Indien: Vodafone-Idea vor dem Bankrott?
Vodafone steht kurz vor dem Bankrott - in Indien. Das berichtet der gut informierte Mobilfunknachrichtendienst Telecom TV. Der drittgrößte Mobilfunkbetreiber des Landes Indien, die Vodafone Idea, stehe demnach "wieder einmal" vor dem Bankrott. Diese Meldung war schon mehrfach aufgetaucht. Deshalb wollte diese Meldungen eigentlich niemand mehr so richtig ernst nehmen, weil es am Ende doch weiter ging.
Vodafone war vor Jahren in Indien, dem Heimatland des früheren Vodafone-Welt-Chefs Arun Sarin, noch alleine gestartet. Bald entwickelte sich dort ein starker Preiswettbewerb, und Vodafone musste sich mit dem kleinen Anbieter "Idea" zur "Vodafone Idea" zusammenschließen.
Geht Vodafone-Idea bankrott?
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Keine Lust mehr zur Schuldenübernahme?
Doch der Preiskrieg lief weiter und die Anteilseigner von Vodafone-Idea mussten viel Geld nachschießen. Irgendwann war es den Banken, Finanzinstituten oder Investoren zu viel, sie verweigerten sich.
Vodafone-Idea gehört aktuell der britischen Vodafone Group und der indischen Aditya Birla Group. Die haben schon länger keine Lust mehr und wollen aussteigen. Ob das nun wirklich so ist oder ob sie nur die indische Regierung unter Druck setzen wollen, noch mehr Steuergelder zur Rettung einzusetzen, ist unklar.
Indien: Künftig ein Duopol?
Sollte sich nämlich Vodafone Idea tatsächlich für "bankrott" erklären und den Betrieb komplett einstellen, würde der indische Markt nur noch aus einem Duopol aus Reliance Jio und Bharti Airtel bestehen, die schon heute mehr als 72 Prozent aller Mobilfunkanschlüsse Indiens kontrollieren.
Könnte Elon Musk einsteigen?
Die Politik wollte Wettbewerb und war daher lange bereit, der angeschlagenen Vodafone-Idea finanziell zu helfen. Dadurch ist der indische Staat mit inzwischen 33,1 Prozent an Vodafone-Idea beteiligt und überlegt nun angeblich, diesen Anteil zu verkaufen. Zeitgleich kamen Gerüchte auf, dass Vodafone-Idea mit Elon Musk über eine wie auch immer geartete "Zusammenarbeit" mit dem Satelliten-Breitbandunternehmen Starlink verhandeln könnte.
Offiziell wird dies von allen Beteiligten dementiert. Auch die indische Regierung habe nie die Absicht gehabt, so hieß es, ihre Anteile an Vodafone-Idea direkt an Starlink zu verkaufen. Dabei wäre Indien für Starlink interessant, weil dann statt des teuren Aufbaus von terrestrischen Basisstationen ein großer Teil über das LEO-Satelliten-Netz von Space X abgewickelt werden könnte.
Lage aktuell unübersichtlich
Im Augenblick, so Telecom TV, sei die Lage unübersichtlich: Vodafone Idea versuche verzweifelt, seine gigantischen Schulden zu refinanzieren und sich noch eine Weile über Wasser zu halten. Es werde aber immer wahrscheinlicher, dass Vodafone Idea noch dieses Jahr endgültig das Handtuch werfen und sich für "bankrott" erklären könnte.
Eine Chance, im aufstrebenden 5G-Technologie-Markt Indiens noch mitzuhalten, sieht Telecom TV bei Vodafone-Idea nicht mehr. In Indien gebe es bereits heute "de facto" ein Duopol. Vodafone-Idea sei nicht mehr in der Lage, das Rennen um die 5G-Abdeckung des indischen Kontinents Indiens mitzumachen. Die Anbieter Jio und Airtel hätten bereits "einen uneinholbaren Vorsprung". Daraus sei der Schluss zu ziehen, dass die Regierung ihr Engagement aufgebe und akzeptiere, dass nur noch zwei Wettbewerber übrig bleiben.
Gemäß den Regeln der Marktwirtschaft wird dann vermutet, dass das am Ende für die indische Wirtschaft und die dortigen Verbraucher Nachteile haben könnte, beispielsweise Preiserhöhungen.
Hoffnung für die Vodafone Group?
Für die Vodafone Group wäre das Ende wohl ein Segen, weil dadurch eine wesentliche Geldsenke (worin viel Geld unwiederbringlich verschwunden ist) der Vergangenheit angehören würde. Vodafone würde sich dann auf Afrika und Europa konzentrieren und könnte vielleicht in zwei Teile zerlegt werden, wovon Vodafone Afrika wohl profitabel zu sein scheint - in Europa laufen die Geschäfte bekanntlich nicht so gut.
Nur Vodafone hat sich getraut, der MMS den Stecker zu ziehen. Die anderen Anbieter machen tapfer weiter.