Einsicht

Internet-TV: Telekom schraubt eigene Ziele zurück

Bis Ende des Jahre 2007 soll es sechsstellig werden
Von Marie-Anne Winter

Die Deutsche Telekom hat große Erwartungen mit dem neuen Triple Play-Angebot T-Home verknüpft. Mit dem Paket aus Breitband-Internet, Festnetzanschluss und Internetfernsehen soll der grassierende Kundenschwund im Festnetz gestoppt werden. Endlich nun ist T-Home am Start - und gleich schraubt der Konzern die Erwartungen zurück. Wie das Handelsblatt heute berichtet, sagte Kai Höhmann, Leiter Strategie und Internationales bei der Festnetzsparte T-Com: "Wir werden bis Jahresende bei einer knapp sechsstelligen Kundenzahl sein." Bis Ende 2007 soll sie deutlich sechstellig sein. Bislang wollte die Telekom bis Ende 2007 eine Million Kunden für ihr Internetfernsehen gewinnen.

Die Telekom überträgt die Fernsehprogramme nur über sein neues VDSL-Hochgeschwindigkeitsnetz. Die Telekom will das Netz so weit ausbauen, dass sie bis Ende des Jahres sechs Millionen Haushalte erreicht - allerdings will sie dafür auch die Herausnahme des neuen Netzes aus der Regulierung. Die Mitbewerber und die zuständige EU-Kommission verlangen aber eine Regulierung beim VDSL-Netz. Das zähe Ringen um die so genannten Regulierungsferien für die Telekom belastet den weiteren Netzausbau. Bisher erreichen die schnellen Leitungen nur gut drei Millionen Haushalte in zwölf Städten.

Das bedeutet, dass die Telekom sehr viele der potentiellen VDSL-Kunden tatsächlich auch mit ihren Angeboten überzeugen muss, um auf nur die herabgesetzten Ziele zu erreichen. Die Preise für T-Home inklusive IPTV liegen derzeit zwischen 80 und 110 Euro monatlich.

Preis und Leistung

Beim Konkurrenten Hansenet gibt es ein ungefähr vergleichbares Angebot mit 30 Pay-TV-Sendern und 16 MBit/s schon für knapp 65 Euro, ein Basis-Paket mit den üblichen, frei empfangbaren Fernsehsendern per IPTV, Breitband- und Telefonanschluss samt DSL- und Telefonie-Flatrates gibt es beim Hamburger Festnetzanbieter schon für knapp 50 Euro pro Monat. Hier gibt es allerings nur eine Bandbreits von 4 MBit/s, außerdem ist dieses Angebot nur in Hamburg erhältlich.

Die Reichweite und die Bandbreite bei den T-Home-Angeboten ist allerdings deutlich höher. Bei der Telekom gibt man sich gelassen: Man lasse sich nicht auf einen Preiskampf ein. Die Frage bleibt trotzdem, mit welchen Argumenten die Kunden dann für T-Home gewonnen werden sollen: Das Fernsehen allein kann nicht das schlagende Argument sein, denn das gibt es in den mit VDSL versorgten Gebieten ohnehin, sei es per DVB-T, per Kabel oder per Satellit. Gerade in den Ballungsgebieten zahlen viele den Kabelanschluss schon zusammen mit der Miete, wer sich mit dem Grundangebot zufrieden gibt, kauft sich für ein paar Euro einfach einen DVB-T-Empfänger. Dass Triple Play überschätzt werde, ist schon seit einiger Zeit in der Branche zu hören.

Dennoch werden die Anstrengungen der Telekom im Internetfernsehen in der Fernsehbranche sehr ernst genommen. "So bald die Telekom über die Grenze von 100 000 Kunden springt, wird sie zu einem relevanten Marktteilnehmer", zitiert das Handelsblatt einen Insider aus dem Privatfernsehen. Vor allem der Bezahlsender Premiere und die Kabelkonzerne Kabel Deutschland und Unity Media (Ish und Iesy) würden die Telekom genau beobachten. Die Kabelnetzbetreiber gehen bereits seit einiger Zeit den umgekehrten Weg: Sie rüsten ihre Netze auf, um Internet- und Telefonie per TV-Kabel anzubieten - damit wäre dann der Telekom-Anschluss überflüssig.