Vodafone verkauft mehr Gigabit-Internetverträge
Vodafone Chef Hannes Ametsreiter bleibt "trotz Corona auf Kurs"
Foto: Vodafone Deutschland
Nach den Quartalszahlen der Telekom ist nun der Hauptkonkurrent Vodafone dran. Offenbar ist die Nachfrage nach schnellerem Festnetz-Internet mit "Gigabit"-Downloadtempo angezogen. Knapp 40 Prozent der Kabel-Neukunden hätten sich nach Angaben von Vodafone mittlerweile für diese "Maximalbandbreiten" entschieden, wie das Unternehmen heute mitteilte.
40 Prozent nehmen Gigabit
Vodafone Chef Hannes Ametsreiter bleibt "trotz Corona auf Kurs"
Foto: Vodafone Deutschland
Man kann das aber auch andersherum sehen: Mehr als die Hälfte der Neukunden verzichten (noch) auf das "sehr schnelle Internet", obwohl ihre Anschlüsse das längst hergeben sollten. Sie entscheiden sich stattdessen für günstigere Verträge, wo die möglichen Download-Geschwindigkeiten nicht so schnell sind wie die stark beworbenen Gigabit-Verbindungen über "Kabel-Glasfaser". Darunter versteht Vodafone sein Koaxkabel-TV-Kabel-Netz (HFC) nach DOCSIS-Standard, dessen Zuführungen teilweise durch echte Glasfaserleitungen ergänzt wurden.
Vodafone hat seinerzeit viel Geld für den Kauf der ursprünglichen Bundespost-Koaxkabel-TV-Netze (von Kabel Deutschland und von Kabel BW / Unitymedia) ausgegeben und diese Netze mit der DOCSIS-3.1-Technologie technisch aufgerüstet. Die Deutsche Telekom und Firmen wie die Deutsche Glasfaser setzen hingegen auf reine Glasfaser-Anschlüsse - hier sind bereits Leitungen mit Glasfaser bis in die Wohnung (FTTH) oder wenigstens bis in den Keller (FTTB) vorhanden. Die Zahl der auf TV-Koaxkabel basierenden TV-Netze der Telekom ist hingegen sehr gering.
31,4 Millionen Haushalte gigabitfähig?
Nach Schätzung des Branchenverbandes VATM soll es am Jahresende 31,4 Millionen Haushalte in Deutschland geben, die mit gigabitfähigen Festnetzanschlüsse erreichbar wären. Ihr Gigabit-Nutzungsanteil sei zwar noch gering, aus Sicht von Branchenexperten werde die Nachfrage aber langfristig deutlich steigen - dies auch wegen des höheren Datenbedarfs im Alltag.
Vodafone Geschäftsjahr startet im April
Vodafone Deutschland legte heute seine Halbjahreszahlen vor - denn das Geschäftsjahr des britischen Konzern beginnt im April eines jeden Jahres. In berichteten Zeitraum stieg der Service-Umsatz im Mobilfunk und im Festnetz in Deutschland zusammengerechnet um 1,2 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen nach Leasingkosten (Ebitda AL) wuchs um 7,7 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Angaben zum Nettogewinn machte Vodafone auch dieses Mal nicht. Bei Vodafone Deutschland arbeiten rund 16.000 Beschäftigte, davon sind 5000 in der Firmenzentrale in Düsseldorf tätig, sofern sie nicht im Homeoffice arbeiten.
Deutschland liefert 1/3 des Vodafone-Weltergebnisses
Vodafone Deutschland trägt zum Gesamtumsatz des Vodafone-Weltkonzerns ungefähr ein Drittel bei. Allerdings laufen die Geschäfte der Vodafone Group in anderen Ländern nicht sonderlich gut, weswegen Vodafone auf die Gewinne aus Deutschland angewiesen ist. Als Beispiele seien Indien genannt, wo Vodafone sich mit einem Konkurrenten zusammenschließen musste, um gegen einen noch mächtigeren Wettbewerber halbwegs bestehen zu können. In Spanien hat Vodafone seine eigenen Shops geschlossen, um Kosten zu senken, auch in Italien soll es dem Vernehmen nach nicht optimal laufen.
Netzausbau
In Deutschland ist Vodafone dabei, sein Fest- und Mobilfunknetz massiv auszubauen. Beim Netztest des österreichischen Smartphone-Magazins ist Vodafone auf Platz 3 hinter o2 abgerutscht. In Kürze wird mit Spannung der Mobilfunk-Referenz-Test der Fachzeitschrift "Connect" erwartet.
62 Millionen SIM-Karten
Vodafone sieht sich selbst als "Deutschlands größter Vernetzer" und gibt zur Begründung fast 62 Millionen SIM-Karten (davon sind viele Maschine-zu-Maschine(M2M)- oder IoT-SIM-Karten) und 54.000 neue Mobilfunk-Vertragskunden an. Die Gesamtzahl der Mobilfunkvertragskunden ("Postpaid") liege in Deutschland bei "über 19 Millionen".
Mit 5G von Vodafone sollen in Deutschland 35 Millionen Menschen surfen oder mobil telefonieren können (sofern Sie Kunde bei Vodafone sind) und das Gigabit-Netz (schnelles Festnetz für zu Hause) steht (rechnerisch) über 23 Millionen Haushalte zur Verfügung (sofern sie ihren Anschluss bei Vodafone gebucht haben). Bis 2022 sollen "rund 75 Prozent aller Gigabit-Anschlüsse in Deutschland von Vodafone" kommen, nimmt das Unternehmen für sich in Anspruch.
Vodafone Chef Hannes Ametsreiter betont außerdem, trotz Corona-Krise "auf Kurs" zu bleiben.
Zum Vergleich die Quartalszahlen der Telekom oder von o2.