Hintergrund

Katastrophen: Wie lange halten Telekom-Stationen durch?

Die Flut­kata­strophe hat gezeigt, wie verwundbar Tele­kom­muni­kati­ons­netze sind - viele Bürger machen sich nun Gedanken über Ausfall­sicher­heit und private Notfall-Vorsorge. Die Telekom beant­wortet Fragen dazu.
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Nach der Flut: Die unterschiedlichen Baustellen der Telekom visualisiert in einer Grafik Nach der Flut: Die unterschiedlichen Baustellen der Telekom visualisiert in einer Grafik
Bild: Deutsche Telekom
Während der verhee­renden Flut­kata­strophe im Westen Deutsch­lands hat teltarif.de - wie viele andere Medien - über die Zerstö­rungen berichtet, und auch darüber, wie die Netz-Infra­struktur teils unter aben­teu­erli­chen Bedin­gungen wieder­her­gestellt wurde und immer noch wird.

Doch obwohl die akuten Meldungen zu dieser Kata­strophe etwas abge­ebbt sind, blieben bei vielen Bürgern Fragen zurück. Die Kata­strophe hat gezeigt, wie anfällig Teile der Tele­kom­muni­kations- und Internet-Infra­struktur sind. Viele stellen sich die Frage: Worauf kann man sich denn noch verlassen, wenn Netze ausge­fallen sind?

Wich­tige Fragen zu Auto­nomie­zeiten und Backup-Lösungen

Ein besorgter teltarif.de-Leser wandte sich an unsere Redak­tion und bat uns, an die Telekom einige Fragen zu stellen:

Mit einem Freund, der ein kleines Hotel betreibt, machen wir uns Gedanken, wie für den Notfall vorge­sorgt werden kann. Um bei einem Strom­aus­fall wenigs­tens noch Gäste ausche­cken und Karten­zah­lungen für etwa eine halbe Stunde durch­führen zu können, genügt es ja nicht, eine oder mehrere USV zu instal­lieren, denn wenn die ganze Ortschaft keinen Strom mehr hat, dann fallen sicher­lich auch der DSLAM und die Mobil­funk-Basis­sta­tionen im Ort aus.
Konkret wollte der Leser wissen, welche Auto­nomie­zeit die Outdoor-DSLAMs haben, das heißt wie lange sie einen Strom­aus­fall über­brü­cken können. Außerdem fragte er, welche Auto­nomie­zeit die Mobil­funk-Basis­sta­tionen haben und wie lange diese noch ohne Strom weiter­arbeiten. Schließ­lich stellte sich heraus, dass der Kunde sich mit dem Gedanken trägt, einen cong­star Home­spot als Notfall-Backup-Inter­net­zugang bereit­zuhalten. Hierzu schrieb er:
Wenn ich als Backup für meinen DSL-Anschluss einen cong­star Home­spot-Tarif abschließe, ist dieser ja Standort-gebunden. Wenn ich mich recht erin­nere, wird die Empfangs­stärke von mehreren Mobil­funk­sta­tionen gemessen und daraus der unge­fähre Standort ermit­telt. Wenn durch einen örtli­chen Strom­aus­fall jetzt z. B. zwei örtliche Mobil­funk-Basen ausge­fallen sind und nur noch ein Mobil­funk­sender aus dem Nach­barort zu empfangen ist, funk­tio­niert dann das System noch? D. h., ist ein solcher Home­spot-Tarif als Backup für einen DSL-Ausfall über­haupt einsetzbar?
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Bild: Deutsche Telekom

Sehr ausführ­liche Antwort der Telekom

Die Telekom nahm sich Zeit, die Fragen des Kunden ausführ­lich zu beant­worten. Wir geben hiermit die Antwort der Telekom in voller Länge wieder:

Vielen Dank für Ihre Fragen, die ich Ihnen gern beant­worte, soweit es mir möglich ist. Nochmal eins vorweg: Die Verant­wor­tung zur Aufrecht­erhal­tung der Strom­ver­sor­gung liegt in Deutsch­land bei den Ener­gie­ver­sor­gungs-Unter­nehmen. Die Telekom unter­nimmt jedoch erheb­liche Anstren­gungen, ihre Abhän­gig­keit von externer Span­nungs­ver­sor­gung zu redu­zieren. Als Tele­kom­muni­kati­ons­betreiber erfüllen wir alle gesetz­lichen Vorgaben - ohne Abstriche. Unsere Notfall­kon­zepte gehen nach unserer Einschät­zung sogar viel­fach über die gesetz­lichen Verpflich­tungen hinaus. Klar ist aber auch: Voll­ständig funk­tio­nieren kann ein Tele­kom­muni­kations-Netz (egal ob Mobil- oder Fest­netz) nur mit einer flächen­deckenden Strom­ver­sor­gung durch die Ener­gie­ver­sorger.

Übri­gens werden die gesamte Infra­struktur und sämt­liche Produkte und Services in zentralen Manage­ment Centern rund um die Uhr über­wacht. Für die zeit­nahe Entstö­rung stehen die notwen­digen Experten im Schicht­dienst, in Rufbe­reit­schaft oder im Herbeiruf zur Verfü­gung. So können wir schnell auf Störungen im Fest­netz oder Mobil­funk reagieren und durch mobiles Disaster Reco­very Equip­ment, das an verschie­denen Stand­orten in Deutsch­land vorge­halten wird, Unter­bre­chungen in der Verfüg­bar­keit von Services mini­mieren.

Die Auswir­kungen eines Strom­aus­falls hängen gene­rell immer davon ab, welche Geräte man benutzt und wo bzw. wie groß der Strom­aus­fall ist. Wir müssen hier also mehrere Szena­rien betrachten. So kann der Ausfall des Stroms im eigenen Haus­halt bereits zum Ausfall der Kommu­nika­tions­mittel führen, auch wenn im Umfeld die Ener­gie­ver­sor­gung von den Versor­gungs­unter­nehmen noch sicher­gestellt wird. In der Regel sind die Geräte im Haus­halt vom Strom aus der Steck­dose abhängig. Das gilt für PCs, Router, Glas­faser­modem, Moni­tore, Schnur­los­tele­fone und viele andere Geräte glei­cher­maßen.

Im Fest­netz ist bei Strom­aus­fall Tele­fonie noch mehrere Stunden möglich, wenn die Kunden ein Endgerät nutzen, das keine eigene Span­nungs­ver­sor­gung über das Strom­netz benö­tigt.

Voraus­set­zung ist ein reiner Sprach­anschluss auf Basis MSAN POTS. Dieser Anschluss ist die Nach­bil­dung eines analogen Sprach­anschlusses von früher mit der aktu­ellen IP-Technik. An diesen Anschlüssen gibt es wie früher auch die soge­nannte „Fern­spei­sung“, mit der die oben erwähnten alten Analog-Fest­netz­tele­fone versorgt wurden. Kunden, die vor der bundes­weiten IP-Umstel­lung einen reinen Sprach­anschluss hatten, wurden in der Regel auf diesen Anschlusstyp umge­stellt. Breit­ban­dige Daten­kom­muni­kation oder IP-TV sind über einen solchen reinen Sprach­anschluss aller­dings nicht möglich.

Wenn der Kunde Router und/oder Endge­räte nutzt, die eine Span­nungs­ver­sor­gung benö­tigen, so kann er diese im Falle eines lokalen Strom­aus­falls mit einer eigenen unter­bre­chungs­freien Strom­ver­sor­gung (USV), z. B. Mehr­fach­steck­dosen mit Akkus, in Betrieb halten. Dann wäre bei einem lokalen Strom­aus­fall die Nutzung der Telekom-Dienste möglich, sofern diese netz­seitig zur Verfü­gung stehen.

Die für das IP-basierte Fest­netz einge­setzten Netz­ele­mente in den Multi­funk­tions­gehäusen am Stra­ßen­rand werden durch das lokale Strom­netz oder zuneh­mend mittels Fern­spei­sung aus einer lokalen Betriebs­stelle versorgt. Bei Versor­gung über das lokale Strom­netz wird eine Kurz­zeit­unter­bre­chung durch einen Akku über­brückt. Erst bei einem längeren Ausfall käme es zu einem Ausfall der Telekom-Dienste. Genaue Zeiten kenne ich leider nicht.

Klei­nere Mobil­funk­stand­orte sind in der Regel mit Batte­rien ausge­stattet, die einen Strom­aus­fall von mehreren Stunden über­brü­cken können. Zudem besteht hier die Möglich­keit, mit fahr­baren diesel­betrie­benen Netz­ersatz­anlagen zusätz­liche Zeiten eines Strom­aus­falls zu über­brü­cken.

Die größeren, zentralen Betriebs­stellen der Telekom sind in der Regel mit Batte­rien und zusätz­lich mit diesel­betrie­benen Netz­ersatz­anlagen ausge­stattet. Die Batte­rien dienen der Puffe­rung bei kurz­zei­tigen Strom­aus­fällen. Sollte die Störung länger andauern, wird mittels der Batte­rien die Zeit bis zum auto­mati­schen Anlauf der Netz­ersatz­anlagen über­brückt.

Ob ein Handy, Laptop oder ein Mobil­funk­router als Über­brü­ckung genutzt werden können, ist abhängig von der Größe und Dauer des Ausfalls beim Ener­gie­ver­sorger. In der Regel sind Ausfälle sehr selten, kurz und auch örtlich begrenzt.

Insbe­son­dere bei einem Strom­aus­fall im eigenen Haus­halt stellt die Kommu­nika­tion über die Mobil­funk­netze eine mögliche Alter­native dar. Hierbei können zusätz­liche, gela­dene Akkus oder Akku­packs die mögliche Nutzungs­dauer verlän­gern.

Zum cong­star Home­spot-Tarif kann ich leider keine Auskunft geben. Aber bei mobiler Nutzung kommen natür­lich auch Daten­sticks oder Verbin­dungen über das Smart­phone in Frage.

Eine Speedbox kann eben­falls über Mobil­funk ein lokales WLAN aufbauen. Viel­leicht wäre hier die „Flex“-Vari­ante inter­essant.

Ich hoffe, dass Ihnen und Ihrem Leser die Infos etwas weiter­helfen, auch wenn ich nicht alle gewünschten Zahlen anbieten kann.

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