Fernsehen

TV-Empfang: Satellit und Kabel sind rückläufig

Auf den Medi­entagen München wurden die Video-Trends 2023, Nach­folger des Digi­tali­sie­rungs­berichts, präsen­tiert. Während der TV-Empfang über das Internet weiter zulegt, verlieren Kabel und Satellit an Reich­weite. Diese Entwick­lung bringt für die Programm­anbieter neue Heraus­for­derungen.
Von Marc Hankmann

Die aktu­ellen Video-Trends 2023 belegen, dass die Verbrei­tung von Bewegt­bild­inhalten über das Internet immer beliebter wird. Dagegen sind Kabel und Satellit rück­läufig. Laut Video-Trends nutzen 15,9 Millionen TV-Haus­halte das Kabel­netz, um fern­zusehen. Das entspricht 41 Prozent. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 43 Prozent. Der Empfang über Satellit verlor ein Prozent­punkt und liegt mit 16,4 Millionen Haus­halten bei 42 Prozent. Terrestrik und IPTV liegen stabil bei sechs (2,1 Millionen Haus­halte) bzw. 12 Prozent (4,6 Millionen Haus­halte).

Auf den Medientagen München diskutierten Medienschaffende die Entwicklung der TV-Empfangswege. Während Satellit und Kabel rückläufig sind, gewinnt die Verbreitung über das Internet an Reichweite. Auf den Medientagen München diskutierten Medienschaffende die Entwicklung der TV-Empfangswege. Während Satellit und Kabel rückläufig sind, gewinnt die Verbreitung über das Internet an Reichweite.
Foto: Marc Hankmann
Aber: In fast drei Vier­teln der deut­schen TV-Haus­halte steht mindes­tens ein Fern­seh­gerät, das mit dem Internet verbunden ist (Connected TV). Mit 74 Prozent ist Connected TV die am weitesten verbrei­tete Zugangs­form zu Bewegt­bild­inhalten. So steigt auch die Zahl der Haus­halte, die diese tradi­tio­nellen Zugangs­wege über­haupt nicht mehr nutzen (Connected TV only). Laut Video Trends 2023 sind es derzeit 3,1 Millionen Haus­halte (knapp 8 Prozent). Das entspricht unge­fähr 4,7 Millionen Personen. Laut Video Trends 2023 gaben 7,9 Millionen Personen an, in Zukunft nur noch über das Internet fern­zusehen.

TV-Einstieg über eine Benut­zer­ober­fläche nimmt zu

Tanja Hüther, Leiterin des ARD Distributionboards, sieht in der Auffindbarkeit der eigenen Programmangebote aktuell "eine der größten Herausforderungen" Tanja Hüther, Leiterin des ARD Distributionboards, sieht in der Auffindbarkeit der eigenen Programmangebote aktuell "eine der größten Herausforderungen"
Foto: Marc Hankmann
Dieser Trend bedeutet auch, dass in immer weniger Haus­halten nach dem Einschalten des Fern­sehers ein laufendes TV-Programm auf dem Bild­schirm erscheint. Inzwi­schen steigen 40 Prozent über eine Benut­zer­ober­fläche in die Medi­ennut­zung ein, wie Bernd Riefler, Gründer und CEO von veed analy­tics, auf den Medi­entagen München erklärte. Daher ist die Frage, wie Programme vom Zuschauer gefunden werden können, aktuell „eine der größten Heraus­for­derungen“ für Tanja Hüther, Leiterin des ARD Distri­buti­ons­boards. Diese Frage soll durch die Regu­lie­rung zur Auffind­bar­keit von Programmen mit beson­derer Rele­vanz (Public Value) beant­worten. Die bishe­rige Umset­zung der Public-Value-Regu­lie­rung bezeich­nete Thorsten Schmiege, Präsi­dent der Baye­rischen Landes­zen­trale für neue Medien (BLM), auf den Medi­entagen als „ernüch­ternd“. Er verglich die Situa­tion mit der Impres­sums­pflicht für Webseiten, mit der anfangs auch niemand etwas habe anfangen können, die nun aber ein Stan­dard für seriöse Websei­ten­betreiber ist.

Die Video-Trends 2023 unter­strei­chen die Wich­tig­keit der Public-Value-Regu­lie­rung. Laut der Umfrage halten es 63 Prozent der deut­schen TV-Haus­halte für nütz­lich, dass es Programme von beson­derer Qualität gibt, die auf den Benut­zer­ober­flä­chen der Fern­seher leicht auffindbar sind. Die Aussa­gekraft wurde jedoch von den Diskus­sions­teil­neh­mern kritisch hinter­fragt, da schließ­lich jeder etwas anderes unter „beson­derer Qualität“ versteht. „Das kann ja auch die Fußball-Bundes­liga sein“, warf etwa Elke Walt­heim, Execu­tive Vice Presi­dent Content bei Sky Deutsch­land, ein. Auch BLM-Präsi­dent Schmiege räumte ein, dass es schwierig sei, den Begriff Public Value für TV-Nutzer konkret begreifbar zu machen.

Wie gut die Sender nach der neuen Regel wirk­lich auffindbar sind, hat teltarif.de bereits im Sommer getestet.

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