Starlink: Bestell-Homepage für Deutschland freigeschaltet
Um Internet in entlegene Regionen zu bringen, müssen heute noch Leitungen gelegt werden. Das ist in Zentraleuropa irgendwie machbar, aber in größeren Regionen, wo es nichts gibt oder Kupferkabel als "wertvoll" angesehen und gerne "geklaut" werden, ein Problem.
Eine Lösung wäre Internet via Satellit. Das gibt es schon, aber aufgrund der riesigen Entfernungen zu geostationären Satelliten (36.000 km) kein Vergnügen, weil die Laufzeiten (Ping) zu lange und die Satelliten in ihren Kapazitäten begrenzt sind.
Viele Satelliten
Die Lösung: Viel tief fliegende Satelliten. Ein System ist Starlink, gegründet vom Tesla-Elektroauto- und Raumfahrt-Pionier Elon Musk. Starlink hat von der Bundesnetzagentur eine Sendelizenz bekommen und hat vor wenigen Tagen seine Homepage auch für Deutschland freigeschaltet.
Auf starlink.com kann man sich anmelden, als Adresse bittet Starlink um den Google-Maps-Kurzcode, sofern die normale Postadresse nicht funktionieren sollte.
Start Mitte bis Ende 2021?
Internet per Satellit: Sind damit alle Probleme gelöst? Starlink hat Deutschland für Bestellungen freigeschaltet.
Screenshot: www.starlink.com
Starlink plant - laut Homepage - das Zielgebiet (Deutschland) Mitte bis Ende 2021 zu erschließen und weist darauf hin, dass die Verfügbarkeit zunächst limitiert sein wird. Bestellungen werden nach dem "First come - first served" (wer zuerst kommt...) Prinzip bearbeitet. Man werde eine Nachricht bekommen, wenn Starlink bereit ist, die notwendige Hardware zu verschicken. Je nach Standort des Kunden könne es bis zu 6 Monate dauern, bis die Aufträge ausgeführt werden könnten.
Starterset 499 Euro
Für 499 Euro soll der Nutzer eine speziell für Starlink entwickelte und gefertigte Sat-Schüssel inklusive Receiver bekommen, die über Kabel noch mit dem heimischen Router und einer Spannungsversorgung verbunden werden muss. Versand und Anschaltung sollen einmalig 59 Euro kosten, monatlich wären dann 99 Euro zu bezahlen. In den USA werden die gleichen Zahlen - aber in US-Dollar (1 US-Dollar = ca. 0,82 Euro) genannt.
Starlink-App testet Empfangsqualität
Mit einer Starlink-App (für iOS und Android) ist über die Kamera im Handy und die GPS-Lokalisierung einfach nachprüfbar, ob eine Netzabdeckung mit Starlink vor Ort in Frage kommt. Einfach am gewünschten Standort das Handy in den Himmel richten, den Anweisungen folgen und darauf achten, dass nichts die Sicht zum Himmel versperrt.
Erste Berichte stimmen zuversichtlich
Nach ersten Erfahrungsberichten im Internet sollen im Moment 20-50 MBit/s im Downstream bei 20 bis 50 ms Ping möglich sein. Die Montage der Anlage sei denkbar einfach. Man solle die Schüssel im Garten oder auf einem Hausdach mit freier Rundumsicht zum Himmel aufstellen und anschließen. Dann würde sich die Einheit mit dem nächstbesten Satelliten verbinden und die notwendige Konfiguration herunterladen.
Derzeit, so die Berichte weiter, seien auch noch kurzzeitige Aussetzer von wenigen Sekunden bis Minuten denkbar, weil das System noch im Beta-Test-Betrieb läuft. Deswegen sei Videostreaming oder Sprachtelefonie (VoIP) über das System derzeit noch nicht möglich oder nicht zu empfehlen.
Bisherige Angebote langsam und überlastet
Bisherige Internet-per-Satellit-Angebote, etwa über Eutelsat oder andere Satelliten litten oft an langen Ping-Zeiten und teilweise geringen Downloadraten oder schwer nachvollziehbaren Datenmengenbegrenzungen, weil die Ressourcen des Satelliten zu schnell erschöpft waren. Auch der Kundenservice verschiedener Anbieter sei mitunter ziemlich haklig bis nicht vorhanden gewesen, kann man im Netz lesen.
Einsteigen oder noch warten?
Wer völlig abseits von Infrastruktur lebt, könnte über eine Satelliten-Anbindung nachdenken. Abschreckend wirken hier natürlich die knapp 500 Euro Einstandspreis, bevor man online gehen kann. Die Homepage spricht von einer "Geld zurück" (fully refundable) Option. Die auf der englischen Homepage genannten AGBs entsprechen im Detail auch noch nicht europäischen Vorgaben hinsichtlich Garantieansprüchen oder den Vorgaben der DSGVO und dürften sich im Laufe der Zeit noch ändern, Vertragspartner wird eine Starlink-Tochter in Irland sein.
Eine Schule mit Glasfaser: Vor der Tür, aber nicht im Gebäude, weil der zuständige Landkreis eigene Pläne verfolgt.