Huawei sagt dem Festnetz den Kampf an
Auf dem Global Mobile Broadband Forum in Tokyo hat Ken Hu, Deputy Chairman des Boards von Huawei, die Mobilfunk-Netzbetreiber aufgefordert, ihre Dienste (auch) als Festnetz-Ersatz anzubieten. Er sprach von den 1,3 Milliarden Haushalten weltweit, für die gar kein Festnetz verfügbar ist, und die weiteren 0,3 Milliarden Haushalte, für die die verfügbare Geschwindigkeit mit unter 10 MBit/s nach heutigen Standards nicht mehr ausreicht.
Ken Hu nennt den mobilen Festnetz-Ersatz WTTx ("Wireless to the
X", "mobil bis zum Übergabepunkt"), in Anlehnung an den im
Festnetz-Bereich etablierten Begriff
FTTx. Mit FTTx werden
verschiedene Glasfaser-Technologien zusammengefasst, insbesondere
FTTH,
Fibre in the Air for Home Broadband
Bild: teltarif.de / Kai Petzke
Fibre to the Home, also Glasfaser bis direkt ins Haus und
FTTB, Fibre to the Basement/Building, also Glasfaser bis in den
Keller eines Gebäudes, von wo aus herkömmliche Kupferkabel
(zum Beispiel Ethernet oder VDSL) das Signal an die Kunden
verteilen. Mit WTTx deutet Huawei an, dass kabellose Festnetz-Ersatz-Lösungen
die Verbindung sowohl direkt zum Kunden, als auch zu einem an zentraler
Stelle installierten Router herstellen können. Allerdings wird dieser
Router dann häufiger auf dem Dach als im Keller stehen.
Warten auf 5G
In Westeuropa erscheinen die bereits heute in vielen Regionen bis an die Grenze ausgelasteten oder gar überlasteten 4G-Netze freilich wenig geeignet, um auch noch "fibre in the air" anzubieten. Hierzu werden wir also auf 5G warten müssen. Es sind zwei Eigenschaften der 5G-Netze, die diese für WTTx besonders gut geeignet machen sollen: Massive MIMO und die hohen Bänder bei 26/28 GHz oder gar 39 GHz.
Ein Softbank-Mitarbeiter erklärt Massive MIMO
Bild: teltarif.de / Kai Petzke
Massive MIMO bedeutet, dass die
Basisstation mit einer Antenne, die freilich in viele kleine
Einzelantennen geteilt ist, durch gezielte Ansteuerung der Einzelantennen getrennte und damit parallele Down- und
Upstream-Kanäle zu einzelnen Endgeräten in der Zelle aufbauen kann.
Im Optimalfall kann daher jedes Endgerät mit maximaler Down- und
Upstreamrate Daten übertragen, obwohl dutzende Endgeräte in einer
Zelle gleichzeitig aktiv sind.
Beamforming mit Massive MIMO
Bild: teltarif.de / Kai Petzke
Ken Miyauchi, Präsident und CEO des japanischen Betreibers
Softbank, berichtete auf dem Global Mobile Broadband Forum
[Link entfernt]
von der
sehr erfolgreichen Einführung von Massive MIMO bereits in deren
bestehendes 4G-Netz. In der Folge konnte Softbank ein neues
Angebot an seine Kunden machen: 20 GB im Monat für
60 US-Dollar, also nur 20 Prozent teurer als das bisherige
Angebot von 5 GB monatlich für 50 US-$.
Massive MIMO ist eine der 5G-Technologien, die bereits
in 4G-Netzen implementiert werden kann. Freilich werden optimierte
Kanalcodes in den 5G-Netzen die Leistungsfähigkeit von MIMO und
Beamforming im Vergleich zu den 4G-Netzen optimieren.
Huawei-Chef Ken Hu auf dem Global Mobile Broadband Forum 2016 in Tokyo
Bild: teltarif.de / Kai Petzke
In den bestehenden 4G-Netzen sind die Bänder maximal 20 MHz
breit. Datenraten von etwas über 1 GBit/s werden nur durch die
Bündelung mehrerer Bänder erreicht, zum Beispiel aus einem 10 MHz
breiten Band bei 800 MHz und drei je 20 MHz breiten Bändern
bei 1800, 2100 und 2600 MHz, entsprechend 70 MHz
Gesamt-Bandbreite. 5G wird hingegen Bandbreiten von bis zu
1 000 MHz = 1 GHz ermöglichen - freilich bei extrem
hohen Frequenzen von 26/28 GHz bzw. 39 GHz. Pro Nutzer
können bei diesen Frequenzen mehrere Gigabit pro Sekunde erreicht werden.
Bei direkter Sichtverbindung zwischen Basisstation und Endgerät des
Nutzers - hier kommt der eingangs bereits erwähnte Router auf dem
Dach wieder ins Spiel - werden gemäß den Tests von Huawei
Bitraten jenseits von
2 GBit/s sogar in zwei Kilometern Entfernung von der Basisstation
erreicht.