Corona-App: Senioren würden sie gerne installieren, aber...
15 Millionen Mal wurde die von Deutscher Telekom und SAP entwickelte Corona-Warn-App des Robert Koch Institutes (RKI) heruntergeladen und installiert. Doch es gibt Handynutzer, die würden sie gerne installieren, können das aber nicht, weil ihr Handy schlicht nicht die notwendigen Voraussetzungen erfüllt.
Über 50: Weniger als die Hälfte
Nicht einmal die Hälfte der über 50-Jährigen in Deutschland nutze die Corona App, hat die Deutsche Seniorenliga herausgefunden. Befragt wurden 478 Personen im Alter von 50+. Das hat der österreichische Handyhersteller "Emporia" aufgegriffen und fordert einen „Digitalisierungs-Turbo“. Laut Umfrage habe bisher nicht einmal jeder Zweite der Befragten die Corona-Warn-App installiert. Das Hauptproblem: Mehr als ein Viertel der Befragten (26,1 Prozent) gab an, kein passendes Handy dafür zu haben.
Gibt es "einfache" Senioren-Smartphones?
Das Problem liegt tiefer. "Senioren" verwenden gerne "einfache" Handys, mit großen Tasten und großen Displays, die aber in der Regel mit einem proprietären Betriebssystem laufen. Und auch Updates sind für diese Geräte nur selten vorgesehen. Smartphones stoßen bei der Zielgruppe bislang auf wenig Gegenliebe, weil sie oft "viel zu kompliziert zu bedienen" sind und die Schrift oder Bedienelement-Größe auch für "an sich noch gut sehende" Mitmenschen schnell zur Herausforderung werden kann.
Es gibt spezialisierte Hersteller
Evelyn Pupeter, CEO des auf Senioren spezialisierten Handyherstellers Emporia aus Österreich
Foto: Emporia Telecom
Dass die auf Senioren spezialisierten Hersteller wie Doro oder Emporia längst auch "Senioren"-Smartphones im Programm haben, ist noch nicht generell bei der Zielgruppe angekommen. Diese Hersteller verwenden ein aktuelles Android-Betriebsystem, worüber sie eine einfachere Bedienoberfläche gelegt haben. Teilweise kann der Anwender selbst bestimmen, wie "einfach" es werden soll. Das bedeutet, die Oberfläche bleibt dann auf Wunsch "näher" am Original.
Eveline Pupeter, Geschäftsführerin von emporia, der sich als "Hersteller von einfach zu bedienenden Smartphones, Apps und Tastenhandys" vorstellt, kritisiert die "Säumigkeit in punkto Digitalisierung" und rechnet vor: „In Deutschland besitzen mehr als zehn Millionen Menschen über 65 noch kein Smartphone. Das war schon in der Corona-Krise, wo die meisten älteren Menschen isoliert waren, eine Tragik, weil sie ihre Angehörigen nicht sehen, weil sie nicht einmal ein Foto bekommen konnten von ihren Kindern und Enkelkindern. Wenn die am stärksten gefährdete Bevölkerungsgruppe jetzt offensichtlich auch noch von der Nutzung der Corona-Warn-App ausgeschlossen ist, dann müssen alle Alarmglocken läuten“, sagt Pupeter.
Trainingsoffensive gefordert
Besonders ältere Menschen scheuen den Umstieg vom Tastenhandy oder von einem alten auf ein neues Smartphone, weil sie befürchten, mit dem neuen Gerät nicht zurecht zu kommen. „Wir brauchen einen Digitalisierungs-Turbo in Form einer flächendeckenden Trainingsoffensive, um den Senioren den Umstieg auf ein zeitgemäßes Smartphone zu erleichtern“, so Pupeter.
Viele Menschen würden vereinsamen, wenn sie nicht mehr mobil wären oder wenn sie wegen einer Krankheitswelle die Wohnung oder das Haus nicht mehr verlassen dürften. Mit einem Smartphone sei es möglich, mit Freunden und Verwandten auch in so schwierigen Zeiten in Kontakt zu bleiben, mit WhatsApp oder mit Video-Telefonieren. Pupeter: „Wir müssen diese digitale Brücke bauen. Wir dürfen nicht zulassen, dass die ältere Generation einfach abgehängt wird.“
Mehr Aufmerksamkeit für Senioren
Auch Erhard Hackler, geschäftsführender Vorstand der Deutschen Seniorenliga, fordert mehr Aufmerksamkeit für Seniorinnen und Senioren: „Wir haben einen Digitalpakt für Schüler, jetzt brauchen wir einen Digitalpakt für Senioren.“
Interessanterweise weigern sich viele Senioren ein "Senioren-Telefon" zu nutzen, weil sie ungern "abgestempelt" werden möchten. Beobachtungen im Umfeld der teltarif.de-Redaktion zeigen, dass viele Senioren sich mit intuitiven Oberflächen schwer tun oder nicht gewohnt sind, mit sanften Berührungen ein Handy zu steuern. Sie mögen es lieber handfest.
Die Corona-Warn-App funktioniert derzeit nur mit Android (ab Version 6.0) und iOS (Apple) ab Version 13.5.1. Apple stellt die Version 13.5.1 und die bald kommende Nachfolger 13.6 und 14.0 auch bis zu 5 Jahre alten Modellen zur Verfügung, was in der Branche bislang eher unüblich war. Für Android-Modelle bekam man je nach Hersteller höchstens ein bis zwei Betriebssystem-Updates, spätestens nach 2 Jahren war oft Schluss. Das ist heute ein wenig besser geworden, manche Hersteller garantieren jetzt wenigstens Updates (einschließlich Versions-Updates) für bis zu 3 Jahren.
Samsung ist mittlerweile bei Sicherheitsupdates für seine aktuellen Geräte sogar schneller als Google selbst für seine Pixel-Phones.