine zweistellige Domain bekommen habe, sei reiner Zufall gewesen, da ein anderer Registrar die Adresse wieder freigegeben habe.

Noch ein bisschen enttäuschter dürfte Hans-Peter Oswald sein. Wie aus dem Bericht hervor geht, ist der Geschäftsführer des Kölner Webhosting-Dienstleisters Secura bei der Domainvergabe komplett leer ausgegangen, weil die DENIC-Software die Annahme seiner Registrierungswünsche verweigert hat. Auch mit ihm verhandelt die Registrierstelle jetzt über eine finanzielle Entschädigung.

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