iPhone: Apple schaltet Cell Broadcast frei
Fast unbemerkt hat der Hardwarehersteller Apple die Funktion Cell Broadcast (früher auch SMS-CB genannt) in seinen iPhones aktiviert. Nicht nur in den allerneuesten Modellen mit iOS 16.x (aktuell ist 16.1), sondern auch in älteren iPhone-Varianten, die vor wenigen Tagen noch mit iOS 15.7.1 versorgt wurden.
Aktualisierte Einstellungen
In diesen Tagen wurden die Netzbetreiber Einstellungen aktualisiert. Seitdem kann Cell Broadcast funktionieren.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Vielleicht ist manchem Nutzer vor kurzem eine Abfrage aufgefallen, ob die Netzbetreiber-Einstellungen aktualisiert werden dürfen.
Im iPhone unter Einstellungen / Allgemein / Info sind die Netzbetreiber-Profile zu finden. Je nach Modell und SIM-Karten-Provider sollten diese Einstellungen unter iOS 16.1 die Versionsnummer 52.0 (Telekom, Vodafone, o2) haben, bei iOS 15.7.1 dürfte es die Variante 50.0.1 sein. Wer in seinem iPhone in Deutschland eine ausländische SIM-Karte verwendet, könnte die "Carrier 50.0"-Variante erhalten haben. Zu finden unter "Einstellungen" / "Allgemein" / "Info" und dann nach unten blättern bis der Eintrag "Netzbetreiber" erscheint.
Update: Bei älteren iPhones mit iOS 12.5.6 (z.B. iPhone 6 oder älter) oder noch älteren Versionen (z.B. iPhone 4) funktioniert es mangels aktueller Netzbetreibereinstellungen nicht.Ende des Updates
Neues Cell-Broadcast-Menü
Im iPhone unter Einstellungen / Mitteilungen (ganz nach unten scrollen) finden sich die Einstellungen für Cell Broadcast Warnungen
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Wer nun nachschauen möchte, ob die Warnungen per Cell Broadcast auch im eigenen iPhone schon aktiviert sind, geht dazu auf "Einstellungen" (Zahnrad) gefolgt von "Mitteilungen" und scrollt dann die möglicherweise sehr lange Liste ganz nach unten, bis ans Ende der Seite.
Dort finden sich die neuen Einstellungen "Cell Broadcast Warnungen" mit drei Schaltern: "Extreme Gefahr", "Gefahreninformation" und "Testwarnungen". Letztere dürfte auf "Aus" stehen, die ersten beiden wurden automatisch auf "An" gestellt.
Der iPhone-Nutzer kann nun alles abschalten (würden wir nicht empfehlen) oder alles einschalten (inklusive Testwarnungen), falls man sich für die Technik interessiert. Vom Nutzer einstellbare SMS-CB-Kanalnummern, wie man es aus den Anfangstagen dieses Dienstes vor etwa 20 Jahren her kennen könnte, gibt es bei Apple nicht.
Nächster Warntag am 8. Dezember
Ob vor dem 8. Dezember (dem nächsten Warntag, bei dem erstmalig Cell Broadcast "ausprobiert" werden soll), noch Nachrichten verschickt werden, ist nicht bekannt.
iOS ein geschlossenes System
Was manche Anwender als Nachteil empfinden, ist bei iOS von Apple ein wesentlicher Vorteil: Der Hersteller Apple hat sein System voll im Griff und kann solche Funktionen für (alle oder bestimmte) Geräte aktivieren.
Android zerklüftet
Bei Android ist die Software-Landschaft stark zerklüftet. So ist immer noch unklar, ob man unbedingt die Messages-App von Google auf seinem Android-Handy installieren muss oder ob die "ab-Werk-vorhandene" Nachrichten-App des Handyherstellers ausreicht.
Andere Betriebssysteme
Auch bei Geräten von Huawei (oft mit stark abgespeckten Google-Programmen oder schon mit Harmony OS) ist derzeit noch nicht klar, ob und inwieweit Cell Broadcast schon implementiert und vom Nutzer aktivierbar ist.
Wer offene Systeme (wie z. B. Sailfish, Jolla, LineageOS (früher Cyanogenmod) etc.) verwendet, bekommt diese Cell-Broadcast-Informationen möglicherweise (noch) nicht.
Android Messages
Wer die Android-Messages-App installiert hat, könnte je nach Version unter dem Drei-Punkte-Menü (falls vorhanden, meist oben rechts) unter "Erweitert" die notwendigen Einstellungen aufrufen und überprüfen.
Neuere Geräte mit Android 12 könnten einen eigenen Menüpunkt "Notfallbenachrichtungen für Mobilgeräte" haben, den man unter Suche nach "Broadcast" in den Einstelllungen finden kann.
Sicherer mit Nina und/oder Katwarn?
Wer auf Nummer sicher gehen will, könnte sich wahlweise noch die Apps Katwarn und/oder Nina auf seinem Smartphone installieren, die es für iOS oder Android gibt. In freien Appstores sind die APK-Dateien auch einzeln ladbar, beispielsweise zur Installation auf google-freien Huawei- oder anderen Telefonen. Diese Lösung sollte mit Bedacht gewählt werden, denn es besteht das prinzipielle Risiko, in schlecht gewarteten App-Stores "mit Malware verseuchte" Apps einzufangen.
Nina oder Katwarn?
Die App "Katwarn" (für Android und für iOS) sei "für zielgenaue Information" ausgelegt.
"Nina" (für Android oder für iOS) soll Warnhinweise für Orte in einfacher Sprache und Informationen für Menschen mit weniger guten Deutschkenntnissen geben. Deshalb kann bei Nina die Sprache umgestellt werden, unabhängig von der Systemsprache des Smartphones. Zur Auswahl stehen neben deutsch, englisch, französisch auch spanisch, türkisch, polnisch, arabisch und russisch, jedoch (noch) nicht ukrainisch. Wurde "deutsch" ausgewählt, kann "leichte Sprache" zugeschaltet werden.
Apps wollen Standortfreigabe
Um ideal warnen zu können, ist für Katwarn oder Nina eine Freigabe des eigenen Standortes notwendig, ferner soll die App auch im Hintergrund laufen können (muss freigegeben werden), damit die Alarme auch ankommen. Cell Broadcast hingegen braucht gar keine Standortinformationen, weil die nächste Sendestation nur die für sie bestimmten Nachrichten von sich aus ausstrahlt.
Wann wird Cell Broadcast aktiviert?
Derzeit ist nicht ganz klar, ob beim bundesweiten Warntag im Dezember schon alle Bundesländer und Landkreise bereits den Warndienst per Cell Broadcast ausprobieren können oder wollen. Die verbindliche Einführung soll erst im Februar 2023 sein. Die Mobilfunknetzbetreiber haben darauf keinen Einfluss, die verbreiteten Inhalte sind alleine Sache des Bundes und der Länder.
Wie Cell Broadcast funktioniert, erklären wir in einem weiteren Artikel.