Themenspezial: Verbraucher & Service Hack

teltarif hilft: GMX-Postfach gehackt - kein Zugang mehr

Wenn das Free­mail-Post­fach bei GMX gehackt und miss­braucht wurde, helfen auto­mati­sierte Mail-Antworten nicht, vor allem dann nicht, wenn weitere Accounts in Gefahr sind. teltarif.de musste einem Nutzer helfen.
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GMX und die Sicherheit von Freemail-Postfächern GMX und die Sicherheit von Freemail-Postfächern
Bild: GMX / 1und1 Mail und Media GmbH
Free­mail-Dienste bieten ein kosten­loses und werbe­finan­ziertes Mail­post­fach, meist ohne großen Schnick­schnack. Aber leider gibts dazu auch meist keinen ausge­feilten Kunden­ser­vice, oder nur über teure 0900-Hotlines, wenn einmal ein Problem auftreten sollte. Und das kann auftreten, wenn der Nutzer aus eigener Nach­läs­sig­keit so unvor­sichtig ist, seine Kombi­nation aus Benut­zer­name und Pass­wort unver­ändert auch bei anderen Webdiensten zu verwenden.

Was dann passieren kann, haben wir in unserem teltarif hilft: GMX-Adresse geka­pert und miss­braucht ausführ­lich beschrieben und dort auch darge­legt, wie man sich dagegen wappnen kann. Nun ist es erneut einem GMX-Nutzer passiert - und teltarif.de musste helfen.

GMX-Anwender meldet Hack seines Post­fachs

GMX und die Sicherheit von Freemail-Postfächern GMX und die Sicherheit von Freemail-Postfächern
Bild: GMX / 1und1 Mail und Media GmbH
Mit Bezug auf unseren Artikel von 2019 schrieb uns ein GMX-Nutzer Ende März:

Bezug­neh­mend auf den Artikel "teltarif hilft: GMX-Adresse geka­pert und miss­braucht" muss ich zu meiner Schande gestehen, dass mir das jetzt auch passiert ist. Seit Freitag, 25.03.2022 habe ich keinen Zugang mehr auf mein E-Mail-Account bei GMX ([Nutzer­name]@gmx.de). Auch wurde in meinem Fall mein Ersatz­kon­takt-E-Mail­konto verän­dert (mehr­mals, wie ich sehen kann), und auch meine Handy­nummer entspricht nicht meiner vorher ange­gebenen.

Ich hatte schon mehr­mals Kontakt mit GMX aufge­nommen, leider nur auto­mati­sierte Antworten erhalten. Eine Fest­netz­nummer besitze ich nicht. Ich hoffe, dass Sie mir bei meinem Problem weiter­helfen können, und diesmal viel­leicht noch Log-Daten vorhanden sind, da es ja erst gestern passiert ist.

Immerhin eine Sache hat sich seit damals beim Kunden­ser­vice von GMX verbes­sert: GMX verweist für Free­mail-Nutzer nun nicht mehr auf eine teure 0900-Nummer, sondern stellt ein E-Mail-Kontakt­for­mular auch für nicht zahlende Nutzer bereit. Den Betrof­fenen hilft das natür­lich wenig, wenn von dort aus dann nur auto­mati­sierte Stan­dard-Antworten gesendet werden.

Erste Antwort von GMX nach wenigen Tagen

Wir ließen uns von dem Kunden auch in diesem Fall die genauen Daten geben und über­mit­telten diese in seinem Namen an die 1&1 Mail & Media GmbH, die GMX und Web.de betreibt. Nach wenigen Tagen schrieb und GMX:

Vielen Dank für Ihre Nach­richt. Ich kann gerne einen Rückruf unseres tech­nischen Supports bei Herrn [...] veran­lassen. Die Kollegen setzen sich dann mit ihm in Verbin­dung, um alle Möglich­keiten der Wieder­her­stel­lung des Konto­zugriffs durch­zugehen. Können Sie mir dazu noch eine Rück­ruf­nummer von Herrn [...] und optional ein Zeit­fenster mitteilen, in dem die Kollegen ihn am besten errei­chen können?
In Rück­sprache mit dem Leser gaben wir diese Infor­mationen gerne weiter. Wie das Problem gelöst wurde, schil­derte uns der Leser im Anschluss daran recht ausführ­lich:
Ich möchte mich noch­mals in aller Form bei Ihnen bedanken für Ihre Hilfe bezüg­lich meines Problems. Und sehr gerne bin ich bereit, Ihnen zu erzählen, was weiterhin passiert ist.

Ich wurde nach Ihrer Vermitt­lung von GMX tele­fonisch kontak­tiert, überaus freund­lich und vor allem mit Verständnis kam mir Herr [Name des Kunden­bera­ters] entgegen. Herr [...] wollte natür­lich meine Iden­tität veri­fizieren, was sich als schwierig erwies, da mein GMX-Konto zwei­fels­ohne gehackt und zusätz­lich all meine hinter­legten Daten verän­dert wurden. Bei meiner Adresse wurde die Haus­nummer geän­dert, mein Geburts­datum wurde komplett verän­dert, ebenso wie meine Sicher­heits­frage. Auch meine alter­native Kontakt-E-Mail-Adresse und Mobil­funk­nummer waren nicht mehr so, wie ich sie abge­spei­chert hatte.

Daraufhin fragte ich Herrn [...], ob er den einsehen könne, wann diese Daten geän­dert worden sind. Ich glaube, er sagte zu mir: „Ja, ganz klar, hier ist was faul, ich werde dieses Konto vorsorg­lich erstmal sperren und später erkläre ich ihnen, wie Sie wieder Zugang zu Ihrem Konto erhalten.“ Alle von mir hinter­legten Daten wurden kurz nachdem ich bemerkte, dass ich keinen Zugang mehr auf meinen Account habe, verän­dert. Aus den beigefügten E-Mails können Sie entnehmen, dass ich zur Veri­fizie­rung meiner Person gebeten wurde, ein eindeu­tiges Ausweis­doku­ment an GMX zu über­mit­teln, um mich als recht­mäßigen Inhaber dieses Profils zu bestä­tigen. Herr [...] ging mit mir alle hinter­legten Daten meines Profils durch, um das spätere Entsperren meiner­seits sicher­zustellen.

Zusätz­lich versi­cherte er mir, dass GMX die fälsch­lich hinter­legten E-Mail-Adressen (zufällig war eine davon bei Web.de) über­prüfen und gege­benen­falls Sper­rungen und/oder recht­liche Schritte einleiten wird.

Ich hab nach der Frei­schal­tung sofort eine Zwei-Faktor-Authen­tifi­zie­rung akti­viert und als nächstes versucht, mein Pass­wort auf Face­book zu ändern. Dies gelang mir erst nicht, da mir der zuge­sandte Wieder­her­stel­lungs­code von Face­book als „LS-NONCE“ darge­stellt wurde. Erst nach Löschen der Apps von Face­book und Messenger sowie der Browser-Apps wurde mir der Code wieder in Ziffern ange­zeigt und ich erhielt wieder Zugriff für meinen Account, in welchem auch schon persön­liche Daten meines Profils verän­dert wurden. Aber auch hier erhielt ich durch einen auto­mati­sierten Vorgang der Profil­über­prü­fung die Möglich­keit, alle Daten, welche verän­dert wurden, zurück­zusetzen.

Am Ende konnte ich für beide Accounts wieder Zugriff errei­chen, und habe neben der Zwei-Faktor-Authen­tifi­zie­rung zusätz­liche Hard­ware erworben, welche TOTP benutzt, aber sicher getrennt von Apps und Smart­phone [TOTP = Time-based One-time Pass­word Algo­rithmus, ein zeit­gesteu­ertes Einmal-Pass­wort-Verfahren, Anm. d. Red.]. Ich habe meine Lektion gelernt.

Ein sicheres und nicht zu erra­tendes Pass­wort ist heut­zutage uner­läss­lich. Doch wie sicher ist Ihres - und wurde es viel­leicht schon mal irgendwo geklaut, ver­öffentlicht und miss­braucht? Diverse Portale geben darüber Auskunft.

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