Frankfurt: "Untergrund" bekommt besseres Netz
Fahrgäste, die mit der S-Bahn im Haupt-Tunnel zwischen Frankfurt-Main-Hauptbahnhof und Offenbach unterwegs sind, sollten jetzt durchweg guten Mobilfunk-Empfang haben. Auch hinaus zum Frankfurter Rhein-Main-Flughafen wird es bald deutlich besser werden, hier wird noch gebaut.
Vodafone hat als "Konsortionalführer" die gesamte knapp 6,5 Kilometer lange Tunnelstrecke zwischen Frankfurt (Main) Hauptbahnhof und Frankfurt Lokalbahnhof mit "neuester, leistungsstarker" Mobilfunk-Technologie ausgestattet - nicht nur für Kunden von Vodafone, sondern auch für die Kunden der Mitbewerber, also Telekom und Telefónica (o2). Dadurch sollte die Verbindung ins Mobilfunknetz jetzt auch im Tunnel überall stabil funktionieren.
Von der stabileren Verbindung profitieren nicht nur Fahrgäste, die sich über ihren eigenen Mobilfunk-Anbieter (z.B. Telekom, Vodafone, o2) ins Netz einwählen, sondern auch diejenigen, die das kostenfreie WLAN-Angebot des Verkehrsverbundes RMV in den S-Bahnen nutzen.
Über WLAN die Leute zurück in den ÖPNV holen
Dank massivem Netzausbau hat sich die Mobilfunk und WLAN-Versorgung im Frankfurter Untergrund verbessert
Foto: Vodafone
„Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, gilt es nicht nur, nach der Corona-Pandemie die bisherigen Fahrgäste wieder in die öffentlichen Verkehrsmittel zurück zu holen – wir müssen noch mehr Menschen als bisher überzeugen, dass eine Fahrt mit dem ÖPNV die bessere Alternative darstellt. Ein durchweg vorhandenes, schnelles und kostenloses Internet-Angebot in der S-Bahn steigert die Attraktivität enorm – denn während der Fahrt arbeiten oder entspannt surfen geht nun mal nicht, wenn man hinter dem Lenkrad im Auto sitzt“, betont der Verkehrsminister von Hessen Tarek Al-Wazir.
Guido Weißbrich, Netz-Chef bei Vodafone Deutschland, möchte, dass die Menschen überall und jederzeit schnellen Zugang zum Internet haben können. "Dafür buddeln und schrauben wir – selbst dort, wo es besonders schwierig ist."
„Als wir das WLAN-Angebot ins Leben gerufen haben, haben wir uns zum Ziel gesetzt, unseren Fahrgästen überall im RMV-Gebiet kostenlosen Zugang zu schnellem Internet zu bieten“, betont RMV-Geschäftsführer Prof. Knut Ringat. „Dabei können wir aber immer nur so gut sein wie die Mobilfunkabdeckung vor Ort. Die neuen Antennen im S-Bahn-Tunnel tilgen einen zentralen weißen Fleck auf unserer WLAN-Landkarte und sind ein großer Schritt hin zu einer durchgängig guten Internetverbindung im S-Bahn-Netz.“
Dr. Andre Kavai vom RMV betont, dass 8 von 9 Frankfurter S-Bahnen durch diesen Tunnel fahren, "Wir erreichen dort viele Nutzer und haben extrem hohes Potenzial, die Service-Qualität und einen Baustein für Stärkung des ÖPNV-Systems gegenüber Individualverkehr zu liefern.
Christian Roth, Vorsitzender der Geschäftsführung der S-Bahn Rhein Main, ergänzt: „Das kostenlose WLAN in der S-Bahn gehört für unsere Fahrgäste mittlerweile ganz selbstverständlich dazu. Viele Kunden nutzen die Zeit in der Bahn zum Mails checken, whatsappen oder surfen. Umso mehr freuen wir uns, dass die Übertragungsqualität jetzt stimmt. Mein Dank gilt vor allem Vodafone. Diesen Umbau ohne Sperrung des Tunnels in vielen kleinen Etappen nachts hinzubekommen, war ein Kraftakt.“
Kostenloses WLAN: 4,5 Millionen Einwahlen pro Monat
Bereits seit 2019 bieten der RMV und die S-Bahn Rhein-Main ihren Fahrgästen die Möglichkeit, in der Bahn kostenlos während der Bahnfahrt im Internet zu surfen, ohne das eigene Datenvolumen zu belasten. Dieser Service wird von den Kunden sehr gut angenommen.
Monatlich wählen sich die Fahrgäste mehr als fünf Millionen Mal in das kostenlose WLAN ein. Rund 60 Terabyte Daten werden über das Angebot im Schnitt pro Monat heruntergeladen. Das entspricht umgerechnet rund 600.000 Stunden gestreamter Musik in hoher Qualität.
Schwieriger Ausbau im Untergrund
Damit die Verbindung ins Netz auch unter der Erde stabiler und zuverlässiger läuft, haben die Mobilfunk-Unternehmen Vodafone, Deutsche Telekom und Telefónica die Versorgung ausgebaut. Vodafone hat die Umrüstung als Generalunternehmer übernommen. Die Arbeiten fanden in den letzten Monaten nachts in den kurzen Betriebspausen der S-Bahn zwischen 1:30 Uhr und 3:30 Uhr statt und waren dementsprechend aufwändig.
Insgesamt wurden 12 Kilometer Kabel zur Vernetzung der Verstärkerpunkte und weitere drei Kilometer Antennenkabel für die mehr als 100 Antennen-Systeme und Repeater-Standorte der Mobilfunk-Stationen verlegt, die nun für "bestes WLAN" in der S-Bahn sogar im Tunnel sorgen sollen.
Auch die S-Bahnstrecke zwischen dem Frankfurter Flughafen und Gateway Gardens über Stadion bis zum Hauptbahnhof wird derzeit mit neuen leistungsstarken Mobilfunk-Signalen ausgestattet. Generalunternehmer ist hier die Deutsche Telekom, die dann die Kunden von Vodafone und o2 auf die Antennen lässt.
Warum überhaupt unsicheres, wackliges WLAN?
In den Zügen der Frankfurter S-Bahn gibt es kostenloses WLAN, auch im Tunnel
Foto: Vodafone
Im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz aus der S-Bahn hat teltarif.de die kritische Frage gestellt, warum "alle so wild auf WLAN" sind? Eigentlich ist WLAN eine ziemlich störungsanfällige und teilweise auch "unsichere" Übertragungsart. "Warum wird nicht endlich mit 4G intensiv ausgebaut, wo der Nutzer auch weiß, dass er in "seinem" Netz gesichert unterwegs ist?"
Die "einfache" Antwort des RMV: "WLAN braucht einen 4G-Ausbau als Grundlage, das System in der Bahn arbeitet mit drei SIM-Karten und empfängt über Außenantennen. Nicht alle Kunden haben genügend Volumen oder den richtigen Tarif in ihrem Handy.
Die RMV-Vertreter planen, nicht nur alle Nahverkehrszüge und S-Bahnen, sondern "bis Ende 2021 auch alle Buslinien im Bereich Vogelsberg, Odenwald, Taunus und (hessisches) Kinzigtal" mit WLAN auszurüsten. Das wird von Kennern der Landschaft als extrem ambitioniert angesehen.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Ein Ausbau des Untergrundes ist nicht so einfach, wie es sich auf den ersten Blick anhört. Wo die Züge fast durchgehend rund um die Uhr fahren, bleibt kaum noch Zeit für Montagearbeiten in den teilweise engen Tunnels. Von daher ist Vodafone zu loben, sich an die Arbeit unter Frankfurts Stadtzentrum gemacht zu haben. Komplementär wird die Telekom die S-Bahn zum Frankfurter Flughafen ausbauen. Aber: Es gibt in beiden Fällen noch sehr viel zu tun.
Mit dem "kostenlosen WLAN" haben die Nahverkehrs-Anbieter meiner Meinung nach eine Büchse der Pandora geöffnet. Die Kunden erwarten, dass das Netz "eh da" ist und zwar überall und kostenlos. Der Aufbau der Infrastruktur kostet gewaltig Geld, was entweder über staatliche Subventionen oder die Ticketpreise wieder eingenommen werden kann. Oft kann es im WLAN passieren, dass keine Daten fließen, wenn ein Handy im WLAN ist, weil zu viele andere Endgeräte ebenfalls Kontakt zum Netz suchen, oder die "Handover" nicht klappen, weil WLAN für den beweglich mobilen Betrieb eigentlich nie gedacht war.
Die sinnvollere Lösung wäre ein dichterer Ausbau mit "echtem" Mobilfunk in 4G/5G Technologie. Sicher, dafür braucht der Kunde ausreichende Datenpakete, aber dafür geht der Transfer geordnet und gesichert von statten. Mit zunehmender Nutzung könnten die Datenpreise sinken oder die nutzbaren Datenpakete größer werden, damit können die Netzbetreiber dann sicher kalkulieren.
Das Mobilfunk-"Musterland" Schweiz hat bislang weitgehend auf WLAN in den Zügen verzichtet, weil die Mobilfunkversorgung selbst in Eisenbahntunneln von Grund auf dichter und besser ausgelegt war, als es hierzulande je vorstellbar wäre.