Warntag 2022: Manche Handys klingelten, andere nicht
Heute Vormittag war es soweit: Um 11 Uhr sollten bundesweit testweise Warnmeldungen ausgesendet werden. Im Radio, auf dem Handy und teilweise auch auf großen Werbe-Anzeigetafeln, die in größeren Städten - etwa von Ströer oder JC Decaux - zu finden sind. Wir haben an verschiedenen Standorten und mit unterschiedlichen Endgeräten ausprobiert, ob und wie das funktioniert hat.
Warnmeldung auf der Apple Watch 7
Foto: teltarif.de
Neben aktuellen Smartphones kamen zum Teil auch ältere Handys sowie SIM-Karten aus allen drei deutschen Mobilfunknetzen zum Einsatz. Aufgrund des teils höheren Alters der Geräte bestückten wir die Handys bereits am Mittwochabend mit den für den Test vorgesehenen SIM-Karten und hängten die Mobiltelefone an die jeweiligen Ladegeräte.
Apple iOS
Problemlos empfangen konnten wir die Warnmeldung inklusive Sirenenton auf verschiedenen iPhone- und Apple-Watch-Modellen. Neben aktuellen Modellen wie iPhone 14 Pro und Apple Watch Ultra signalisierte auch ein iPhone 7, das nicht unter iOS 16.1.2, sondern unter iOS 15.7.1 läuft, die Warnung.
Im Test wurde die Warnmeldung - zusammen mit einem sehr lauten Ton - auch auf einem Apple iPhone 11 Pro, und einem iPhone 13 mini (jeweils iOS 16.1.2) sowie einer Apple Watch 7 (watchOS 9.1) empfangen. Zum Teil klingelten die Geräte schon um 10.59 Uhr - eine Minute "zu früh" - sehr intensiv.
Probewarnung auf dem iPhone 14 Pro Max
Foto: teltarif.de
Allerdings klappte die Warnung nicht in allen Fällen. So berichtete eine iPhone-12-Pro-Nutzerin, dass ihr Smartphone - trotz aktueller Firmware - nicht geklingelt hat. Auf mehreren Apple iPhones mit Software Version-15.7.1 (iPhone 6s, 6s+, SE (erste Generation)) - mit deutschen und internationalen SIM-Karten eingebucht im Telekom-Netz - tat sich hingegen nichts, obwohl die Testwarnungen eingeschaltet waren (was eigentlich nicht notwendig gewesen wäre).
Google Android
Ebenfalls problemlos konnten wir die Warnmeldung inklusive Sirenenton auf einem Nokia X20, einem Samsung Galaxy 20 Ultra, einem Samsung Galaxy S22 Ultra und auf einem Galaxy Z Flip 3 und Galaxy Z Flip 4 empfangen. Hier waren es sogar zwei Meldungen - einmal in deutscher und einmal in englischer Sprache.
Auf einem schon über fünf Jahre alten Nokia 3 mit Android 9 erreichte uns die Warnmeldung ebenfalls, obwohl offiziell Android 11 und höherwertige Betriebssystem-Versionen vorausgesetzt werden. Dahingegen meldete ein (exotisches) Unihertz Titan Slim mit Android 11 trotz eingeschalteter Warnmeldungen für alle Kategorien - nichts. Dass ein Sony Xperia (Android 6) nicht alarmierte, war zu erwarten.
Nutzer berichteten unterdessen, dass sie die Warnungen auf verschiedenen Smartphones auch empfangen haben, obwohl keine SIM-Karten im Gerät eingelegt war. Offenbar war der pure Netzkontakt - wie für den Notruf 112 - ausreichend, um die über Cell Broadcast verteilten Mitteilungen zu empfangen.
Und ältere Geräte?
Wie bereits mehrfach berichtet: Eine frühere Variante der Cell-Broadcast-Technik war bereits rund um die Jahrtausendwende in damaligen Handys verbaut, worüber die Netzbetreiber zum Teil Infodienste anboten. Auch das Genion-"Häuschen" von Viag Interkom bzw. o2 wurde über Cell Broadcast realisiert. Die Technik geriet dann aber in Vergessenheit.
Das Nokia N80 (von 2007) hat Cell-Broadcast korrekt empfangen.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Anlässlich des Warntages haben wir nun je ein Nokia N80, Nokia 7250, Nokia 6630, Nokia 6210, Nokia 6110 und Nokia 6300 wieder aus dem Schrank geholt und in Betrieb genommen. Bei allen Geräten achteten wir darauf, dass die SIM korrekt ins Netz eingebucht und der Akku geladen ist. Und bei allen tippten wir uns vorab durch die Menüs, um die damals als "Nachrichtendienst" titulierte Cell-Broadcast-Funktion überall einzuschalten. Auf den Nokia Geräten wurde unter Nachrichten/Mitteilungen der Dienst aktiviert und der Kanal ("Thema") 919 aktiviert.
Beim Nokia N80 war der Kanal ("Thema") 919 eingestellt, die Nachricht wurde korrekt empfangen.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Letztendlich blieben aber alle diese Handys stumm. Immerhin: Das Nokia N80 (Softwarestand 2007) zeigte an, eine Nachricht empfangen zu haben und nach Bestätigung wurde die offizielle Warnnachricht korrekt angezeigt. Einen Signalton gab es nicht. Das zeigt, dass die damalige Cell-Broadcast-Technik im Prinzip mit der heutigen Technik kompatibel sein könnte, man sich aber nicht darauf verlassen kann, dass Warnmeldungen auf derart alten Geräten ankommen.
Info zum Warntag auf dem Samsung Galaxy S20 Ultra
Foto: teltarif.de
Warn-Apps
Die App Katwarn meldete sich gegen 11:11 Uhr. Bei der Installation der Nina-App kam eine Fehlermeldung, dass eine Registrierung derzeit nicht möglich sei. Ähnliche Berichte finden sich im Netz.
Ein Fazit (von Henning Gajek)
Es war gut, dass der Warntag stattgefunden hat. Es zeigt sich ein uneinheitliches Bild. Manche Geräte haben die Meldungen korrekt empfangen, manche nicht. In welchem Mobilfunknetz der Kunde eingebucht war, könnte regional eine Rolle gespielt haben. In einigen Regionen blieben Handys im Telekom-Netz stumm, in einem anderen kuriosen Fall war nach der Alarm-Meldung das o2-Netz nicht mehr empfangbar. Fehler im jeweiligen Telefon oder im Netz?
Den Verantwortlichen sei empfohlen, alle Protokolle und Systeme gründlich auszuwerten, und das Experiment möglichst bald zu wiederholen. Vielleicht könnten dazu "Testnachrichten" verschickt werden, die in vielen Geräten gesondert ein- und ausgeschaltet werden können. Es dürfte noch genügend "Freiwillige" geben, die bei solchen Experimenten gerne mitmachen und so dazu beitragen können, dass eines Tages das Warnsystem wirklich funktioniert, wenn es "Ernst" wird.
Wie der Warntag über den Digitalfunk DAB+ funktioniert hat, lesen Sie in einem anderen Artikel.