Erfahrungsbericht: Mein neuer Glasfaseranschluss
Vor der Deutschen Glasfaser surfte ich mit 100 MBit/s über Super-Vectoring der Deutschen Telekom im Internet. An der Verbindung gab es nichts auszusetzen, ich war nah genug am Verteilerkasten dran, um die gebuchte Bandbreite tatsächlich zu erhalten. Aber Glasfaser ist eben Glasfaser, und so stand für mich schon vor der ersten Info-Veranstaltung der Deutschen Glasfaser Anfang 2020 fest, dass ich wechseln werde.
So sieht's unter dem Bürgersteig aus. Was macht der Tiefbauer wohl mit unserer 60 m langen Einfahrt?
Foto: MH Media
Gedanken machte ich mir allerdings um die Lage unseres Hauses. Es befindet sich ca. 60 Meter von der Straße entfernt. Ein gepflasterter Weg führt zu uns. Die Antwort auf meine Nachfrage bei der Info-Veranstaltung, wie weit eine Erdrakete kommt, beruhigte mich keinesfalls: Zehn Meter. Ich sah bereits sechs große Löcher in unserem Weg. Ganz so schlimm kam es dann aber nicht.
Vorvermarktung und Hausbegehung
So sieht's unter dem Bürgersteig aus. Was macht der Tiefbauer wohl mit unserer 60 m langen Einfahrt?
Foto: MH Media
Im März 2020 schloss ich den Vorvertrag mit der Deutschen Glasfaser über 300 MBit/s ab. Der Netzbetreiber musste die Vorvermarktung zweimal verlängern, um auf die 40 Prozent Abschlussquote zu kommen. Immerhin hat die Telekom unsere Stadt mit Super-Vectoring ausgebaut und auch Vodafone bietet bei uns Breitband jenseits der 100 MBit/s an. Das Problem war die Innenstadt mit ihren vielen Mietshäusern. Sie wurde dann auch zunächst ausgelassen und der Glasfaserausbau startete außerhalb der Innenstadt.
Ende Januar 2021 fand bei uns die Hausbegehung statt. „Alles kein Problem“, war die Aussage des Kommunikationstechnikers. Deutsche Glasfaser hatte für die Hausbegehungen und auch für die Installation des Glasfaseranschlusses im Haus einen Dienstleister engagiert. Die Glasfaser sollte über den sogenannten Mehrspartenanschluss, eine gebündelte Hauseinführung für Strom, Wasser, Gas etc., in unseren Hauswirtschaftsraum geführt werden. Der Techniker zerstreute meine Bedenken wegen des Pflasters und meinte, der Tiefbauer können die Leitung der Telekom verwenden, um die Glasfaser von der Straße bis zum Mehrspartenanschluss zu schießen. Dennoch wollte ich das auch gerne vom Tiefbauer hören, weswegen ich den Techniker bat, meinen Kontaktwunsch an den Tiefbauer weiterzuleiten.
Kommunikationsprobleme mit dem Kommunikationsexperten
Leider war mein Kontaktwunsch im Protokoll zur Hausbegehung nicht vermerkt. Dafür stand dort, dass ich den Leitungsweg eigenverantwortlich installieren würde. Es handelt sich um die Strecke zwischen dem Hausübergabepunkt (HÜP), hier kommt die Glasfaser aus dem Boden in unserem Hauswirtschaftsraum an, und dem GF-TA/NT, zwei an der Wand zu montierende Geräte (Teilnehmeranschluss und Netzwerkabschluss). Außerdem war der Standort des HÜP mit „Ansonsten“ vermerkt.
Erste Anzeichen, dass da was kommt: kryptische Zeichen und Zahlen auf dem Bürgersteig
Foto: MH Media
Es dauerte ein paar E-Mails, bis mir der Dienstleister versicherte, mein Kontaktwunsch sei weitergeleitet worden. Das „Ansonsten“ bedeutete nur, dass der HÜP im Hauswirtschaftsraum installiert wird und Leitungswege waren auch keine zu installieren, da sich HÜP, GN-TA und NT alle in einem Raum befinden. Also musste ich nur noch abwarten, bis sich der Tiefbauer bei mit meldet.
Zwei Monate lang geschah jedoch nichts. Inzwischen hatte ich aus dem Bekanntenkreis einige Geschichten gehört: Bautrupps standen ohne Ankündigung vor der Tür, plötzlich gab es Löcher in Einfahrten und vor Haustüren, die mehrfach auf- und wieder zugemacht wurden, von den Bauarbeitern sprach nur einer gebrochenes Deutsch etc. Daher rief ich lieber selbst beim Tiefbauer an. Der sagte mir dann auch, was ich befürchtete: Das Pflaster müsse aufgenommen werden. Ich bat den Kommunikationstechniker von der Hausbegehung zu klären, ob nicht doch, wie er es sagte, die Telekom-Leitung genutzt werden könnte. Er sicherte mir zu, die Sache zu klären.
Das russische Wort für Rohr
Letztendlich hörte ich nichts mehr von ihm. Anfang Juni 2021 stand dann der Tiefbauer vor unserer Tür. Er wollte ein Kopfloch an unserer Hausecke ausheben, um von dort per Erdrakete bis zu dem Punkt an unserer Hauswand zu kommen, wo sich der Mehrspartenanschluss befand. Glücklicherweise brauchte es auf unserem Weg insgesamt nur drei Löcher, um die Glasfaser bis an unser Haus zu führen. Ich gab die Genehmigung für das Kopfloch. Der Plan war, dass ein Bautrupp das Loch und ein weiterer den Hausstich am Mehrspartenanschluss durchführt.
Es folgten einige kryptische Markierungen auf dem Bürgersteig und unseren Weg. Auch der Weg der Glasfaserleitung wurde aufgezeichnet. Mir fiel auf, dass er eine Abwasserleitung, die entlang unseres Hauses verläuft, kreuzt. Sicherheitshalber zeichnete ich mit Kreide reichlich amateurhaft den ungefähren Verlauf der Abwasserleitung auf unser Pflaster und schrieb in Deutsch, Englisch, Rumänisch, Russisch und Polnisch das Wort Rohr (auch in kyrillischen Schriftzeichen) zwischen die Linien. DeepL sein Dank! Ich vermute, die Mitarbeiter des Tiefbauers waren etwas amüsiert ob meiner zeichnerischen Kreativität, als sie mir in lupenreinem Deutsch versicherten, dass das Kopfloch die Tiefe des Abwasserrohrs nicht erreiche.
Ein Teil des Mehrspartenanschlusses ist freigelegt. Aber ist das der Anschluss für die Telekom?
Foto: MH Media
Glasfaser im Keller! In welchen Keller?
Ein paar Tage nachdem das Kopfloch ausgehoben war, kam auch schon der zweite Bautrupp und machte sich an unserer Hauswand zu schaffen. Nachdem sich der Vorarbeiter die Stelle für den Hausstich sowie unseren Hauswirtschaftsraum angeschaut hatte, druckte ich ihm morgens die Baupläne unseres Erdgeschosses mit der Lage des Mehrspartenanschlusses aus. Gegen Mittag waren dann zwei neue Löcher vorhanden: eines direkt neben dem Kopfloch und eines vor unserer Hauswand.
Am Nachmittag sprach ich den Mitarbeiter an, der am Loch an unserer Hauswand beschäftigt war. Äußerst erstaunt war ich über seine Bemerkung, die Glasfaser müsse in den Keller. „Wir haben keinen Keller“, erwiderte ich. Jetzt war er erstaunt. Auch ihm druckte ich die Baupläne aus. Um aber den Mehrspartenanschluss freizulegen, müsse er morgen noch einmal wiederkommen, sagte er kurz vor dem Feierabend.
Der Kunde muss den Anschluss freilegen! Wie bitte?!?
Tags darauf blieb die Baustelle vor unserer Haustür jedoch unberührt. Am Tag danach rief ich zweimal beim Tiefbauer an. Ein Rückruf des für unseren Ort zuständigen Bauleiters wurde mir zugesagt. Der meldete sich auch am nächsten Tag und versicherte, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Vier Tage lang geschah nichts, sodass ich wieder beim Bauleiter anrief. Eine Woche nach der Aushebung an unserer Hauswand stand der Bauleiter mit dem Vorarbeiter vor unserer Tür.
Zu meiner Verwunderung teilte mir der Bauleiter mit, dass sie die Glasfaser nicht über Mehrspartenanschlüsse verlegen. Den Anschluss müsse der Kunde freilegen. Das war mir neu, denn darüber hatte der Techniker bei der Hausbegehung kein Wort verloren. Schließlich machte sich der Vorarbeiter ans Werk. Der in mir aufsteigende Unmut verflog – zunächst.
Endlich geschafft: die Glasfaser (orange) am Mehrspartenanschluss im Hauswirtschaftsraum.
Foto: MH Media
Am Nachmittag hatte der Mitarbeiter den Mehrspartenanschluss freigelegt – zumindest einen Teil davon. Leider war nicht ersichtlich, welcher Zugang nun zu wählen sei, durch den die Glasfaser in den Hauswirtschaftsraum geführt werden kann. Der Mitarbeiter klopfte im Hauswirtschaftsraum, ich horchte am Bauloch draußen, ich klopfte im Raum, der Mitarbeiter lauschte – so ging es ein paar Mal hin und her. Bis er sich entschloss, den Mehrspartenanschluss etwas weiter freizulegen und dann auf die Telekom-Leitung stieß. Von da an war es kein Problem mehr. Zum Feierabend schaute die Glasfaser in unserem Hauswirtschaftsraum aus dem Boden.
Der Anschluss, die Aktivierung…
Eineinhalb Monate später kam dann ein neuer Kommunikationstechniker, der in unserem Hauswirtschaftsraum die Geräte für den GF-TA/NT montierte und sie mit der Glasfaser verband. Lediglich die Verbindung per LAN-Kabel zwischen dem Netzwerkabschluss und dem Router musste ich übernehmen. Als ich den Techniker nach etwaigen Zugangsdaten fragte, hob er nur die Hände. „Da halten wir uns raus“, sagte er.
Letztendlich brauchte ich die Daten auch nicht. Nach dem Anschluss meines Routers konnte ich im Internet surfen – mit maximal 70 MBit/s, wie erste Messungen ergaben. Nach etwas Googeln schaltete ich den Energiesparmodus für die LAN-Ports am Router aus, der die Bandbreite auf 100 MBit/s drosselte. Schon brausten die Daten mit 300 MBit/s auf meinen Rechner. Webseiten bauten sich in einem Rutsch auf, ohne dass etwas nachgeladen werden muss oder ich warten muss, bis ich scrollen kann.
…und die Überraschung
Eine Überraschung gabs dann doch noch. Im Vorvertrag mit der Deutschen Glasfaser hatte ich die Portierung unserer Festnetznummer angegeben. Für die Portierung schickte mir die Deutsche Glasfaser die entsprechenden Daten zu, die ich im Router eingeben muss. Aber: Die Telekom nimmt die Portierung erst vor, wenn der Vertrag mit ihr ausgelaufen ist. Das dauert noch ein halbes Jahr. Der Betrieb des Telekom-Telefonanschlusses ohne DSL des Bonner TK-Konzerns ist nicht möglich.
Nicht gerade die Bandbreite, die bei Glasfaser erwartet wird. Schuld war der Energiesparmodus für die LAN-Ports des Routers.
Screenshot: MH Media
Um über die Telekom-Festnetznummer weiterhin erreichbar zu sein, habe ich im Telekom-Kundenportal eine Weiterleitung auf die Rufnummer eingerichtet, die uns die Deutsche Glasfaser zugewiesen hatte. So kann man uns weiterhin unter unserer bekannten Festnetznummer erreichen, aber wir telefonieren mit der neuen Rufnummer heraus. Die neue Rufnummer hat mir die Deutsche Glasfaser ebenfalls per Post mitgeteilt. Die Zugangsdaten musste ich aber an der Hotline erfragen.
Insgesamt lief also nicht alles perfekt, aber im Nachhinein doch besser, als ich es in meinem Umfeld gehört und selbst erwartet hatte. Ich frage mich allerdings, wie es gelaufen wäre, wenn ich im hohen Rentenalter wäre, nicht im Homeoffice arbeiten würde oder mich Technik und Router-Einstellungen nicht interessieren würden? Sie haben auch einen Glasfaseranschluss, aber bei Ihnen lief einiges anders? Schreiben Sie einen Kommentar unter diesem Artikel ins Forum. Ich bin gespannt auf Ihre Erfahrungen.
Der größte Kabelnetzbetreiber Vodafone kündigte unlängst an, 500.000 Haushalte für Gigabit-Geschwindigkeiten fit zu machen. Die Düsseldorfer sind aber nicht die einzigen mit Kabelnetzen. Auch die Telekom versorgt Haushalte über die Kabelbuchse mit TV und Internet. Sie schließt nun zu Vodafone auf.