Internet-Fernsehen

Telekom sucht Kunden für ihr IPTV-Produkt Entertain

Kundenprognosen nochmals nach unten korrigiert
Von Marie-Anne Winter

Vor zwei Jahren startete die Telekom ihre Internet-Fernseh-Angebote unter der damaligen Produktbezeichnung T-Home. Eigentlich sollte es schon im Sommer 2006 losgehen, das Projekt hatte aber von Anfang an mit Verzögerungen zu kämpfen. Aber nicht nur die komplizierte Struktur der deutschen Rundfunklandschaft und die komplexe Technik stellten die Telekom vor immer neue Probleme, auch die Kunden machten nicht wie erwartet mit. Studien bescheinigten den Europäern wenig Neigung, für das Fernsehen im Internet zu bezahlen. Schon kurz nach dem Start schraubte die Telekom ihre Erwartungen zurück. Die damals erwartete Kundenzahl wurde tatsächlich erst im Jahr danach erreicht.

Mit neuen IPTV-Tarifen zur diesjährigen CeBIT versuchte der Konzern sein dümpelndes Fernsehprodukt Entertain attraktiver zu machen, doch auch die niedrigere Eingangsschwelle war vielen Kunden noch zu hoch. Auch Schnupperangebote und Sonderaktionen scheinen die erhoffte Wirkung zu verfehlen: Laut Informationen der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) soll die Telekom inzwischen damit rechnen, dass nicht einmal die bereits schon einmal abgesenkte Zahl von 500 000 Kunden zum Jahresende erreicht wird. Vielmehr sei nur noch von etwa 400 000 Web-TV-Nutzern die Rede. Offiziell halte die Telekom zwar weiterhin am anvisierten Ziel fest, aber unter der Hand würde von "sehr ambitionierten" Vorgaben gesprochen.

Hoffen aufs Weihnachtsgeschäft

Anlässlich der IFA veröffentlichte die Deutsche TV-Plattform Kundenzahlen für das Internetfernsehen in Deutschland: Insgesamt nutzen Ende August 300 000 Haushalte Internet-TV. Davon entfiel der Löwenanteil auf die 250 000 Kunden der Telekom, weitere 20 000 waren mit Alice bei HanseNet. Beim größten Wettbewerber Arcor sollen es nur "wenige Tausend" Kunden sein, die das IPTV-Paket gebucht haben. Daher will die Telekom nun das Weihnachtsgeschäft nutzen, um bis zum Jahresende noch einigermaßen gut dazustehen.

Ob die jüngste Aktion, bei der die Kunden, die sich für einen Entertain-Anschluss entscheiden, einen HDTV-Receiver mit eingebauter Festplatte kostenlos bekommen, die Menschen dazu bewegt, massenhaft auf IPTV umzuschwenken, darf bezweifelt werden. Das ist vielleicht auch ganz gut für die Telekom, denn das Gerät soll laut FTD im Einkauf 150 Euro kosten. Das eigentliche Problem dürfte vielmehr sein, dass die Menschen in Deutschland einfach nicht einsehen, für etwas zu bezahlen, das sie auf anderem Weg bereits ohne Zusatzkosten (abgesehen von der GEZ-Gebühr) bekommen.

Der inzwischen nahezu flächendeckende Ausbau von DVB-T bringt das "Überallfernsehen" tatsächlich überall hin. Außerdem sind die Kabelnetze gut ausgebaut und werden von immer mehr Haushalten nicht nur zum Fernsehen, sondern auch für den Internet-Zugang und zum Telefonieren genutzt - hier wird die Telekom eher noch Marktanteile abgeben müssen, anstatt welche zu gewinnen. Und nicht zuletzt ändert auch eine immer reichhaltigere Auswahl an Sendern bei den Pay-TV-Angeboten wenig daran, dass man sich kaum mehr als ein Programm gleichzeitig ansehen kann. Die Nutzungsdauer fürs Fernsehen ist gerade bei jüngeren Zuschauern sogar rückläufig. Laut Media Control ging 2007 die durchschnittliche Fernsehzeit gegenüber dem Vorjahr um 4 auf täglich 208 Minuten zurück. Computerspiele, das Surfen im Internet oder Musikhören konkurrieren mit dem Fernsehkonsum. Und wer unbedingt per Internet fernsehen möchte, kann bereits auf eine Vielzahl von Angeboten zugreifen, die ebenfalls ohne Zusatzkosten genutzt werden können - Informationen dazu finden Sie in einem aktuellen Übersichtsartikel.

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