Themenspezial: Verbraucher & Service Doppel-Berechnung

teltarif hilft: Vodafone kassiert Kabelgebühr 9 Jahre doppelt

Bezahle ich den TV-Kabel­anschluss über die Miete oder direkt an Voda­fone? Weil eine Kundin das nicht wusste, bezahlte sie ihn 9 Jahre lang doppelt. Für eine Teil-Erstat­tung musste teltarif.de eingreifen.
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Vodafone-Kabelgebühr wurde jahrelang doppelt berechnet Vodafone-Kabelgebühr wurde jahrelang doppelt berechnet
Bild: Vodafone
Wer sich mit dem Kabel­anschluss in seiner Wohnung und den Abrech­nungs­moda­litäten nicht so genau auskennt, ist mögli­cher­weise etwas verwirrt: Ist denn die Kabel­gebühr schon in meinen Miet­neben­kosten enthalten oder muss ich diese direkt an den Kabel­netz­betreiber bezahlen? Und an wen bezahle ich, wenn ich über das TV-Kabel noch zusätz­lich Telefon und Internet haben möchte?

Insbe­son­dere Senioren können mit diesen Fragen etwas über­for­dert sein - wie ein aktu­eller Fall zeigt. In diesem Fall wandte sich der Schwie­ger­sohn an die Redak­tion von teltarif.de.

Abrech­nungen jahre­lang nicht kontrol­liert

Vodafone-Kabelgebühr wurde jahrelang doppelt berechnet Vodafone-Kabelgebühr wurde jahrelang doppelt berechnet
Bild: Vodafone
Ende Juni schrieb uns der Schwie­ger­sohn:

Meine Schwie­ger­mutter ist 2012 in eine neue Wohnung (in [Orts­name] Baden-Würt­tem­berg) gezogen und hat dafür auch einen neuen Kabel­ver­trag abge­schlossen, vermut­lich noch bei Kabel-BW oder Unity­media. Die Frage, ob sie auch TV nutzen will, hat sie wahr­heits­gemäß bejaht und ein[en] Clever Flat Starter 30 abge­schlossen mit TV, Daten und Telefon. Im März 2021 bat Sie mich, ihre hoch erschei­nende Neben­kos­ten­abrech­nung zu über­prüfen. Dabei stellte ich fest, dass etwas "unüber­sicht­lich" auch TV-Kabel­gebühren (Unity­media) berechnet werden. Das heiß, die letzten neun Jahre wurde das TV-Signal doppelt bezahlt.

Ich habe mit Voda­fone tele­foniert und den Sach­ver­halt darge­legt. Mir wurde tele­fonisch versi­chert, dass es eine Rück­erstat­tung geben wird. Ich habe auch per E-Mail [am] 30.3. schrift­lich Einspruch einge­legt, und zumin­dest der Vertrag wurde umge­hend berich­tigt. Am Telefon wird man "hinge­halten", mit "noch in Klärung/Corona..." vertröstet. Am Montag sende ich noch­mals ein Einschreiben an Voda­fone und hoffe dann auf Klärung. Aus meiner Sicht war der Vertrags­abschluss fehler­haft, da der TV-Haus­ver­trag ja schon länger bestand und in der Adress­daten­bank ja vermerkt ist. Trotzdem wurde das TV-Signal auch mit dem Einzel­ver­trag berechnet (gab vermut­lich auch mehr Provi­sion...). Kennen Sie ähnliche Fälle? Wie wird sowas berich­tigt? Rück­erstattet? Meine Schwie­ger­mutter (geb. 1942) ist damit über­for­dert, weswegen ich mich darum kümmere.

Ein derar­tiger Fall zeigt, wie wichtig es ist, regel­mäßig die eigenen Rech­nungen zu kontrol­lieren und bei Unstim­mig­keiten umge­hend nach­zufragen oder Wider­spruch gegen die Rech­nung einzu­legen, damit keine jahre­lange Falsch­berech­nung statt­findet und die Ansprüche nicht verjähren. Dem Schwie­ger­sohn boten wir an, in der Sache mit Voda­fone Kontakt aufzu­nehmen.

Voda­fone bietet Erstat­tung von drei Jahren an

Die von Voda­fone gegen­über dem Kunden ange­kün­digte Vertrags­umstel­lung erfolgte zügig, leider mit einer neuen Tele­fon­nummer in der Umstel­lungs­phase. Hinterher erfolgte auto­matisch die Umstel­lung auf die alte Rufnummer. "Leider alles ohne Absprache und mit Tele­fon­aus­fall", kommen­tierte der Schwie­ger­sohn diesen Vorfall. Vor unserer Kontakt­auf­nahme hatte Voda­fone ange­boten, nur sechs Monate wegen falscher Rech­nung den TV-Anteil zurück zu erstatten. Anfang Juli schrieb Voda­fone dann an unsere Redak­tion:

Gerne beant­worte ich Ihnen Ihre Anfrage zu einem Leser­fall unserer Kundin Frau [...]. Die Kündi­gung für den Einzel­nut­zer­tarif ist zum 01.04.2021 erfolgt. Aufgrund der Verjäh­rung bekommt die Kundin bei uns eine Gutschrift von drei Jahren und dem laufendem Jahr 2021. Diese Gutschrift beläuft sich auf den Zeit­raum 01.08.2018 bis 01.04.2021. Nach abzüg­lich der aktu­ellen Rech­nung aus dem Monat Juni 2021 verbleibt ein Rest­gut­haben in Höhe von 795,26 Euro, welches wir auf die uns bekannte Bank­ver­bin­dung unver­züg­lich erstatten werden.
Darüber freute sich der Schwie­ger­sohn zwar grund­sätz­lich, so ganz zufrieden war er aber noch nicht mit dem Ergebnis und schrieb an uns:
Ich bin sehr erfreut, dass nach Einschreiben und Ihrer Anfrage nun auch Voda­fone aktiv wird. Zuerst wurde mir gesagt, es wird komplett rück­erstattet, dann kam auch einmal die Aussage "es wird nichts erstattet", dann kam die schrift­liche Antwort "sechs Monate, weil Rest verjährt", jetzt kommt "drei Jahre, weil Rest verjährt..." Was ich erkennen kann, ist aus meiner Sicht nicht ganz nach­voll­ziehbar und wie beschrieben sehr variabel.

Ich bin aber immer noch der Meinung, der Vertrag ist von Anfang an unwirksam, da er auf "Betrug" beruht. Ich selber bin Kabel-BW-Kunde der ersten Stunde und habe das sehr aggres­sive Werbe­ver­halten der beauf­tragten Provi­sions-Agen­turen mehr­fach erlebt. Recht wurde da gerne mal außen vor gelassen! Aus meiner Sicht kann der Vertrag nur geschlossen werden, wenn die Anschluss­daten (z. B. gibt es über­haupt ein[en] Haus­anschluss usw.) bei Vertrags­abschluss Kabel-BW vorliegen. Meine ältere Schwie­ger­mutter ist mit solchen Angaben über­for­dert. Sie wollte ja Telefon, Internet und TV nutzen. Ich vermute eine wesent­lich höhere Provi­sion, wenn mit TV verkauft wird. Wie kann dieselbe Leis­tung aber zweimal in Rech­nung gestellt werden? Für mich ist das Betrug, der nicht nach drei Jahren verjährt.

Jetzt bin ich aber kein Jurist und kann mich täuschen, aber das Verhalten von Voda­fone ist zumin­dest seltsam. Vermut­lich gibt es noch viele "stille" Opfer, die doppelt abkas­siert werden. [...]

Kundin akzep­tiert Erstat­tung für zurück­lie­gende drei Jahre

Offenbar hielt der Schwie­ger­sohn dann noch­mals Rück­sprache mit seiner Schwie­ger­mutter, die als Anschluss­inha­berin ja über das weitere Vorgehen zu entscheiden hatte. An uns meldete er folgendes Ergebnis:

Meine Schwie­ger­mutter möchte gerne den Vorfall abschließen und akzep­tiert die drei Jahre. Bisher ist sie aber von Voda­fone noch nicht kontak­tiert worden. Es ist auch noch keine Gutschrift erfolgt. Wir haben nur Ihre Mittei­lung? Vielen Dank für Ihre Unter­stüt­zung.
Das gaben wir gerne noch­mals zur weiteren Bear­bei­tung an Voda­fone weiter. Mitte Juli schrieb uns Voda­fone dann abschlie­ßend:
Wie ich erfahren habe ist die Gutschrift bei uns bereits im Kunden­konto ange­legt und eine Auszah­lung ist in Vorbe­rei­tung. Leider wird dies nun syste­misch erfolgen und diese Abläufe können wir zeit­lich nicht beschleu­nigen. Die Kollegen werden Frau [...] über den weiteren Vorgang nun auch schrift­lich infor­mieren.
In seinem abschlie­ßenden Dank an uns konnte sich der Schwie­ger­sohn seine persön­liche Meinung nicht verkneifen:
Auf dem Konto ist zumin­dest das Geld einge­gangen. Ich vermute, ein Schreiben kommt mit der Rech­nung. Bisher hatte Voda­fone nur über teltarif.de diese Zusage erteilt. Alles sehr seltsam, aber viel­leicht kommt ja auch noch was. Meine Schwie­ger­mutter mag keine Strei­tig­keiten und hat sich so über den Betrag gefreut. (Die Gerichte haben vermut­lich auch wich­tigeres zu tun, von daher ist es für mich auch ok.)

Aber, ich bin mir fast sicher, da steckt System dahinter und der Vertrag wurde absicht­lich falsch abge­schlossen, um eine höhere Provi­sion zu erzielen. Wie auch immer, ich sage vielen Dank für Ihre Hilfe, ohne die Voda­fone vermut­lich nicht so schnell einge­lenkt hätte. Viel­leicht sollte mal ein Artikel zu dieser Proble­matik veröf­fent­licht werden, vermut­lich gibt es noch viele Betrof­fene, die doppelt abkas­siert werden. Viele verstehen die kompli­zierten Neben­kos­ten­abrech­nungen auch nicht. In unserem Fall waren die Kabel­gebühren unter "Aufzugs­kosten" verschlüs­selt. Voda­fone kennt sie alle, nimmt aber den Gewinn gerne mit.

Für die juris­tische Bewer­tung, ob der ursprüng­liche Vertrag mögli­cher­weise unwirksam ist, können sich die Kundin und der Schwie­ger­sohn an die Juristen ihrer örtli­chen Verbrau­cher­zen­trale wenden.

Das Kabelfern­sehen ist Deutsch­lands zweit­ältester Fern­seh­ver­brei­tungsweg nach der Antenne. Heute liefert das Kabel weit mehr als nur Fern­sehen und Radio.

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