Kabelersatz

Huawei sagt dem Festnetz den Kampf an

WTTx: Funk statt Faser und Kupfer: Welche Eigenschaften der 5G-Netzwerke sollen künftig Kabel überflüssig machen?
Von dem Global Mobile Broadband Forum 2016 in Tokio berichtet

Auf dem Global Mobile Broadband Forum in Tokyo hat Ken Hu, Deputy Chairman des Boards von Huawei, die Mobilfunk-Netzbetreiber aufgefordert, ihre Dienste (auch) als Festnetz-Ersatz anzubieten. Er sprach von den 1,3 Milliarden Haushalten weltweit, für die gar kein Festnetz verfügbar ist, und die weiteren 0,3 Milliarden Haushalte, für die die verfügbare Geschwindigkeit mit unter 10 MBit/s nach heutigen Standards nicht mehr ausreicht.

Ken Hu nennt den mobilen Festnetz-Ersatz WTTx ("Wireless to the X", "mobil bis zum Übergabepunkt"), in Anlehnung an den im Festnetz-Bereich etablierten Begriff FTTx. Mit FTTx werden verschiedene Glasfaser-Technologien zusammengefasst, insbesondere FTTH, Fibre in the Air for Home Broadband Fibre in the Air for Home Broadband
Bild: teltarif.de / Kai Petzke
Fibre to the Home, also Glasfaser bis direkt ins Haus und FTTB, Fibre to the Basement/Building, also Glasfaser bis in den Keller eines Gebäudes, von wo aus herkömmliche Kupferkabel (zum Beispiel Ethernet oder VDSL) das Signal an die Kunden verteilen. Mit WTTx deutet Huawei an, dass kabellose Festnetz-Ersatz-Lösungen die Verbindung sowohl direkt zum Kunden, als auch zu einem an zentraler Stelle installierten Router herstellen können. Allerdings wird dieser Router dann häufiger auf dem Dach als im Keller stehen.

Warten auf 5G

In Westeuropa erscheinen die bereits heute in vielen Regionen bis an die Grenze ausgelasteten oder gar überlasteten 4G-Netze freilich wenig geeignet, um auch noch "fibre in the air" anzubieten. Hierzu werden wir also auf 5G warten müssen. Es sind zwei Eigenschaften der 5G-Netze, die diese für WTTx besonders gut geeignet machen sollen: Massive MIMO und die hohen Bänder bei 26/28 GHz oder gar 39 GHz.

Ein Softbank-Mitarbeiter erklärt Massive MIMO Ein Softbank-Mitarbeiter erklärt Massive MIMO
Bild: teltarif.de / Kai Petzke
Massive MIMO bedeutet, dass die Basisstation mit einer Antenne, die freilich in viele kleine Einzelantennen geteilt ist, durch gezielte Ansteuerung der Einzelantennen getrennte und damit parallele Down- und Upstream-Kanäle zu einzelnen Endgeräten in der Zelle aufbauen kann. Im Optimalfall kann daher jedes Endgerät mit maximaler Down- und Upstreamrate Daten übertragen, obwohl dutzende Endgeräte in einer Zelle gleichzeitig aktiv sind.

Beamforming mit Massive MIMO Beamforming mit Massive MIMO
Bild: teltarif.de / Kai Petzke
Ken Miyauchi, Präsident und CEO des japanischen Betreibers Softbank, berichtete auf dem Global Mobile Broadband Forum [Link entfernt] von der sehr erfolgreichen Einführung von Massive MIMO bereits in deren bestehendes 4G-Netz. In der Folge konnte Softbank ein neues Angebot an seine Kunden machen: 20 GB im Monat für 60 US-Dollar, also nur 20 Prozent teurer als das bisherige Angebot von 5 GB monatlich für 50 US-$. Massive MIMO ist eine der 5G-Technologien, die bereits in 4G-Netzen implementiert werden kann. Freilich werden optimierte Kanalcodes in den 5G-Netzen die Leistungsfähigkeit von MIMO und Beamforming im Vergleich zu den 4G-Netzen optimieren.

Huawei-Chef Ken Hu auf dem Global Mobile Broadband Forum 2016 in Tokyo Huawei-Chef Ken Hu auf dem Global Mobile Broadband Forum 2016 in Tokyo
Bild: teltarif.de / Kai Petzke
In den bestehenden 4G-Netzen sind die Bänder maximal 20 MHz breit. Datenraten von etwas über 1 GBit/s werden nur durch die Bündelung mehrerer Bänder erreicht, zum Beispiel aus einem 10 MHz breiten Band bei 800 MHz und drei je 20 MHz breiten Bändern bei 1800, 2100 und 2600 MHz, entsprechend 70 MHz Gesamt-Bandbreite. 5G wird hingegen Bandbreiten von bis zu 1 000 MHz = 1 GHz ermöglichen - freilich bei extrem hohen Frequenzen von 26/28 GHz bzw. 39 GHz. Pro Nutzer können bei diesen Frequenzen mehrere Gigabit pro Sekunde erreicht werden. Bei direkter Sichtverbindung zwischen Basisstation und Endgerät des Nutzers - hier kommt der eingangs bereits erwähnte Router auf dem Dach wieder ins Spiel - werden gemäß den Tests von Huawei Bitraten jenseits von 2 GBit/s sogar in zwei Kilometern Entfernung von der Basisstation erreicht.

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