Manning vor Gericht: Mutmaßlicher Wikileaks-Informant sagt aus
Mutmaßlicher Wikileaks-Informant Bradley Manning
Bild: dpa
Der mutmaßliche Wikileaks-Informant Bradley
Manning hat sich erstmals seit seiner Verhaftung öffentlich zu Wort
gemeldet. Der US-Soldat äußerte sich in einer Anhörung
vor einem Militärgericht in Fort Meade (Maryland) zu den
Haftbedingungen nach seiner Festnahme im Mai 2010, wie amerikanische
Medien berichteten.
Der 24-Jährige hatte damals, als er bis April 2011 im Militärgefängnis von Quantico (Virginia) einsaß, über Schikane geklagt. Seine Verteidigung argumentiert, dass die schlechte Behandlung dort ausreichend gewesen sei, um eine mögliche Strafe erheblich zu mindern. Zudem sei durch die Enthüllungen kein Schaden entstanden, weshalb eine Strafe von 30 Jahre Haft für den Obergefreiten angemessen sei.
Mutmaßlicher Wikileaks-Informant Bradley Manning
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Der junge Soldat wirkte bei seiner Aussage laut
Berichten von Zuschauern nervös. Seine Angaben über die
Haftbedingungen sollen die Strategie der Verteidigung unterstützen
und einen Prozess vermeiden helfen.
Schwerster Fall von Geheimnisverrat
Dem Obergefreiten der US-Armee wird vorgeworfen, während seiner Stationierung im Irak die Internet-Plattform Wikileaks mit Tausenden geheimen Dokumenten versorgt zu haben. Wikileaks hatte die Informationen über die Kriege im Irak und in Afghanistan sowie unzählige vertrauliche Diplomatendepeschen in den Jahre 2010 und 2011 im Internet öffentlich gemacht.
Insgesamt werden Manning bislang 22 Verstöße gegen Militärgesetze vorgeworfen. Am schwersten wiegt die Anschuldigung, "den Feind unterstützt" zu haben. Die Washington Post nannte den Vorfall einen der schwersten Fälle von Geheimnisverrat in der amerikanischen Geschichte. Manning droht dafür lebenslange Haft. Ein Prozess ist nach bisherigem Stand für das kommende Jahr geplant.
Medienberichten zufolge hat sich Manning bereiterklärt, sich in weniger schwerwiegenden Anklagepunkten schuldig zu bekennen. Das könnte nach Ansicht von Rechtsexperten seine Chance erhöhen, vergleichsweise glimpflich davonzukommen. Um wegen Unterstützung des Feindes verurteilt zu werden, müsse die Anklage vorsätzliches Handeln nachweisen - was schwierig sei. Die zuständige Richterin stimmte den Bedingungen bereits zu, unter denen sich Manning teilweise schuldig bekennen könnte. Aber das sei noch keine Entscheidung darüber, ob das Gericht das Schuldbekenntnis an sich akzeptieren werde und die Anklage bereit sei, die restlichen Anklagepunkte fallen zu lassen.
In der Aussage des 24-Jährigen in der Anhörung ging es nicht um die Vorwürfe an sich, sondern ausschließlich um die bisherige Zeit in Untersuchungshaft. Manning war im Irak festgenommen und zunächst rund zwei Monate in Kuwait festgehalten worden. Danach verbrachte er neun Monate in Einzelhaft in einem Militärgefängnis in Quantico, bevor er schließlich unter etwas gelockerten Haftbedingungen in ein Gefängnis in Kansas verlegt wurde.
Während der Haft: Manning habe an Selbstmord gedacht
Dem Sender CNN zufolge schilderte Manning, dass er in Kuwait mehrfach an Selbstmord gedacht habe. "Meine Welt schrumpfte zu diesem Käfig zusammen. Ich dachte, ich werde in diesem Käfig sterben", sagte Manning mit Blick auf die Zelle, in der er damals festgehalten wurde.
Besonders beklagte er sich aber über die Haftbedingungen in Quantico, wo er wegen mutmaßlicher Selbstmordgefahr anfangs ständig unter Beobachtung stand. Er sei 21 Stunden, manchmal bis zu 23 Stunden ohne jede Gesellschaft gewesen, zitierte CNN Manning.
Anfangs habe man ihm seine Brille weggenommen, ohne die er nicht sehen könne, und wenn er geschlafen habe, dann immer mit Licht außen vom Flur in seinen Augen. Um Toilettenpapier habe er jedes Mal bitten müssen - es sei ihm in seiner Zelle verweigert worden, nachdem ein anderer Häftling es gezielt gekaut und sich dadurch erstickt habe, zitierten weitere Medien aus Mannings Aussage.