Digitalradio

EWF für DAB+: Neuer nationaler Warndienst in Entwicklung

Für das Digi­tal­radio DAB+ ist ein natio­naler Warn­dienst in Entwick­lung. Zudem wird eine inter­natio­nale Stan­dar­disie­rung ange­strebt. Erste Geräte mit der soge­nannten EWF-Funk­tion werden auf der IFA präsen­tiert.
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Das Digi­tal­radio DAB+ bietet mehr als nur die Über­tra­gung von Musik und Stimme. Der Rund­funk­stan­dard ist auch in der Lage, Alarm- und Warn­mel­dungen auszu­strahlen. DAB+ könnte damit Leben retten und die Bevöl­kerung in Krisen­fällen schützen, sobald dieser Warn­dienst imple­men­tiert wird.

Verein Digi­tal­radio Deutsch­land will natio­nalen Warn­kanal

Die Mitglieder des Vereins Digi­tal­radio Deutsch­land haben sich jetzt mit breiter Mehr­heit dafür ausge­spro­chen, das inter­national normierte DAB+-System um diesen zusätz­lichen Emer­gency Warning Func­tio­nality (EWF)-Dienst zu erwei­tern. EWF-Testkanal in Erlangen EWF-Testkanal in Erlangen
Bildquelle: Youtube, Screenshot: Michael Fuhr
Vor dem aktu­ellen Hinter­grund von Natur­kata­stro­phen, wie im Ahrtal und Teilen Ober­bay­erns 2021 sowie der ange­spannten inter­natio­nalen Lage (zum Beispiel dem Krieg in der Ukraine), setzen sich die Mitglieder des Digi­tal­radio Deutsch­land e.V. für die inter­natio­nale Stan­dar­disie­rung von Warn­mel­dungen ein.

Gemeinsam mit den Programm­ver­anstal­tern, Medi­enan­stalten und Netz­betrei­bern arbeiten die Hersteller im Verein intensiv an der Entwick­lung eines öffent­lichen Warn­sys­tems über DAB+-Radio.

Akti­vie­rung aus dem Standby

Die Grund­funk­tion soll einen natio­nalen Warn­kanal als Weiter­ent­wick­lung der klas­sischen Warn­durch­sage beinhalten. Zusätz­lich zur Ton-Signa­lisie­rung und Sprach­durch­sage wird das Warn­system dazu ertüch­tigt, Empfänger aus dem Standby-Modus zu akti­vieren. Dies ist zum Beispiel bei Radio­weckern von Vorteil.

In späteren Gerä­tege­nera­tionen stehen die Barrie­refrei­heit sowie fremd­sprach­liche und erwei­terte Text­infor­mationen im Fokus. Diese können über Jour­naline, einem vom Fraun­hofer-Institut paten­tierten Dienst, bereit­gestellt werden.

Die Mitglieder des Vereins rechnen bis zur voll­stän­digen Umset­zung mit zwei bis drei Jahren. In dieser Zeit sollen die oben genannten Features entwi­ckelt, inter­national stan­dar­disiert und in Radio­emp­fän­gern verfügbar gemacht werden. Ab 2023 ist mit der Einfüh­rung von ersten Geräten zu rechnen, die einfache Alarm­durch­sagen unter­stützen.

Demons­tra­tion auf der IFA

Erste voll­ständig warn­fähige Geräte werden vom Fraun­hofer Institut und der Firma Tele­star auf der IFA präsen­tiert; weitere Hersteller sollen ab 2023 folgen. Eben­falls in Vorbe­rei­tung ist ab 2023 eine gemein­same Vermark­tung des DAB+-Warn­dienstes, in Abstim­mung mit Bund und Ländern, weiteren Markt­teil­neh­mern und dem Bundesamt für Bevöl­kerungs­schutz und Kata­stro­phen­hilfe.

In Sachsen-Anhalt, dem baye­rischen Erlangen oder in Wien gibt es bereits regio­nale EWF-Test­kanäle. Die Audio-Infor­mationen auf diesen Kanälen, etwa Warn­mel­dungen, können von allen DAB+-Radios empfangen werden, auch solchen, die nativ über keine EWF-Funk­tionen verfügen.

Neben EWF über DAB+ soll Cell Broad­cas­ting über Mobil­funk für eine bessere Bevöl­kerungs­war­nung sorgen.

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