Jahreszahlen

o2-Telefónica: Mehr als 1,3 Millionen neue Mobilfunkkunden

Im Reigen der Unter­neh­mens­kenn­zahlen stellt heute o2-Telefónica seine Geschäfts­ergeb­nisse für 2023 vor. o2 erwartet weiteres Wachstum.
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Aus den heute vorge­stellten Unter­neh­mens­zahlen von o2-Telefónica für das Geschäfts­jahr 2023 ergeben sich unterm Strich (nach Abzug von Kündi­gungen) mehr als 1,3 Millionen neue Mobil­funk­ver­trags­kunden. Damit betreut der Anbieter aktuell über 45 Millionen Mobil­funk­anschlüsse (einschließ­lich Service-Provider, M2M = Maschinen, Sensoren, IoT) mit Stand vom 31. Dezember 2023.

"Telefónica Deutsch­land Holding AG" ist seit 2012 an der Frank­furter Börse notiert. Im Geschäfts­jahr 2023 wurden mit rund 7500 Mitar­bei­tern ein Umsatz von 8,6 Milli­arden Euro erwirt­schaftet. Das Unter­nehmen gehört mehr­heit­lich zum spani­schen Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zern Telefónica S.A. mit Sitz in Madrid, einem der größten Tele­kom­muni­kati­ons­unter­nehmen der Welt. Die Aktio­näre könnte sich freuen, für das Geschäfts­jahr 2023 soll eine Divi­dende von 0,18 Euro je Aktie vorge­schlagen werden.

Umsätze gestiegen

o2 hat 2023 alleine 1,3 Millionen Neukunden im Mobilfunk gewonnen o2 hat 2023 alleine 1,3 Millionen Neukunden im Mobilfunk gewonnen
Grafik: o2-Telefónica
Die Umsätze bei Mobil­funk und Fest­netz seien um je 2,7 Prozent gestiegen, der Umsatz aus Hard­ware ("das neue Handy für wenige Euro") um 13,3 Prozent. Der Umsatz sei im Gesamt­jahr um 4,7 Prozent auf 8,614 Milli­arden Euro geklet­tert, das opera­tive Ergebnis nach OIBDA (nicht deckungs­gleich mit EBITDA) sei um 3,1 Prozent mehr bei 2,617 Milli­arden Euro ange­kommen. Damit habe man die eigenen Erwar­tungen für das Geschäfts­jahr 2023 sowohl beim Umsatz als auch opera­tiven Ergebnis OIBDA über­troffen.

Die guten Zahlen machen o2 Mut, man wolle den "anhal­tenden Wachs­tums­kurs" auch im Jahr 2024 fort­setzen.

5G erreicht 95 Prozent

Beim Ausbau des Mobil­funk­stan­dards 5G habe man jetzt gut drei Jahre nach der Einfüh­rung von 5G schon 95 Prozent der Bevöl­kerung erreicht. Dieser (theo­reti­sche) Wert gilt jedoch nur, sofern alle Nutzer auch Kunden bei o2 wären und über ein 5G-fähiges Endgerät und einen passenden Tarif verfügen.

Seit Oktober 2023 können tech­nisch inter­essierte Kunden mit passendem Endgerät erst­malig die 5G-Stan­dalone-Tech­nologie nutzen. Geplant ist die "landes­weite 5G-Abde­ckung" bis spätes­tens Ende 2025. Das bedeutet aber wohl nicht, dass o2 dann bundes­weit flächen­deckend, geschweige denn mit 5G, versorgen wird.

Insge­samt seien, so o2 (über alle Tech­nolo­gien, wie 2G, 4G oder 5G) 99 Prozent der Bevöl­kerung mit o2 erreichbar. Zur Abde­ckung in der Fläche machte o2 keine Angaben. Nachdem Vodafone vorgeprescht war, bietet auch o2 interessierten Kunden die 5G-SA-Technik ("5G+") an Nachdem Vodafone vorgeprescht war, bietet auch o2 interessierten Kunden die 5G-SA-Technik ("5G+") an
Grafik: o2-Telefónica

Firmen­chef Haas sieht starke Dynamik

Freude für o2-Chef Markus Haas: "Wir hatten uns für das Jahr 2023 viel vorge­nommen, und wir haben erneut gelie­fert. Die Wachs­tums­dynamik bei o2-Telefónica ist weiterhin stark. Immer mehr Menschen in Deutsch­land entscheiden sich für unser sehr gutes Netz und den ausge­zeich­neten Service. Zusammen mit unserem sehr guten Preis-Leis­tungs-Verhältnis haben wir eine hervor­ragende Ausgangs­posi­tion, um auch im Geschäfts­jahr 2024 weitere Markt­anteile zu gewinnen. Als größter Mobil­funk­anbieter treiben wir die Digi­tali­sie­rung in Deutsch­land voran. 2024 wird ein entschei­dendes Jahr für die digi­tale Zukunft unseres Landes. Das gilt vor allem für die poli­tischen und regu­lato­rischen Weichen, die dieses Jahr gestellt werden".

Ursache für die posi­tive Umsatz­ent­wick­lung sei die "anhal­tende Dynamik im Mobil­funk­ser­vice­umsatz", der um 2,7 Prozent auf 5,895 Milli­arden Euro anstieg, sowie einem weiteren Rekord­quartal bei Hard­ware-Verkäufen. Die Umsatz­erlöse aus Hard­ware klet­terten im Geschäfts­jahr um 13,3 Prozent auf 1,872 Milli­arden Euro, im 4. Quartal sogar um 24,3 Prozent. Dies sei vor allem auf die "anhal­tende Kunden­nach­frage nach hoch­wer­tigen Geräten" und nach Zubehör zurück­zuführen. Seit dem Netzstart als VIAG-Interkom vor 25 Jahren mit an Board: o2-CEO Markus Haas Seit dem Netzstart als VIAG-Interkom vor 25 Jahren mit an Board: o2-CEO Markus Haas
Foto: Picture Alliance / dpa / Sven Hoppe
Im Fest­netz­geschäft legte der Umsatz um 2,7 Prozent auf 827 Millionen Euro zu. Grund sei die starke Kunden­nach­frage nach schnellen Breit­band­anschlüssen gewesen. o2 betont, mit DSL, Kabel, Glas­faser und 5G/LTE aus seinem "o2 Home"-Programm "das brei­teste Tech­nolo­gie­angebot im Markt" zu haben, aller­dings ist nicht jede Tech­nologie an jeder Adresse in Deutsch­land tech­nisch möglich oder buchbar.

Churn-Rate: 1 Prozent

o2-Telefónica gewann im Geschäfts­jahr 2023 mehr als 1,3 Millionen zusätz­liche Mobil­funk­ver­trags­kunden. Die monat­liche Churn-Rate, also die Rate der Kündi­gungen, die sich aus Netz- oder Service­qua­litäts-, Kosten- oder anderen Gründen von o2 verab­schiedet haben, lag bei der "Kern­marke o2" bei 1 Prozent.

o2 versteht das so, dass ein Prozent der o2-Kunden im Monat zu einem anderen Anbieter wech­seln. Daraus zieht das Unter­nehmen den Schluss, dass die Marke o2 aufgrund der "verbes­serten Netz- und Service­qua­lität" attraktiv sei.

Wachstum bei Part­nern und Geschäfts­kunden

Neben der Kern­marke o2 konnte o2 auch das "Part­ner­geschäft" (also über Service-Provider) weiter­ent­wickeln. Der anfangs verschmähte neue Partner Tran­satel erwei­tere das "Ökosystem" bei "Internet of Things". Der Bereich o2-Geschäfts­kunden konnte insbe­son­dere im Mittel­stand und im öffent­lichen Sektor zahl­reiche neue Kunden hinzu­gewinnen, nicht zuletzt durch aggres­sive Preis­ange­bote.

Das opera­tive Ergebnis (OIBDA) wurde um Sonder­effekte berei­nigt und stieg im Berichts­zeit­raum um 3,1 Prozent auf 2,617 Milli­arden Euro. 2023 hatte man noch einen nied­rigen einstel­ligen Prozent­bereich prognos­tiziert. Ursache seien die "starke opera­tive Entwick­lung" und ein erfolg­rei­ches Kosten­manage­ment im Berichts­zeit­raum, soll heißen, hinter den Kulissen wurde gespart. Das Peri­oden­ergebnis belief sich auf 273 Millionen Euro nach 232 Millionen Euro ein Jahr zu vor. Ein Wahrzeichen von München: Der o2-Tower am Georg-Brauchle-Ring Ein Wahrzeichen von München: Der o2-Tower am Georg-Brauchle-Ring
Foto: o2-Telefónica
Im vierten Quartal kamen netto mehr als 284.000 Neukunden dazu. Alle Kunden stei­gerten im vierten Quartal den Umsatz um 4,6 Prozent auf 2,291 Milli­arden Euro, haupt­säch­lich durch die Kern­marke o2. Der Mobil­funk­ser­vice­umsatz sank um 1 Prozent auf 1,501 Milli­arden Euro, was mit einem "einma­ligen Sonder­effekt von 26 Millionen Euro im 4. Quartal 2022" begründet wird. Das OIBDA (nicht iden­tisch mit EBITDA) stieg um 4,2 Prozent auf 695 Millionen Euro.

Rich­tige Weichen­stel­lung für digi­tale Zukunft

Natür­lich darf auch etwas vorsich­tige Kritik an der Markt­situa­tion nicht fehlen: "2024 wird ein entschei­dendes Jahr für die digi­tale Zukunft des Landes sein. Das gilt vor allem auch für die entschei­denden poli­tischen und regu­lato­rischen Weichen, die dieses Jahr gestellt werden", warnt CEO Markus Haas. In den vergan­genen Jahren habe o2-Telefónica "massiv in den Auf- und Ausbau der digi­talen Infra­struktur in Deutsch­land inves­tiert".

"Ob Frequenz­ver­län­gerungen, die Erschlie­ßung zusätz­licher Frequenzen für den Mobil­funk, verein­fachte Geneh­migungs­ver­fahren oder die finan­zielle Betei­ligung großer Tech-Konzerne am Netz­ausbau – all das sind Themen, deren Entschei­dungen maßgeb­lich für die digi­tale Zukunft Europas sind", so Markus Haas weiter.

Kommende Stra­tegie

Die kommende Stra­tegie wurde "Acce­lerated Growth & Effi­ciency" getauft und soll für die Jahre 2024 bis 2026 gelten. Es ist die Quadratur des Kreises: profi­tables Wachstum zu gene­rieren und das Geschäfts­modell resi­lienter aufzu­stellen. Zugleich erwarten die Kunden einen weiteren und besseren Netz­ausbau in der Fläche und bei Netz­kapa­zität und einen Kunden­ser­vice, der auch "ohne nervige KI" die wahren Probleme der Kunden versteht und diese Probleme auch lösen kann.

Der Haupt­aktionär Telefónica Spanien braucht drin­gend Geld, um die eigenen Kassen zu sanieren, ist also an maxi­maler Rendite inter­essiert. Das Programm ist die Quadratur des Kreises: Netz und Service ausbauen, Anteilseigner zufrieden stellen, Neukunden gewinnen Das Programm ist die Quadratur des Kreises: Netz und Service ausbauen, Anteilseigner zufrieden stellen, Neukunden gewinnen
Grafik: o2-Telefónica

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Im Sommer werden etwa 12 Millionen "Netz­kunden" von 1&1 das o2-Netz in Rich­tung Voda­fone verlassen. Das könnte in Ballungs­gebieten für eine gewisse Entlas­tung sorgen. Der o2-Telefónica werden aber die Einnahmen durch diese Kunden fehlen, die nur schwer mit echten Neukunden (die vorher in einem anderen Netz waren) zu füllen sein dürften. Preis­erhö­hungen verbieten sich eben­falls. Die letzte geplante Preis­erhö­hung wurde in vielen Fällen mit Rabatt­schlachten kompen­siert.

Wieviele über "die neue Netz­abde­ckung von 1&1" enttäuschte Kunden später direkt zu o2 zurück­kehren, ist schwer vorher­zusagen. Es wird sie geben, aber wieviele Kunden sind einzig und alleine an güns­tigen Tarifen inter­essiert und machen sich gar die Mühe oder verstehen die Zusam­men­hänge nicht?

Bei aller Freude über die guten Zahlen muss Wasser in den Wein gegossen werden: Immer wieder melden sich verzwei­felte o2-Kunden zu Wort, die tech­nische Probleme haben, sei es bei der Erreich­bar­keit vor Ort (obwohl Netz­emp­fang besteht), sei es beim Roaming im Ausland, wo entweder temporär gar kein Netz oder erst nach manu­eller Netz­wahl verfügbar ist. Wenige Einzel­fälle scheinen das nicht zu sein, wenn man alleine die Postings z.B. im o2online-Forum verfolgt.

Bestimmte Abläufe, wie das Bestellen oder Akti­vieren einer eSIM, sind nach wie vor Groß­bau­stellen und von der Tages­form abhängig. Bei Prepaid sei - so die Auskunft der o2-Hotline - in Punkto "eSIM alles kaputt".

o2-Kunden berichten, beim Anruf der Hotline in Ägypten(!) gelandet zu sein, der Agent habe aber einwand­frei deutsch gespro­chen und das Kunden-Problem auch verstanden, nur lösen konnte (oder durfte?) er es nicht.

Im neuen Jahr will o2 eine Quote von 13 Prozent – 14 Prozent ins Netz (Technik, Ausbau, Service etc.) - neu inves­tieren. o2 darf hier nicht nach­lassen.

In München rüstet o2 eine neue Sport­halle im Auftrag aller Netz­betreiber mit 350 Indoor-Antennen aus.

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