Starlink: Elon Musk will die Welt online bringen
Mit Iridium gibt es bereits ein globales Satelliten-Netz für Breitband-Internet.
Foto: Iridium
Besonders in Großstädten gibt es ein Phänomen, das sich Lichtverschmutzung nennt. Der Nachthimmel ist aufgrund von künstlichen Lichtquellen in Metropolen teils so hell, dass selbst Astronomen den Sternenhimmel nicht mehr beobachten können. Doch womöglich könnte es gar noch viel schlimmer kommen: In den nächsten Jahren werden voraussichtlich sage und schreibe rund 12.000 Satelliten im Rahmen des Starlink-Netzwerkes von Elon Musk um die Erde kreisen. Die ersten 60 Satelliten an Bord einer SpaceX Falcon 9 Rakete wurden Ende Mai vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral erfolgreich in den Low Earth Orbit transportiert.
Bereits später war zu beobachten, wie sich die Satelliten gleich einer Perlenkette durch den Nachthimmel zogen. Für Astronomen ist das Projekt von Elon Musk, der schon immer durch spektakuläre Innovationen auffiel, alles andere als eine gute Nachricht. So befürchtet beispielsweise die International Astronomic Union (IAU), dass vor allem die Radioastronomie nachhaltig gefährdet wird. Zwar könne das menschliche Auge die Satelliten wohl nicht direkt wahrnehmen, doch für bodenbasierte Teleskope seien sie durchaus ein großes Problem, monieren die Astronomen. Elon Musk selbst beirrt die Kritik allerdings keineswegs. "Die Versorgung von über 3,3 Milliarden Menschen ohne Internet auf der Welt ist wichtiger, als die geäußerten Bedenken der Astronomen. Dies ist das größere Wohl", teilte Musk auf seinem Twitter-Kanal mit. Doch ist ein solches Mega-Projekt wirklich nötig? Schließlich gibt es bereits zwei interessante Alternativen:
Iridium Certus
Mit Iridium gibt es bereits ein globales Satelliten-Netz für Breitband-Internet.
Foto: Iridium
Die zweite Generation des globalen Satelliten-Netzwerks Iridium ermöglicht erstmals breitbandige Internetverbindungen. Ursprünglich sollte der Dienst gerade auch die telefonische Kommunikation in abgelegenen Orten der Erde sicherstellen. Insbesondere auf Polarexpeditionen oder in der Sahara gehörten die klobigen "Handys" samt dicker Antenne quasi zur Grundausstattung. Certus als Weiterentwicklung bietet IP-basierte Dienste, die sich entweder stationär oder mobil nutzen lassen, wobei der Datendurchsatz je nach Anwendungsszenario variiert. Bezogen auf das L-Band sind hier maximal 1,4 MBit/s möglich. Das ist natürlich im Vergleich mit heutigen DSL- und Glasfaseranschlüssen alles andere als ein großer Geschwindigkeitsrausch, für entlegene Regionen der Erde dennoch ein großer Schritt nach vorn. Iridium zählt hier sicherlich zu den attraktivsten Lösungen, da das System bereits weltweit vergleichsweise stabil funktioniert und damit seit Jahren Erfahrungen im praktischen Betrieb gesammelt werden konnten.
Inmarsat IsatHub
Bereits etwas länger im Betrieb ist Inmarsat IsatHub, welches bereits 2015 einem Praxistest von teltarif.de unterzogen wurde. Im Gegensatz zu Iridium ist der Dienst allerdings in erster Linie auf die mobile Nutzung ausgerichtet, was dementsprechend einige Nachteile mit sich bringt. Dies wäre zunächst die geringere Geschwindigkeit. Der mobile Telefonie- und WLAN-Hotspot schafft gerade einmal 384 kBit/s. Große Downloads oder gar HD-Streaming fällt damit natürlich flach. Auf der anderen Seite ist die benötigte Hardware gegenüber Iridium deutlich kompakter und lässt sich entsprechend leicht transportieren, was für den vorgesehenen Nutzen in entlegenen Regionen der Erde sicherlich mehr als förderlich ist. Inmarsat gilt darüber hinaus als einer der globalen Satellitenbetreiber mit besonders langjähriger Expertise, insbesondere auch in der maritimen Kommunikation. Dieses Know-how fehlt Elon Musk und Starlink, da SpaceX bislang lediglich als Dienstleister Satelliten ins All transportierte.
Faktor Geschwindigkeit
Bisherige Satellitennetze verursachen einerseits weniger "Weltraumschrott", andererseits bieten sie eben auch wenig Bandbreite. Schafft Elon Musk es tatsächlich, ein vergleichbares Netz mit günstiger Hardware, niedrigen monatlichen Fixkosten sowie höheren Bandbreiten bis zu 1 GB/s pro Nutzer zu starten, wäre dies in der Tat eine gewaltige Revolution für viele bislang schlecht versorgte Regionen der Erde. Dennoch bleibt am Ende die Frage im Raum stehen, ob man dies auf Basis heutiger Technologie nicht mit den bereits am Markt vorhandenen Lösungen effizienter umsetzen könnte.
Übertragung der Starlink-Mission aus Cape Canaveral: