1&1-Netz, Auktion, Glasfaser & mehr: 2024 wird spannend!
Versuche, die Preise in 2023 zu erhöhen, sind meines Erachtens schief gegangen. Viele Kunden haben sofort gekündigt, geklagt oder "nachverhandelt" und gegen eine Vertragsverlängerung ihre "alten Preise" behalten, beispielsweise bei Vodafone. Auch o2 wollte die Preise erhöhen, doch erziehen sie ihre Kundschaft zum Feilschen, was je nach Verhandlungsgeschick sogar günstigere Preise als vorher bedeuten kann.
Studien zu Preisen für mobiles Telefonieren sagen, dass Deutschland im Vergleich zu Europa relativ teuer sei. Preissteigerungen sind kaum durchsetzbar.
Foto: Picture Alliance/dpa/TASR
Die Telekom packt in neue Preise deutlich mehr Inhalt als vorher hinein. Sie traute sich bislang nur, bei sehr exotischen Tarifen (z.B. reines Festnetz ohne Internet auf MSAN-Basis) den Preis anzupassen.
Mit spürbaren Änderungen würde ich 2024 nicht rechnen, aber hinter den Kulissen wird der Druck zu Sparsamkeit weitergehen. Gerade in den günstigen Tarifen wird immer mehr auf "Künstliche Intelligenz", Chatbots und viel Self-Service gesetzt werden. Wenn diese Systeme laufen oder die Tarife so einfach wie möglich sind (z.B. fraenk), kann das funktionieren. Sobald aber irgend etwas verunglückt oder eine Sonderbehandlung notwendig wird, ist der Kunde dort ziemlich verloren.
Wie viele Netze brauche ich?
Eigentlich denkt sich der Kunde, ich buche ein Netz und damit ist alles geregelt. Oft ist das der Fall, aber wer öfters unterwegs ist oder sich gar in dünner besiedelte Regionen "verirrt", merkt schnell, dass im Ort A Netz 1 und im Ort B Netz 2 besser versorgt und im nächsten Ort ist vielleicht Netz 3 angesagt. Also kann es auch 2024 hilfreich sein, einen günstigen Vertrag (oder eine Prepaidkarte) eines weiteren Handynetzes zu besitzen.
Perspektivisch werden Satelliten-Netze eine zunehmende Rolle spielen, die entweder mit einem kleinen Zusatzmodul (Kopplung per Bluetooth) oder mit entsprechend vorbereiteten Handys (aktuell iPhone via Globalstar) Kontakt aufnehmen können. Die Bandbreiten bleiben niedrig, für eine SMS mit Standortkoordinaten oder Infos zur aktuellen Lage sollte es reichen. Mittelfristig könnten Satelliten so "gut" werden, dass sie "handelsübliche" Handys am Boden erreichen und versorgen können. Diese Dienste dürften dann einen Aufpreis kosten und werden vielleicht für Urlaubsreisen, Trecking-Touren oder Segeltörns etc. gebucht.
Welches Smartphone brauche ich?
Die Smartphone-Welt teilt sich weiter überwiegend in Android und iOS (Apple) auf. Hoffnungen, dass das chinesische Harmony OS als preisgünstige Alternative den europäischen Markt aufmischen könnte, haben sich nicht erfüllt. Andere Betriebssysteme, die Wert auf mehr Datenschutz und Datensparsamkeit legen, kommen aus der Nische nicht hervor.
In der iOS-Welt wird es gewaltige Änderungen geben. Auf "Wunsch" der Europäischen Union können iPhone-Nutzer sich künftig auch aus alternativen AppStores passende Software herunterladen. Bevor das aber funktioniert, wird Apple sicher allerlei Warnhinweise einblenden, auf was sich der Kunde da einlässt und welche Gefahren da drohen. Die eher konservative Kundschaft wird dem AppStore treu bleiben und den Verlockungen alternativer Anbieter widerstehen, genau wie die überwältigende Mehrheit ihre Android-Apps nur aus dem Google-Playstore bezieht.
Und Social Media?
Im Bereich Social Media ist "Threads", die Alternative zu X/Twitter, nach einer kurzen Pause erneut fulminant gestartet. Das Interesse wird in dem Moment abebben, wo Algorithmus-gesteuerter Nonsens, der die Nutzer weniger interessiert, die Timelines verstopft. Alternativen wie Bluesky oder Mastodon bleiben in der Nische, da sie keine an Umsatz und Rendite interessierte Unternehmen im Hintergrund haben und daher vielen unbekannt bleiben oder "umständlich" zu konfigurieren sind (was eher ein Vorurteil ist).
Im Bereich E-Mail sind verschlüsselte oder gesicherte E-Mails für den 08/15-Anwender weiter "lästig". DE-Mail bleibt ein totes Produkt, der Traum vom Preis pro verschickter E-Mail ist ausgeträumt. Schlaue E-Mail-Lösungen mit Zertifikaten (z.B. PGP) gibt's schon länger, aber man müsste es halt einmal einrichten und die Gegenstelle müsste es auch haben und solange das keine Pflicht ist, bleibt das Henne-Ei-Problem.
Die digitale Kluft
Die digitale Kluft zwischen Technik-affinen Menschen, die neue Produkte und Verfahren ausprobieren und einrichten und denen, die das alles als lästig empfinden ("ich habe nur ein Passwort") oder die gar nicht digital erreichbar sind, nimmt weiter zu.
Es wird umständlicher
Allerlei Anbieter von der Krankenkasse über die Bank schicken heute gar keine E-Mails mit Inhalten mehr (weil "unsicher"), sondern nötigen ihre Kunden, auf Online-Portalen für sie bestimmte "wichtige" Nachrichten abzurufen. Dazu braucht man einen zweiten Faktor, z.B. eine Handynummer - wenn die aber längst abgeschaltet (weil ein neuer Vertrag mit neuer Nummer abgeschlossen wurde oder "vergessen" wurde, die Prepaid-Karte rechtzeitig aufzuladen) ist, wird es kompliziert. Wichtige Nachrichten gelten dann als "zugestellt", kommen aber nicht an.
Es bedeutet, die Anwender - egal welchen Alters - müssen sich mit diesen Themen beschäftigen, was sicher nicht immer ohne Schmerz und Tränen ablaufen wird.
Wie bezahle ich?
Auch beim Bezahlen wird sich der Trend zum digitalen Bezahlen fortsetzen. Bargeld ist in bestimmten Situationen praktisch, fehlendes Kleingeld lästig und dicke Geldbeutel unbequem. Also wird immer mehr "mit Karte" oder mit Handy oder per Uhr bezahlt. Es könnten auch NFC-fähige Ringe, Schlüsselanhänger oder gar Implantate im Finger sein. Nur Updates der Hardware sind bei Implantaten ein Problem, weswegen die Mehrheit davon buchstäblich die Finger lässt.
Bringt die Politik was gebacken?
Der Frust über die Politik wächst, ist aber oft hausgemacht. Lösbar ist das erst, wenn sich die Bürger wieder aktiv mit Politik vor Ort beschäftigen, wenn sie verstehen, wie die Abläufe funktionieren. Sie müssen verstehen, wie schwierig es ist, verschiedene Interessen unter einen Hut zu bekommen. Beispielsweise, wenn im Ort ein Mobilfunksender aufgestellt werden soll. Die einen finden das lebensgefährlich, die anderen mögen die Optik nicht, aber alle wollen flächendeckende Netzversorgung.
Zunehmender Personalmangel in allen Bereichen wird sich nur durch "neue Leute im Land" lösen lassen. Einfach wird das nicht. Wirre Träume von Zäunen und Sperren sind unerfüllbar und helfen uns nicht - im Gegenteil.
Wenn Sie digital "fit" sind, schauen Sie sich in Ihrer Nachbarschaft um. Manche Mitmenschen tun sich damit noch schwer und freuen sich über Ihre Hilfe. Auf welche Probleme sind Sie dabei gestoßen? Berichten Sie uns im Forum unter diesem Artikel dazu.