Vereinfachung

Bayern entbürokratisiert Mobilfunkausbau

Die Politik fordert seit Jahren ein besseres Netz und beginnt ihre Haus­auf­gaben zu machen: Eine Entbü­rokra­tisie­rung der Geneh­migungen von Sende­masten.
Von mit Material von dpa

Der baye­rische Wirt­schafts­minister Hubert Aiwanger hatte die Netz­abde­ckung in Bayern nach­messen lassen und heftige Kritik am mangel­haften Ausbau geübt.

Zeit­gleich senkt Bayern die Hürden für die Aufstel­lung neuer Mobil­funk­masten.

Mindest­abstand außer­orts entfällt

Bayerns Staatsregierung entbürokratisiert das Baurecht für Mobilfunkantennen. Ministerpräsident Markus Söder (rechts) und sein Stellvertreter Hubert Aiwanger (links). Aiwanger erneuerte seine Kritik. Bayerns Staatsregierung entbürokratisiert das Baurecht für Mobilfunkantennen. Ministerpräsident Markus Söder (rechts) und sein Stellvertreter Hubert Aiwanger (links). Aiwanger erneuerte seine Kritik.
Foto: Picture Alliance/dpa
Außer­halb von Ortschaften sollen die bishe­rigen Mindest­abstands­rege­lungen entfallen. Zudem sollen künftig mehr Sende­masten ohne Bauge­neh­migung errichtet werden können: Außer­halb von Ortschaften bis zu einer Höhe von 20 Metern (bisher waren 15 Meter zulässig), im Innen­bereich bis zu einer Höhe von 15 Metern (bisher 10 Meter). Das teilte Bayerns Baumi­nister Chris­tian Bern­reiter (CSU) heute nach einem Kabi­netts­beschluss mit. Mit dieser Ände­rung der Bauord­nung setzt die baye­rische Staats­regie­rung eine Ankün­digung aus dem Herbst um. Endgültig müssen die neuen Regeln noch vom Landtag gebil­ligt werden.

Mobil­funk­ausbau beschleu­nigen und verein­fachen

"Wir sind uns einig: Der Ausbau des Mobil­funk­netzes in Bayern muss beschleu­nigt und verein­facht werden", sagte Bern­reiter. "Wir brau­chen einen flächen­deckenden und beschleu­nigten Ausbau des Mobil­funks." Dass der Mobil­funk überall im Frei­staat einwand­frei funk­tio­niere, sei für den Wirt­schafts­standort Bayern und für die Sicher­heit und die Lebens­qua­lität der Bürge­rinnen und Bürger unver­zichtbar.

Tempo­räre Masten ohne Bauge­neh­migung

Eine Bauge­neh­migung ist künftig grund­sätz­lich nicht mehr für tempo­räre Masten nötig, wenn diese für maximal zwei Jahre aufge­stellt werden. "Damit wollen wir errei­chen, dass bestehende Versor­gungs­lücken im Mobil­funk­netz schnell und unbü­rokra­tisch geschlossen werden", sagte Bern­reiter. Für Masten, für die es auch weiter eine Bauge­neh­migung braucht, wird nach seinen Worten eine "Geneh­migungs­fik­tion" einge­führt: "Das heißt, dass ein Mast auto­matisch sechs Monate nach Einrei­chung der Unter­lagen als geneh­migt gilt, wenn bis dahin keine Geneh­migung erteilt ist." Ohnehin sollten alle Bauge­neh­migungs­ver­fahren beschleu­nigt werden.

Keine Abstriche bei der Sicher­heit

"Die Ände­rungen dienen der Beschleu­nigung und Verein­fachung des Verfah­rens", fügte Bern­reiter hinzu. "Abstriche bei der Sicher­heit gibt es aller­dings nicht, darauf bestehen wir." Auch bei geneh­migungs­freien Masten seien die Betreiber verant­wort­lich dafür, dass alle recht­lichen Vorgaben einge­halten würden, betonte der Minister. Als Beispiele nannte er den Brand­schutz und die Stand­sicher­heit.

Aiwanger wieder­holt Kritik

Wirt­schafts­minister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) warf den Netz­betrei­bern - wie schon zuvor - eine lücken­hafte Versor­gung vor. Sie erfüllten im Frei­staat die Auflagen der Bundes­netz­agentur nicht. Die Behörde - die selbst zu lange "Schön­rech­nerei" betrieben habe - müsse deshalb jetzt Straf­zah­lungen prüfen, forderte er.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Wenn der Entwurf des baye­rischen Kabi­netts in Gesetze gegossen wird, hat die Politik verstanden, auf was es ankommt. Eine maxi­male Entbü­rokra­tisie­rung: Die Geneh­migungs­fik­tion, die Masten auto­matisch geneh­migt, wenn vom Amt nicht binnen 6 Monaten wider­spro­chen wird.

Die Netz­betreiber müssen nun bauen, was irgend­mög­lich ist, um dem Fern-Ziel "Flächen­deckung" näher zu kommen. Ob 20 m Bauhöhe für einen Mast immer reichen werden, ist noch die Frage. Die Netz­betreiber bauen gerne wenige höhere Masten, um Kosten zu sparen. Um eine bessere Signal­qua­lität zu errei­chen, müssten die Antennen aber näher zu den Nutzern und wären dann auch nicht so auffällig.

Jede Woche geben wir einen Über­blick über den Netz­ausbau.

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