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woopla: ChatGPT ohne Internet abfragen - per Telefon-Anruf

Der Text­roboter ChatGPT hat Künst­liche Intel­ligenz auf einen Schlag bekannter gemacht. Kann er nur übers Internet genutzt werden? Nein: Ein deut­sches Unter­nehmen macht ChatGPT per Telefon abfragbar.
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ChatGPT ohne Internet per Telefon abfragen bei woopla ChatGPT ohne Internet per Telefon abfragen bei woopla
Bild: woopla
In den vergan­genen Wochen ist Künst­liche Intel­ligenz ein Hype-Thema in den Medien und der Gesell­schaft geworden - verant­wort­lich dafür ist ChatGPT von OpenAI. Immer wieder ist der Dienst über­lastet, weil zu viele Inter­essenten sich Texte auto­matisch gene­rieren lassen wollen. Und welt­weit sind IT-Unter­nehmen wie Google aufge­schreckt und arbeiten an Alter­nativen. Insbe­son­dere Bildungs­ein­rich­tungen müssen sich mit den neuen Möglich­keiten für von einer KI gene­rierte Texte ausein­ander­setzen.

Offi­ziell ist ChatGPT bislang nur per Internet nutzbar, also nur dann, wenn man gerade Zugang zum Internet hat. Ein findiges deut­sches Unter­nehmen hat ChatGPT nun aber auch ohne Internet-Zugang nutzbar gemacht - und zwar per Tele­fon­anruf.

Ein Anruf kostet einheit­lich 20 Cent

Nutzbar ist ChatGPT per Telefon über die einheit­liche Rufnummer 01806-772255. Seit der Verein­heit­lichung der Preise für 0180-Sonder­ruf­num­mern im Jahr 2021 kostet ein Anruf zu 01806-Nummern einheit­lich 20 Cent pro Anruf. Das ist unab­hängig davon, wie lange der Anruf dauert und ob die Nummer vom Fest­netz oder Handy aus ange­wählt wird.

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Bild: woopla
Der Geschäfts­führer von woopla hat teltarif.de exklu­sive Infor­mationen darüber zukommen lassen, wie der Dienst entstanden ist. woopla ist an die Bezahl­ver­sion der API GPT-3 Modell "text-davinci-003" von ChatGPT ange­bunden. Darum ist der Dienst auch nicht kostenlos, sondern läuft über eine 01806-Nummer. Die Entwick­lung habe man "nebenbei" und "immer mal wieder" umge­setzt. In Summe komme man vermut­lich auf ledig­lich drei bis vier Werk­tage für die Umset­zung.

Eine werbe­finan­zierte Version unter einer regu­lären Fest­netz­nummer, die dann für Anrufer mit Flat­rate keine Kosten verur­sacht, sei tech­nisch ohne Probleme machbar. Konkrete Pläne gebe es dafür nicht, aber man sei hier natür­lich offen, beispiels­weise für einen vorge­lagerten Sponsor oder ein anderes Busi­ness­modell.

Wich­tiger Hinweis zu den Inhalten von ChatGPT

OpenAI als Entwickler von ChatGPT wird nicht müde, darauf hinzu­weisen, dass nur Trai­nings­daten bis Juni 2021 verwendet wurden und der Bot keine Fragen zu Ereig­nissen oder Wissen aus der Zeit danach beant­worten kann. ChatGPT kennt also keine aktu­ellen Ereig­nisse und auch nicht den aktu­ellen Bundes­kanzler. Das spie­gelt sich selbst­ver­ständ­lich dann auch in der tele­foni­schen Abfrage wider.

woopla hat nach eigenen Angaben aber zwischen­zeit­lich immer weiter am Dienst gear­beitet, sodass er mitt­ler­weile auch eine "Conti­nuity" beherrscht, das bedeutet: Fragen können sich auf bereits vorab gestellte Fragen im Tele­fonat beziehen, z. B. "Wann wurde Helmut Kohl geboren?" und danach "und Helmut Schmidt?".

Auch nach Beginn des Anrufs weist woopla vor der Möglich­keit, eine Frage zu stellen, in einer Ansage explizit darauf hin, dass die ausge­gebenen Inhalte falsch sein können.

ChatGPT per Telefon im Test

teltarif.de hat ChatGPT per Telefon getestet und keinerlei tech­nische Probleme fest­gestellt. Nach Beginn des Anrufs und einer kurzen Begrü­ßung ertönt der Hinweis auf mögli­cher­weise inhalt­lich falsche Antworten. Dann wird man aufge­for­dert, seine Frage zu spre­chen. Nach der Frage dauert es einige Sekunden, bis diese an ChatGPT über­mit­telt wird und die Antwort abge­rufen wird. In dieser Zeit ertönt ein Ratter­geräusch, das ein wenig an eine histo­rische Rechen­maschine oder einen Fern­schreiber erin­nert. Dann liest eine ange­nehme Frau­enstimme die Antwort von ChatGPT vor. Anschlie­ßend wird die Möglich­keit ange­boten, eine weitere Frage zu stellen.

In unserem Test ertönte die Antwort - wie auch beim text­basierten ChatGPT - in fehler­freiem Deutsch, wie wenn eine echte Person einen Text vorlesen würde. Inhalt­lich waren die ausge­gebenen Antworten aller­dings in der Tat teil­weise fehler­haft. Unsere Frage, wann in Deutsch­land die Libe­rali­sie­rung des Tele­kom­muni­kati­ons­marktes gestartet war, beant­wor­tete ChatGPT mit 1996 statt korrek­ter­weise 1998.

Auf unsere Frage nach den wich­tigsten Merk­malen moderner Kamera-Smart­phones nannte ChatGPT zwar einige wich­tige und tech­nisch rich­tige Merk­male, blieb aber inhalt­lich recht ober­fläch­lich. Bei verbes­sertem Daten­stand kann sich der Dienst aber zu einer inter­essanten Sache entwi­ckeln, und die Tele­fon­abfrage verlief in unserem Test intuitiv und störungs­frei.

Weitere Kondi­tionen bei ChatGPT über woopla

Aktuell kann man laut woopla maximal 10 Fragen stellen, dann wird der Anruf beendet. Da woopla für die Nutzung der API Kosten entstehen, müsse man das leider "etwas bremsen". Aktuell nutze man ein API-Limit von 3000 Requests pro Minute. Das sollte für die Tele­fon­anwen­dung zunächst ausrei­chen. Tech­nisch sei es auch möglich, statt des Ratter­geräuschs während der Warte­zeit belie­bige Sounds vorzu­spielen.

Falls die Web-Version unter https://chat.openai.com wie aktuell öfters über­lastet sein sollte, sollte der Tele­fon­dienst im Ideal­fall davon nicht betroffen sein, weil dieser direkt auf die API von ChatGPT zugreift. Aller­dings erhalte woopla auch auf der Bezahl­ver­sion der API gele­gent­liche "Too many requests"-Fehler, die unmög­lich durch woopla allein verur­sacht sein können. Hierzu sei bereits ein Support-Ticket bei OpenAI eröffnet worden.

Sollte die API gele­gent­lich bei System­über­las­tung noch Fehler zurück­lie­fern, habe man hierauf aktuell also leider wenig Einfluss. Was zunächst als Tele­fon­dienst nur eine kleine Demo gewesen wäre, sei aber mitt­ler­weile "ein ganz anspre­chender Dienst geworden".

Was es von woopla weiterhin gibt, ist die Call­through-App namens Durch­wahl, die kosten­güns­tige Auslands­tele­fonate per Rufwei­ter­lei­tung über 0180-Rufnum­mern auch für Handy­nutzer ermög­licht.

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