Kurz-Analyse

Telekom-Q3-Ergebnisse: Bedeutung für den Breitbandmarkt

Was bedeuten die jüngsten Quar­tals-Ergeb­nisse Q3 2023 der Deut­schen Telekom wirk­lich für die Glas­faser­aus­bau­ziele 2030? Das analy­siert unser Gast­autor Andreas Walter.
Von Andreas Walter

Die acht High­lights der Pres­semit­tei­lung vom 09.11.2023 der Deut­schen Telekom AG (DTAG) zu den Ergeb­nissen des dritten Quar­tals 2023 legen den Fokus auf die Entwick­lung des Gesamt­kon­zerns, die Attrak­tivität der T-Aktie und posi­tive Entwick­lungen in Auslands­märkten. Doch auch der deut­sche Markt wird mit einem "starken Kunden­plus bei Mobil­funk und Breit­band" erwähnt. Doch bringt diese Entwick­lung uns wirk­lich in Rich­tung Gigabit?

Bei den echten Glas­faser­anschlüssen Fiber-To-The-Home (FTTH), bei denen das Glas­faser­kabel bis in die Wohnung des Kunden reicht, hat die DTAG im dritten Quartal 700.000 neue Anschlüsse gemeldet und damit fast so viele wie in den beiden vorhe­rigen Quar­talen zusammen (800.000). Diese Anschlüsse sind jedoch größ­ten­teils gar nicht fertig gebaut, sondern enden schon an der Grund­stücks­grenze. Land­läufig als "Homes passed" bezeichnet, fehlt der kosten­inten­sive Ausbau zum und im Haus häufig. Zahlen zu fertig­gestellten Glas­faser­anschlüssen ("Homes Connected") veröf­fent­licht der Konzern nicht.

Wich­tigere Säule bleibt der DSL-Markt

Andreas Walter Andreas Walter
Bild: Dialog Consult GmbH
Die Zahl neuer Kunden auf diesen 700.000 gemel­deten Glas­faser­anschlüssen hat im dritten Quartal ledig­lich um 77.000 auf insge­samt 910.000 zuge­nommen. Dies entspricht nur 11 Prozent der neu gebauten Anschlüsse – die wohl nied­rigste Vermark­tungs­quote bislang – während sie bei den Wett­bewer­bern im Glas­faser­ausbau steigt und um den Faktor zwei bis drei höher liegt. Natür­lich wäre es der Telekom bei entspre­chender Werbung leicht möglich, mindes­tens ähnlich hohe Vermark­tungs­quoten wie der übrige Gesamt­markt zu errei­chen. Was für den übrigen Markt über­lebens­wichtig ist, scheint der Telekom aber egal oder in Wahr­heit sogar nach­teilig zu sein. Genau darauf deutet auch die gemel­dete Entwick­lung der DSL-Anschluss­zahlen hin.

Die wich­tigere Säule im Breit­band­geschäft ist und bleibt für die DTAG nämlich der DSL-Markt - also die alten Kupfer­kabel­anschlüsse mit der DSL-Technik. Im dritten Quartal sind netto 19.000 DSL-Kunden hinzu­gekommen. Unter der Annahme, dass zum größten Teil die 77.000 neuen FTTH-Kunden von Telekom-DSL migriert wurden, beträgt der DSL-Zuwachs sogar bis zu 96.000 Kunden.

Aus Telekom-Sicht ist dieses Vorgehen verständ­lich: Da das alte Kupfer­netz weit­gehend abge­schrieben ist und somit kaum Abschrei­bungen als Kosten anfallen, ist die Profi­tabi­lität eines DSL-Kunden viel größer im Vergleich zu einem Glas­faser­kunden. Bei einem FTTH-Kunden hingegen schmä­lern hohe Abschrei­bungen für den Bau der neuen Glas­faser­anschluss­lei­tungen die Profi­tabi­lität des Kunden.

Statistik The Road To Full Fibre Statistik "The Road To Full Fibre"
Bild: IDATE for FTTH Council Europe

Offenbar aus Kosten­gründen hatte die Telekom unlängst sogar ange­kün­digt, zukünftig anschluss­wil­ligen Kunden diesen nicht wie bislang fertig auszu­bauen (Homes Connected), wenn nicht auch ein Glas­faser­nut­zungs­ver­trag abge­schlossen wird (Homes Acti­vated). Auch das ist ökono­misch verständ­lich, da Inves­titionen gespart werden. Tatsäch­lich werden so andere Inves­toren abge­schreckt - es ist wie Hand­tuch­werfen und bedeutet auch, dass Digi­tali­sie­rung auf Basis eines erst noch aufwändig zu errich­tenden kompletten Glas­faser­anschlusses massiv verzö­gert wird. Deshalb bleibt Deutsch­land Spit­zen­reiter in der Statistik des FTTH-Coun­cils "The Road to Fibre – Who has the most work left to do?".

Zur Person

Andreas Walter ist geschäfts­füh­render Gesell­schafter des Bera­tungs­insti­tuts Dialog Consult GmbH. Er besitzt über 25-jährige Erfah­rung mit Markt­ana­lysen in Tele­kom­muni­kations- und Medi­enmärkten. Außerdem hat er Lehr­auf­träge an der Hamburg Media School und der Hoch­schule Rhein-Main.

Mehr zum Thema Glasfaser