Politik

CSU: Fünf Milliarden Euro für deutschlandweites 5G

Dass die Funk­lö­cher den Fort­schritt behin­dern und die Nutzer frus­trieren, ist bekannt. Die Politik möchte gerne Schwung in die Geschichte bringen, aber das klappt nicht wie gewünscht.
Von mit Material von dpa

Zur Stär­kung des Wirt­schafts­stand­orts Deutsch­land nach der Corona-Krise fordert die bayri­sche CSU den flächen­de­ckenden Ausbau des schnellen 5G-Netzes bis zum Jahr 2025. „Dafür wollen wir die neue Mobil­funkin­fra­struk­tur­ge­sell­schaft des Bundes mit fünf Milli­arden Euro ausrüsten - mit dem Ziel: ultra­schneller Mobil­funk in ganz Deutsch­land“, heißt es im Leit­an­trag des CSU-Vorstandes, der am heute auf dem Parteitag beschlossen werden soll.

Infra­struk­tur­ge­sell­schaft soll es richten

Die Politik (hier die bayrische CSU) haben entdeckt, wofür schnelle Netze notwendig und wichtig sind Die Politik (hier die bayrische CSU) haben entdeckt, wofür schnelle Netze notwendig und wichtig sind
Foto: Picture Alliance / dpa
„Wo schnelles Internet fehlt, werden wir mit der Mobil­funkin­fra­struk­tur­ge­sell­schaft das Aufrüsten anreizen“, heißt es weiter. Dadurch würden auch das Hand­werk und die Bauwirt­schaft geför­dert und die Entwick­lung des länd­li­chen Raums voran­ge­bracht. Um den Netz­ausbau voran­zu­bringen, müsse aber ein Inves­ti­ti­ons­stau verhin­dert werden. „Wir beschleu­nigen Planungs­pro­zesse und verkürzen Verfahren, wo immer es möglich ist.“

Diese Ideen sind alles andere als neu. Eine Infra­struk­tur­ge­sell­schaft geis­terte schon öfters durch die poli­ti­sche Land­schaft, wäre aber fern­mel­de­recht­lich entweder kompli­ziert bis hin zu unmög­lich. Soll diese Gesell­schaft selbst Sende­stand­orte errichten und wenn ja, soll sie gleich auch die passende Funk­technik dazu auf­bauen und quasi als eigener Sender­netz­be­treiber aktiv werden? Dafür hat sie aber gar keine Frequenzen (Lizenzen), weil die ja schon für viel Geld an die bekannten drei oder vier Netz­be­treiber (Telekom, Voda­fone, Telefónica (o2) und 1&1-Dril­lisch) vergeben wurden.

Was hilft gegen Büro­kratie?

Das Problem ist insbe­son­dere die über­bor­dende Büro­kratie und nur schwer in den Griff zu bekom­menden „Bedenken“ vor Ort. Aktu­ellstes Beispiel ist Kleßen-Görne in Bran­den­burg. Vom Zeit­punkt, wo auf Wunsch des Minis­ters eine provi­so­ri­sche Telekom-Sende­sta­tion in Betrieb ging, bis zur Frei­gabe des fertig aufge­bauten Sende­mastes einschließ­lich Sender- und Anten­nen­technik sind zwei Jahre vergangen. Dabei waren immer alle Betei­ligten dafür, dass der Mast kommt. Auch eine vermeint­liche Bürger­initia­tive entpuppte sich schnell als „Fake“. Warum muss das immer so ewig dauern?

Wie jagt man Funk­lö­cher?

Der Ansatz der Telekom „Wir jagen Funk­lö­cher“ ist eigent­lich der krea­tivste und erfolgs­ver­spre­chendste Ansatz derzeit. Gemeinden, die unter einem Funk­loch leiden, fassen einen verbind­li­chen Gemein­de­rats­be­schluss und stellen ein Gelände oder eine geeig­nete Dach­fläche zur Verfü­gung. Solche Stand­orte gehen und gingen teil­weise binnen weniger Monate an den Start.

Gemeinsam bauen und betreiben

Die Ankün­di­gung von Telekom und Voda­fone, bestimmte Stand­orte gemeinsam zu nutzen und die Signale von Telekom und Voda­fone (und theo­re­tisch auch Telefónica (o2) oder gar 1&1-Dril­lisch) über den glei­chen Sender laufen zu lassen, ist auch ein Schritt in die rich­tige Rich­tung, doch hier „prüfen“ Kartellamt und andere Behörden, weil sich schnell der Verdacht einschleicht, dass man eine "Notlage" (hier gibt es kein Netz­) gut „ausnutzen“ könnte, beispiels­weise durch stei­gende Preise. Und da sind wir wieder bei den Kosten.

Das Kern­pro­blem ist und bleiben die beträcht­li­chen Baukosten einer Sende­sta­tion gerade in den Regionen wo es sich tatsäch­lich oder vermeint­lich nicht „rechnet“, weil die Station von nur wenigen Kunden genutzt werden würde. Wenn aber immer mehr Funk­tionen unseres tägli­chen Lebens ins „Netz­“ verla­gert, werden die Netze auch „in der Provinz“ weitaus stärker genutzt werden.

Was kann der Kunde oder die Kundin tun?

Der/die Kunde/in kann derweilen seine Netz­- und Vertrags­wahl davon abhängig machen, welcher Netz­be­treiber bei ihm vor Ort bereits ausge­baut hat. Auch wenn der scheinbar oder tatsäch­lich etwas „teurer“ sein sollte.

Und wo es noch kein Netz­ gibt, können Kunden ihren örtli­chen Poli­tik­ver­tre­tern (Abge­ord­neten), Stadt-, Gemein­de­räte etc. immer und immer wieder klar machen, dass etwas getan werden muss. In dem sie beispiels­weise eine Bürger­initia­tive pro Ausbau gründen oder den in Frage kommenden Netz­be­trei­bern einen nutz­baren und geneh­mi­gungs­fä­higen Standort vorschlagen.

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