Ausbau von Glasfaser- & 5G-Netzen nimmt weiter Fahrt auf
Deutschland komme beim Ausbau der leistungsfähigsten digitalen Infrastrukturen schnell voran, so die Mitteilung aus dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr. Nach neuen Daten der Bundesnetzagentur verfügten bereits knapp drei von zehn Haushalten über einen Anschluss ans Glasfasernetz. Technologieübergreifend seien für drei Viertel der Haushalte Gigabit-Anschlüsse verfügbar. Der Ausbau des neuesten Mobilfunkstandards 5G decke nahezu neun Zehntel der Fläche Deutschlands ab, so das Ministerium weiter.
Gigabitstrategie wirkt?
Die Deutschlandkarte des Gigabit Grundbuchs sieht natürlich gut aus.
Grafik: Gigabitgrundbuch des BMDV (Screenshot)
Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, wird mit folgenden Worten zitiert: "Die Gigabitstrategie der Bundesregierung wirkt. Die aktuellen Zahlen im Gigabit-Grundbuchs zeugen von der hohen Dynamik des Glasfaser- und Mobilfunkausbaus in Deutschland. Ich sehe uns auf einem guten Weg, unser ehrgeiziges Ziel zu erreichen, Deutschland bis 2030 flächendeckend mit Glasfaser und Mobilfunk der neuesten Generation zu versorgen. Wir arbeiten kontinuierlich daran, die Rahmenbedingungen für private Investitionen zu verbessern und mit unserer Förderung gezielt zu ergänzen, damit wir beim Aufbau der digitalen Infrastrukturen noch weiter Fahrt aufnehmen können."
Die Argumente des Ministers: Die von der Bundesnetzagentur im Gigabit-Grundbuch zusammengestellten Daten zeigten, dass Stand Juni 2023 28,22 Prozent aller Haushalte über einen Glasfaseranschluss bis ins Gebäude (FTTB) beziehungsweise bis in die Wohnung (FTTH) verfügten. Das sei ein Anstieg von rund fünf Prozentpunkten binnen sechs Monaten.
74 Prozent aller Haushalte könnten schneller surfen?
In Berlin Friedenau (Schmiljanstr.) sieht auf den Karten alles ideal aus.
Grafik: Gigabitgrundbuch des Bundes (Screenshot)
Technologieübergreifend, also inklusive des kombinierten Glasfaser- und TV-Kabelnetzes (HFC oder TV-Koaxkabel), seien Gigabitanschlüsse für knapp 74 Prozent der Haushalte verfügbar. Die aktualisierten Daten zur Festnetzverfügbarkeit seien im Breitbandatlas des Gigabit-Grundbuchs abrufbar.
89 Prozent der Fläche könnte 5G
Eine hohe Dynamik zeige sich auch beim Ausbau des Bundesgebiets mit 5G, dem Mobilfunkstandard der neuesten Generation: Stand Juli 2023 waren laut Mobilfunkmonitoring bereits rund 89 Prozent der Fläche Deutschlands hiermit versorgt. Der Zuwachs betrage binnen zwölf Monaten mehr als 17 Prozentpunkte.
Bundesnetzagentur ermittelt Versorgung "adressscharf"
Im Rheinland-Pfälzischen Gaugrehweiler (Donnersbergkreis) gibt die Karte keine brauchbaren Informationen.
Grafik: Gigabitgrundbuch des Bundes (Screenshot)
Die Bundesnetzagentur erhebt die Festnetzversorgung halbjährlich und "adressscharf" bei mehr als 330 Betreibern von Telekommunikationsnetzen in Deutschland. Die Ergebnisse werden im Breitbandatlas – dem Informationsangebot des Gigabit-Grundbuchs für Bürgerinnen und Bürger – in Karten, Grafiken und Tabellen aufbereitet. Die umfangreichen Datenbestände können von der Bundesebene bis hinunter zum einzelnen Straßenzug eingesehen werden. Die veröffentlichten Versorgungsinformationen stehen zum Download zur Verfügung, um das Kartenmaterial offline analysieren zu können.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
In der Tat hat sich in der letzten Zeit beim Thema Netzausbau im Mobilfunk einiges getan. Auch im Festnetz wird fleißig gegraben und gebaut. Doch vieles ist viel zu lange liegen geblieben.
Wer heute Glasfaser möchte, kann sich im Gigabitgrundbuch des Bundes umschauen. Doch die Karten dort reichen von "ungenau" bis "unverbindlich". Sei es, dass gar nicht klar ist, welche Technik oder welchen Anbieter es da vor Ort schon gibt oder dass Technik angegeben wird, die in Wirklichkeit noch gar nicht verfügbar ist.
Wo es Fördermittel gibt oder geben könnte, kann es passieren, dass niemand bauen will, weil später diese Leitungen diskriminierungsfrei allen Anbietern offeriert werden müssten. Manchen Anbietern ist das schlicht unheimlich. Also bauen sie dort lieber nicht und fordern kühn, die Fördermittel einzustellen.
Politik und viele Anbieter nennen stolz die Zahl der "Homes passed" Anschlüsse: Das sind Leitungen, die irgendwo am Haus vorbeiführen, wo es aber gar keinen Anschluss zum oder im Haus gibt. Sei es, dass der Grundstücksbesitzer das nicht wollte oder die Kostenrechner des örtlich aktiven Anbieters fanden, dass das viel zu teuer wäre.
Der Kunde, der beispielsweise Glasfaser möchte, muss hartnäckig bleiben. Immer und immer wieder nachfragen. Wenn es dumm kommt, bekommt er Glasfaser, aber nicht von seinem Wunschanbieter. Im Idealfall könnte eine Auswahl zwischen Anbietern bestehen, aber möglicherweise bekommt der Wunschanbieter auf einmal kalte Füße, weil jemand anders "schneller" oder "mächtiger" war oder ist.
Der Kunde, der generell auf Mobilfunk setzt, muss Anwohner oder Grundstückseigentümer überzeugen, dass ein Sendemast vielleicht ungewohnt aussieht, aber kein Teufelszeug ist. Behörden müssen sich trauen, etwas zu genehmigen, auch wenn sie Angst haben, dass dagegen geklagt werden könnte. Die Netzbetreiber müssen den Bürgern vor Ort besser erklären, was sie da tun, und die Bürgermeister und Gemeinderäte müssen ebenfalls Kontakt zu den Bürgern halten und die Ängste abbauen helfen.
Bis 2030 ist es nicht mehr lange hin. Das wird noch eine echte Herausforderung.
Neue Netze kann es auch trotz Schnee und Eis geben.