Vor Ort

MIG: Vogelsbüsch (Stadt Wadern) bekommt Netz

Lange wurde am Zweck der MIG gezwei­felt, langsam werden die Ergeb­nisse sichtbar. teltarif.de war im nörd­lichen Saar­land vor Ort.
Aus Vogelsbüsch (Wadern) im Saarland berichtet

Lange wurde am Sinn und der Arbeit der bundes­eigenen Mobil­funk­infra­struk­tur­gesell­schaft (MIG) gezwei­felt. So langsam werden immer mehr Ergeb­nisse sichtbar. teltarif.de war am Frei­tag­nach­mittag im nörd­lichen Saar­land in der Stadt Wadern, Orts­teil Vogels­büsch vor Ort. Dort übergab der Parla­men­tari­sche Staats­sekretär beim Bundes­minister für Digi­tales und Verkehr, Oliver Luksic (MdB), gemeinsam mit dem Geschäfts­führer MIG, Ernst Ferdi­nand Wilmsmann, den ersten Förder­bescheid für den Bau eines Mobil­funk­mastes aus Mitteln des Bundes.

Vantage Towers wird Mast bauen

Parl. Staatssekretär Oliver Luksic übergibt den Förderbescheid an Ralf Capito von Vantage Towers. Parl. Staatssekretär Oliver Luksic übergibt den Förderbescheid an Ralf Capito von Vantage Towers.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Ein 45 Meter hoher Schleu­der­beton­mast wird ab dem 1. April 2024 von der Funk­turm­gesell­schaft Vantage Towers in der zur Stadt Wadern gehö­renden Ortschaft Vogels­büsch (Land­kreis Merzig-Wadern) aufge­baut, wie Ralf Capito, Director External Affairs, mitteilte. Er soll ca. 14 Monate später einen bisher noch vorhan­denen „weißen Mobil­funk­fleck“ schließen. Der Mast wird von Voda­fone und Telekom genutzt werden.

Das Bundes­minis­terium für Digi­tales und Verkehr fördert den Bau von Mobil­funk­masten gezielt in Regionen, die bisher nicht erschlossen sind. Sowohl die Telekom Deutsch­land als auch Voda­fone kündigten an, den Mobil­funk­turm mit ihrer Funk­technik auszu­statten. Auch allen anderen Mobil­funk­netz­betrei­bern steht der geför­derte Funk­turm zur späteren Nutzung offen.

Das Geheimnis: Gute Zusam­men­arbeit vor Ort

Auf der Anhöhe (hinter dem Holzgestell) wird der neue Mast gebaut werden. Auf der Anhöhe (hinter dem Holzgestell) wird der neue Mast gebaut werden.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Staats­sekretär Luksic betont das Ziel der Bundes­regie­rung: "Eine flächen­deckende Versor­gung mit Mobil­funk überall dort, wo Menschen leben, arbeiten und unter­wegs sind." Der Staats­sekretär, Land­rätin Daniela Schlegel-Fried­rich und Waderns Bürger­meister Jochen Kuttler betonten einstimmig, dass "Inves­titionen in die digi­tale Infra­struktur die Inves­titionen in die Zukunft" sind. Dabei gehe es nicht alleine um die 60 Bewohner des Ortes, sondern um zahl­reiche Touristen wie Fahr­rad­fahrer oder Wanderer, die in der Natur unter­wegs seien und sich heute auf Navi­gati­ons­sys­teme auf dem Handy verließen.

Wieder­ent­deckung des länd­lichen Raums

v.l. F.Schrickel+R.Zimmermann(Telekom), R.Capito(Vantage), O.Luksic(PSts.), EF.Wilmsmann(MIG), A.Bohn(Vodafone), D.Schlegel-Friedrich(Landrätin), J.Kuttler(Bgm. Wadern) v.l. F.Schrickel+R.Zimmermann(Telekom), R.Capito(Vantage), O.Luksic(PSts.), EF.Wilmsmann(MIG), A.Bohn(Vodafone), D.Schlegel-Friedrich(Landrätin), J.Kuttler(Bgm. Wadern)
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Seit Corona sei eine Wieder­ent­deckung des länd­lichen Raumes fest­zustellen. Jüngere Fami­lien könnten dort noch bezahl­bare Häuser finden, viele Arbeits­plätze wurden ins Home Office verla­gert und wenn es dort schnelles Internet via Mobil­funk oder Fest­netz gebe, sei das ein wich­tiger Faktor.

In der Region ist einiges passiert. Fast sechs Jahre trom­melte Bürger­meister Kuttler für eine bessere Versor­gung in seiner Gemeinde. Es bedurfte unzäh­liger Gespräche und Nach­fragen und es gibt viele Probleme im Detail zu lösen. Die Gemeinde Wadern ist über viele Orte verstreut und der Bürger­meister ist oft unter­wegs und wusste genau, wo er tele­fonieren kann, und wo ein Rückruf "wegen Funk­loch" notwendig ist. Aktuell wird Wadern von der saar­län­dischen Ener­gie­ver­sor­ger­tochter "Energis" mit Glas­faser ausge­baut. Dem Bürger­meister war dabei wichtig, dass "alle Häuser" mit Glas­faser erreicht werden, das sei ihm "bis auf 12 Adressen" gelungen "und da werden wir auch noch eine Lösung finden." Vogelsbüsch (Gemeinde Wadern) ist eine "Rodungssiedlung" mit 60 permanenten Einwohnern, viel Natur und viel Tourismus. Vogelsbüsch (Gemeinde Wadern) ist eine "Rodungssiedlung" mit 60 permanenten Einwohnern, viel Natur und viel Tourismus.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Kuttler hatte sich seit 2018 für einen Sende­masten in Kosten­bach (bei Wadern) einge­setzt. Dabei stieß er überall auf freund­liche Gesprächs­partner, aber dann wollte ein zweiter Netz­betreiber auf den Turm, was neue Geneh­migungen brauchte. Dann kam Corona und am Ende hatte es sechs Jahre gedauert, bis der Sende­mast (kurz vor dem Termin in Vogels­büsch) "on air" ging.

Stich­probe im Nord­saar­land: Telekom vor Voda­fone und o2

Eine stich­pro­ben­artige Über­prü­fung der Mobil­funk­netz­abde­ckung der Region zeigte einen leichten Vorsprung für die Telekom, gefolgt von Voda­fone und o2 auf Rang drei. In Vogels­büsch gibt es im Freien mit viel Glück einen Balken Signal. Der Ausbau ist hier also durchaus sinn­voll, zumal der Sender auch vier weitere Orte in der Umge­bung besser versorgen wird.

Vogels­büsch: Gute Zusam­men­arbeit mit Verwal­tung und Grund­stücks­besit­zern

In Zusammenarbeit mit Energis wird die komplette Stadt Wadern "verglast" In Zusammenarbeit mit Energis wird die komplette Stadt Wadern "verglast"
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Der Standort Vogels­büsch, um den es am Freitag ging, konnte durch eine gute Zusam­men­arbeit mit Bürger­meis­tern, Verwal­tung und privaten Grund­stücks­besitzer relativ schnell gefunden werden. Hier waren gute Kontakte und eine gute Vernet­zung vor Ort entschei­dend. Die bundes­eigene Mobil­funk­infra­struk­tur­gesell­schaft steht perma­nent mit Mobil­funk­netz­betrei­bern, Turm­gesell­schaften und Kommunen in Kontakt. Damit ließen sich mit Erfolg Lösungen für bislang nicht versorgte Gebiete finden.

Zweiter Förder­aufruf fürs Saar­land veröf­fent­licht

Nach der Förde­rung in Wadern, geht es um den Ort Düppen­weiler-Welt­ers­berg (Gemeinde Beckingen) wo eben­falls ein Mobil­funk­mast aus Mitteln des Bundes gebaut werden soll. Im Förder­aufruf wird die Mobil­funk-Branche ange­fragt, ob jemand an einer bestimmten Adresse einen Sende­mast bauen und mit Sender­technik bestü­cken möchte und ob das "eigen­wirt­schaft­lich" (der Netz­betreiber finan­ziert selbst) oder geför­dert statt­finden soll.

Weitere Förder­pro­jekte in der Umset­zung

Ernst Ferdinand Wilmsmann Chef der MIG (links) mit dem Staatssekretär. In Vogelsbüsch wird ein Schleuderbetonmast gebaut. Ernst Ferdinand Wilmsmann Chef der MIG (links) mit dem Staatssekretär. In Vogelsbüsch wird ein Schleuderbetonmast gebaut.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Die Mobil­funk­ver­sor­gung „weißer Flecken“ sei eine "Heraus­for­derung von beson­derem Anspruch", betont man bei der MIG. Es müsse Über­zeu­gungs­arbeit vor Ort für die Errich­tung von Mobil­funk­masten, die Akquise von Grund­stü­cken und die Abklä­rung an welches Glas­faser- bzw. Strom­netz der neue Sender ange­schlossen werden kann. Auch Natur­schutz­belange sind beim Bau und späteren zu berück­sich­tigen.

Aufrufe bundes­weit

Seit Jahres­beginn hat die MIG weitere Aufrufe in Baden-Würt­tem­berg, Bayern, Bran­den­burg, Nord­rhein-West­falen, Sachsen-Anhalt und dem Saar­land veröf­fent­licht. Förder­bescheide für den Bau von Mobil­funk­masten wurden in den Gemeinden Eichen­dorf (Bayern), Wadern (Saar­land), Herbrech­tingen und Durbach (Baden-Würt­tem­berg) bekannt gegeben. Bei der MIG geht man davon aus, dass die Zahl der Förder­auf­rufe und Förder­bescheide weiter zunehmen wird.

Strom­ver­sor­gung abge­legener Mobil­funk­stand­orte

Bei der Suche nach Stand­orten spielt der Faktor Strom­ver­sor­gung eine große Rolle. Die MIG hatte unter dem Stich­wort "#green­power4tower" einen Ideen­wett­bewerb ausge­schrieben, um krea­tive und nach­hal­tige Möglich­keiten der Strom­ver­sor­gung für abge­legene Stationen zu finden.

Hohe Preise im Wald

Im Zuge der Stand­ort­suche werden oft auch Forst­ver­wal­tungen ange­spro­chen, denn schlecht versorgte Regionen liegen oft tief im Wald oder abseits der dicht besie­delten Regionen. Einige Forst­ver­wal­tungen, so verrieten uns mit den Vorgängen vertraute Personen, riefen inzwi­schen sehr "heftige Preise" auf, bevor sie ein Grund­stück bereit­stellen wollten. Da sei man auch schon auf "weniger geeig­nete" Stand­orte ausge­wichen, um wenigs­tens "80-prozen­tige Versor­gung" hinzu­bekommen.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Im Gespräch mit Land­räten, Bürger­meis­tern und Orts­vor­ste­hern wird deut­lich, die Bedeu­tung von schnellem Internet und zuver­läs­sigen Tele­fon­ver­bin­dungen über Mobil­funk oder Fest­netz ist verstanden worden. Die Mobil­funk­netz­betreiber wissen, dass sie auch in Regionen bauen müssen, um die bisher ein großer Bogen gemacht wurde, "weil es sich ja nicht lohnt". Die Politik weiß, dass es Regionen gibt, wo "eigen­wirt­schaft­licher" Ausbau sich wirk­lich nicht lohnt, wo also mit staat­lichen Förder­mit­teln ein Anschub gegeben werden muss. Eine anfangs belä­chelte Gesell­schaft wie die MIG muss Klinken putzen, Kontakte knüpfen und kann so mithelfen, dass die bisher unver­sorgten Regionen endlich ausge­baut werden. Das ist so ganz nebenbei auch ein gutes Mittel gegen Poli­tik­ver­dros­sen­heit.

Jede Woche mit Span­nung erwartet: Neuig­keiten vom Netz­ausbau.

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