1&1-Netz, Auktion, Glasfaser & mehr: 2024 wird spannend!
Viele Entwicklungen zeichnen sich ab, andere kommen urplötzlich, obwohl man sie hätte kommen sehen müssen, anderes wurde verdrängt oder vergessen. Eins ist sicher: Der Telekommunikationsmarkt bleibt in Bewegung.
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Der Jahresausblick 2024. Wir wagen einen Blick in die Glaskugel.
Fotos: Telekom/teltarif.de, Montage: teltarif.de
Es gibt im Jahreskalender gewisse Fixpunkte. Das Jahr beginnt mit der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas (USA) vom 9.-12. Januar. Die CES gab früher wichtige Impulse für den TK-Markt, analog zu ihrer Schwester IFA ("Funkausstellung") - doch diese Zeiten scheinen länger her zu sein.
Die Fachmesse ANGA Com (vom 14.-16.05.2024) wird wieder zum Treffpunkt der Netz- und Programmverteilungsbranche, dazu gehören neben den Netzbetreibern für Fest- und Mobilfunk die Inhalteanbieter und die Lieferanten von Netzwerkkomponenten vom einfachen Stecker, bis zum Verteilerkasten an der Straße.
Die Messe CeBIT ist Geschichte, hier wurden einst die Weichen der TK-Branche in Punkto Produkte und Tarifen gestellt. Die Hannover Messe Industrie vom (22.-26.04.24) kann den Anforderungen an die TK-Branche überhaupt nicht genügen, soll sie wohl auch nicht. Gleichwohl gibt es auch im Industriebereich 5G, was aber für den Endkunden weitaus unspektakulärer daherkommt, als man glauben möchte. Da steht dann in der Fabrikhalle ein einsames 19-Zoll-Regal mit dem Aufkleber "5G" drauf und fungiert als ein stabileres, zuverlässigeres Campus-WLAN, nur halt mit 5G-Technik.
Die "Funkausstellung" pardon "IFA" wird auch dieses Jahr (vom 6.-10.9.) wieder stattfinden, aber die TK-Branche trifft sich lieber in Barcelona beim Mobile World Congress (MWC) (26.-29.2.24), um sich über das "next big thing" auszutauschen. Das könnte "6G" sein, dessen Umrisse sich am Horizont abzuzeichnen beginnen, obwohl noch niemand so ganz genau weiß, wie das im Detail aussehen könnte. Vermutlich noch höhere Download-Geschwindigkeiten, noch mehr Bandbreiten und noch geringere Latenzen als zuvor, das alles auf vielen neuen Frequenzen, wenn sie denn dafür freigegeben werden.
Was ist mit 5G oder 6G?
Schon mit 5G und spätestens 6G wird die Digitalisierung und Vernetzung von Bereichen fortgesetzt, wo man das lange gar nicht für möglich oder sinnvoll gehalten hatte. Dazu wird auch das Thema Datensicherheit eine Rolle spielen, weil es in einer total vernetzten Welt sensible Informationen gibt, die nicht in fremde Hände gelangen sollten oder dürfen. Für 2024 ist 6G noch Zukunftsmusik, aber: 5G und 6G setzen auch verstärkte Kenntnisse beim Endnutzer voraus, die es bislang kaum oder gar nicht gibt, weil die Nutzer eher konsumieren, als aktiv mitgestalten können oder wollen.
Der Netzausbau
Ob 2G, 4G oder 5G: Im Frühjahr wird die Bundesnetzagentur bekanntgeben, wie die nächste "Frequenzvergabe" im Lande aussehen könnte. Es besteht in der Branche allgemeiner Konsens, dass sündhaft teure Frequenzversteigerungen dem Markt die notwendigen Mittel für den Netzausbau entziehen. Die Mobilfunknetzbetreiber haben gute Argumente dafür, eine schlichte Verlängerung ihrer Lizenzen zu fordern. Es gibt immer noch viel zu große "weiße Flecken", wo bis heute kein Funksignal den Nutzer erreicht und deren Ausbau aufwendig und teuer ist. Doch auch dort soll und muss und wird es irgendwann "Netz" geben.
So klein kann ein 5G-Sender sein: Smarte Straßenlampe mit LTE- und 5G-Sender in Frankfurt/Main.
Foto: Telefónica
Ungeklärt bleibt die Frage, ob wir wirklich vier gleichmäßig flächendeckende Netze brauchen oder ob es da nicht sinnvollere Möglichkeiten gibt, dass sich die "Netzbetreiber" gegenseitig viel mehr als bisher aushelfen.
Was wird aus 2G?
Konkrete Pläne, die 2G/GSM-Technik abzuschalten, gibt es noch nicht. Dieser Schritt wäre krass, weil viele mittelalte Autos mit eCall-Notruf, deren Funkmodule nur 2G oder 3G "verstehen", dann endgültig zum "alten Eisen" gehören würden. Nachrüstmodule für Upgrades hat die Autoindustrie nicht vorgesehen - auch weil mit einem Neuwagen eben mehr Geld zu verdienen ist. Auch die Betreiber von simplen Sensoren oder Waren-Trackern "hängen" noch an einfachen GSM-Modulen, die sie in großer Stückzahl einsetzen. Nichtsdestotrotz: Das Ende von 2G steht auf der Agenda, nur halt dieses Jahr bestimmt noch nicht.
Was wird aus der MMS?
Die Idee der MMS war richtig: Die rein textbasierte SMS sollte auch Bilder und Töne übertragen können. Das Limit auf 300 kB Datenmenge war seinerzeit verständlich, ist aber längst aus der Zeit gefallen. Der horrende Preis von 39 Cent das Stück auch. Vodafone, sonst kostenbewußt hat das einzig richtige getan, die MMS wurde ausgeknipst. Telekom und o2 klammern sich noch an der Technik, die Geld in die Kassen spült, wenn irrtümlich MMS verschickt wurden, etwa vom iPhone.
Was wird aus 1&1?
Fangen wir beim vierten Netzbetreiber an. Viele hätten nie geglaubt, dass das vierte Netz wirklich an den Start gehen wird, sie haben sich getäuscht. Viele meinen nun, dass das Unternehmen eine ordentliche "Strafe" kassieren sollte, weil sich ihre ambitionierten Zeitpläne für den Netzausbau bekanntlich stark "verspätet" haben. Eine "Strafe" könnte sein, dass 1&1 auf eine Teilnahme an der dies- oder nächstjährigen Frequenzvergabe verzichten muss.
Mit den abgeschlossenen bzw. erweiterten Roaming-Abkommen mit o2 (jetzt doch mit 5G) bzw. mit Vodafone (inkl. 5G für aktuell max. 18 Jahre) ist 1&1 in einer komfortablen Position und kann sein Netz in aller Ruhe in Ballungszentren aufbauen.
Kniffliger ist die Frage, wo im Moment niedrige Frequenzen für 1&1 gefunden werden können, denn die sind knapp. Etwa durch Untervermietung oder weitere Roaming-Abkommen?
Spannend wird die Frage, ob Vodafone termingerecht seine Core-Server für 11-12 Millionen neue "Roaming"-Kunden (von 1&1) an den Start bekommt und ob es beim "Verschieben" der 1&1-Kundenbasis von o2 zu Vodafone im Hintergrund zu irgendwelchen unerwarteten Überraschungen kommt.
Den von vielen Kunden erhofften Preiskrieg dürfte 1&1 nicht anzetteln. Gleichwohl werden die unzähligen Discount-Marken aus der Drillisch-Familie das eine oder andere attraktive Angebot bereit halten, das man genauestens prüfen sollte, wo günstig es für den eigenen Bedarf wirklich ist.
Was wird aus o2?
Wenn im Netz von o2 mittelfristig 11 Millionen Kunden weniger unterwegs sind, hoffen manche Stammkunden auf eine Entlastung des Netzes, das Jahr für Jahr den stärksten Datenzuwachs im Lande hat. Kein Wunder, die Tarife sind relativ günstig und machen Appetit auf mehr.
Es muss die Frage erlaubt sein, ob es 1&1-Gründer Ralph Dommermuth nicht gelingen kann, das Roaming-Abkommen mit o2 parallel zum Deal mit Vodafone zu verlängern. Sei es, dass die Kunden frei wählen können, ob sie lieber im Netz von o2 oder Vodafone roamen wollen. Oder könnte es ein rechtlich abgesichertes Konstrukt geben, das beide Netze zur freien Auswahl des Kunden anbietet? Das wäre kreativ. Vielleicht sollte auch Vodafone mal über ein Roaming-Abkommen mit o2 oder der Telekom nachdenken.
Was wird aus Vodafone?
Bei Vodafone gibt es einen Berg von Baustellen. Der neue Chef hat das wohl erkannt, aber es bleiben bei langjährigen Beobachtern Zweifel, ob diese Probleme gelöst werden dürfen, da im Vodafone-Weltkonzern alle Ampeln auf "Kosten senken, konsolidieren, rentabler werden" stehen. Und die gebeutelten Shop-Betreiber, die noch nicht aufgegeben haben, brauchen Provisionen für neue Produkte. Gute beratene zufriedene Kunden, die nichts neues gekauft oder gebucht haben, "rentieren" sich halt nicht. Hotlines kosten Geld und dürf(t)en keine Produkte verkaufen, weil die Kunden das ziemlich "übel" nehmen. Ein Teufelskreis.
Zwar beteuern alle Verantwortlichen, dass Vodafone Deutschland das rentabelste Unternehmen im Vodafone-Konzern sei, aber wenn die Pläne arabischer Investoren stimmen sollten, Vodafone Europa von Vodafone Afrika/Asien zu trennen, taucht schnell die Frage auf, ob ein arg gerupftes Vodafone Europa (ohne Spanien, ohne Italien und quasi ohne England) noch lebensfähig ist. Der oft unterschätzte Ralph Dommermuth könnte bereits einen Plan in der Schublade haben, früher oder später das Netz von Vodafone Deutschland zu übernehmen, worauf er sein neues Open-RAN-Netz als "Sahnehäubchen" draufsetzen könnte.
Aus Wettbewerbsgründen könnte dann der Kundenbestand von Vodafone "gefragt" werden, ob sie künftig zur Telekom, zu o2 oder zur neuen 1&1 wechseln sollen. Ich denke aber, diese Entwicklung braucht einiges an Zeit. Wir werden 2024 hier noch keine Entscheidung sehen, könnten aber Weichenstellungen im Hintergrund "am Rande" mitbekommen.
Was wird aus der Telekom?
Telekom-Chef Tim Höttges ist 10 Jahre im Amt, was in dieser turbulenten Branche eine Leistung für sich ist. Sein Kostenbewusstsein mag manchen Protagonisten gewaltig "nerven", hat aber das Unternehmen relativ stabil gehalten und die Finanzkennzahlen steigen unaufhörlich. Das Thema Nachfolge steht wohl erst 2025 auf der Tagesordnung und verspricht spannend zu werden.
Die Hoffnung vieler Endkunden, auch bei der Telekom im Mobilfunk eine mengenmäßig unlimitierte Datenflatrate zu sehen, die sich preislich nur in der möglichen Höchstgeschwindigkeit unterscheidet, wird wohl nicht erfüllt. Die Angst der Kostenrechner, dass die Kunden in gemächlichem Tempo unbegrenzt surfen und streamen und keine Motivation mehr haben, ihren Tarif "aufzubohren", ist wohl zu groß.
Die zögerliche Freigabe von 5G wird bei der Telekom wohl langsam aufgegeben werden. Bei den Telekom-Discount-Marken wird Zug um Zug 5G eingeführt. Hier gibt es aber weiter Geschwindigkeitsklassen, dafür sind und bleiben die Tarife deutlich günstiger als das "Original".
Hoffnungsträger "Slicing"
Neue Angebote wie "Slicing" werden - gegen Aufpreis - mehr Netzqualität in Überlastsituationen anbieten. Die Frage ist, ob die Kunden bereits sind, dafür zu bezahlen und wie lange es dauert, bis eine erneute Netz-Diskriminierungsklage beim EuGH in Luxemburg aufschlägt und den Träumen der Kostenrechner ein jähes Ende bereitet.
Wettbewerb bei Glasfaser?
Die Idee des Wettbewerbs im Glasfasermarkt funktioniert leider nicht so wie gedacht. Wenn eine kleinere Telefonbude einen Ort mit Glasfaser ausgebaut hat, wird sie wenig Lust verspüren, Konkurrenten auf ihr Netz zu lassen, weil die Miete eines Leerrohres oder einer unbeleuchteten Faser viel zu wenig einbringt. Die Miete einer fertig beleuchten Glasfaser mit Bistream-Access bringt sicher mehr, aber der Aufwand die Schnittstellen zur Bereitstellung, Abrechnung und späteren Abschaltung mit den Mitbewerben aufzubauen und einen möglichst 24/7-Entstörservice zu garantieren, ist teuer und personalaufwendig, was kleine Unternehmen gar nicht leisten können. Das führt dazu, dass informierte Kunden, wo immer möglich, auf etablierte Spieler wie die Telekom setzen, die über langjährige Erfahrung und die notwendige Infrastruktur verfügt.
Denkbar, dass noch manches kleinere Unternehmen den Schritt wagt, mit der Telekom auch auf Netzbetriebsebene zusammenzuarbeiten. Es werden aber auch weitere Unternehmen sich mit anderen zusammenschließen oder schlicht aufgeben, weil sich die Träume der Finanzinvestoren nicht realisieren lassen.
Die Kunden bleiben preissensitiv. Das heißt, Glasfaser darf nicht mehr als der bisherige Kupferanschluss kosten. Jüngere Kunden hoffen darauf, ihren Internetbedarf komplett über Mobilfunk abwickeln zu können und verzichten erst einmal auf das Festnetz. Das kann sich ändern, wenn die "Jugend" selbst Familien gründet und der hausinterne Datenbedarf auf einmal steigt.
Und das Kupfernetz?
Es ist absehbar, dass irgendwann das Kupfernetz durch das Glasfasernetz abgelöst wird. Dieser Termin ist vorhersehbar, aber die Details könnten für manche Anbieter und Kunden hart werden. Ähnlich wie bei der IP-Migration im Festnetz werden Anbieter oder Regulierer eines Tages ein festes Datum nennen, an dem alles Kupfer abgeschaltet werden soll. Dieser Termin wird sicher ein paar mal verschoben werden und das Wehklagen ("Viel zu früh" - "viel zu spät") wird laut sein. Und dann ist da noch die Frage, ob die Preise reguliert oder künftig "frei" verhandelt werden. Das kann noch lustig werden.
Wohin gehen die Preise?
Versuche, die Preise in 2023 zu erhöhen, sind meines Erachtens schief gegangen. Viele Kunden haben sofort gekündigt, geklagt oder "nachverhandelt" und gegen eine Vertragsverlängerung ihre "alten Preise" behalten, beispielsweise bei Vodafone. Auch o2 wollte die Preise erhöhen, doch erziehen sie ihre Kundschaft zum Feilschen, was je nach Verhandlungsgeschick sogar günstigere Preise als vorher bedeuten kann.
Studien zu Preisen für mobiles Telefonieren sagen, dass Deutschland im Vergleich zu Europa relativ teuer sei. Preissteigerungen sind kaum durchsetzbar.
Foto: Picture Alliance/dpa/TASR
Die Telekom packt in neue Preise deutlich mehr Inhalt als vorher hinein. Sie traute sich bislang nur, bei sehr exotischen Tarifen (z.B. reines Festnetz ohne Internet auf MSAN-Basis) den Preis anzupassen.
Mit spürbaren Änderungen würde ich 2024 nicht rechnen, aber hinter den Kulissen wird der Druck zu Sparsamkeit weitergehen. Gerade in den günstigen Tarifen wird immer mehr auf "Künstliche Intelligenz", Chatbots und viel Self-Service gesetzt werden. Wenn diese Systeme laufen oder die Tarife so einfach wie möglich sind (z.B. fraenk), kann das funktionieren. Sobald aber irgend etwas verunglückt oder eine Sonderbehandlung notwendig wird, ist der Kunde dort ziemlich verloren.
Wie viele Netze brauche ich?
Eigentlich denkt sich der Kunde, ich buche ein Netz und damit ist alles geregelt. Oft ist das der Fall, aber wer öfters unterwegs ist oder sich gar in dünner besiedelte Regionen "verirrt", merkt schnell, dass im Ort A Netz 1 und im Ort B Netz 2 besser versorgt und im nächsten Ort ist vielleicht Netz 3 angesagt. Also kann es auch 2024 hilfreich sein, einen günstigen Vertrag (oder eine Prepaidkarte) eines weiteren Handynetzes zu besitzen.
Perspektivisch werden Satelliten-Netze eine zunehmende Rolle spielen, die entweder mit einem kleinen Zusatzmodul (Kopplung per Bluetooth) oder mit entsprechend vorbereiteten Handys (aktuell iPhone via Globalstar) Kontakt aufnehmen können. Die Bandbreiten bleiben niedrig, für eine SMS mit Standortkoordinaten oder Infos zur aktuellen Lage sollte es reichen. Mittelfristig könnten Satelliten so "gut" werden, dass sie "handelsübliche" Handys am Boden erreichen und versorgen können. Diese Dienste dürften dann einen Aufpreis kosten und werden vielleicht für Urlaubsreisen, Trecking-Touren oder Segeltörns etc. gebucht.
Welches Smartphone brauche ich?
Die Smartphone-Welt teilt sich weiter überwiegend in Android und iOS (Apple) auf. Hoffnungen, dass das chinesische Harmony OS als preisgünstige Alternative den europäischen Markt aufmischen könnte, haben sich nicht erfüllt. Andere Betriebssysteme, die Wert auf mehr Datenschutz und Datensparsamkeit legen, kommen aus der Nische nicht hervor.
In der iOS-Welt wird es gewaltige Änderungen geben. Auf "Wunsch" der Europäischen Union können iPhone-Nutzer sich künftig auch aus alternativen AppStores passende Software herunterladen. Bevor das aber funktioniert, wird Apple sicher allerlei Warnhinweise einblenden, auf was sich der Kunde da einlässt und welche Gefahren da drohen. Die eher konservative Kundschaft wird dem AppStore treu bleiben und den Verlockungen alternativer Anbieter widerstehen, genau wie die überwältigende Mehrheit ihre Android-Apps nur aus dem Google-Playstore bezieht.
Und Social Media?
Im Bereich Social Media ist "Threads", die Alternative zu X/Twitter, nach einer kurzen Pause erneut fulminant gestartet. Das Interesse wird in dem Moment abebben, wo Algorithmus-gesteuerter Nonsens, der die Nutzer weniger interessiert, die Timelines verstopft. Alternativen wie Bluesky oder Mastodon bleiben in der Nische, da sie keine an Umsatz und Rendite interessierte Unternehmen im Hintergrund haben und daher vielen unbekannt bleiben oder "umständlich" zu konfigurieren sind (was eher ein Vorurteil ist).
Im Bereich E-Mail sind verschlüsselte oder gesicherte E-Mails für den 08/15-Anwender weiter "lästig". DE-Mail bleibt ein totes Produkt, der Traum vom Preis pro verschickter E-Mail ist ausgeträumt. Schlaue E-Mail-Lösungen mit Zertifikaten (z.B. PGP) gibt's schon länger, aber man müsste es halt einmal einrichten und die Gegenstelle müsste es auch haben und solange das keine Pflicht ist, bleibt das Henne-Ei-Problem.
Die digitale Kluft
Die digitale Kluft zwischen Technik-affinen Menschen, die neue Produkte und Verfahren ausprobieren und einrichten und denen, die das alles als lästig empfinden ("ich habe nur ein Passwort") oder die gar nicht digital erreichbar sind, nimmt weiter zu.
Es wird umständlicher
Allerlei Anbieter von der Krankenkasse über die Bank schicken heute gar keine E-Mails mit Inhalten mehr (weil "unsicher"), sondern nötigen ihre Kunden, auf Online-Portalen für sie bestimmte "wichtige" Nachrichten abzurufen. Dazu braucht man einen zweiten Faktor, z.B. eine Handynummer - wenn die aber längst abgeschaltet (weil ein neuer Vertrag mit neuer Nummer abgeschlossen wurde oder "vergessen" wurde, die Prepaid-Karte rechtzeitig aufzuladen) ist, wird es kompliziert. Wichtige Nachrichten gelten dann als "zugestellt", kommen aber nicht an.
Es bedeutet, die Anwender - egal welchen Alters - müssen sich mit diesen Themen beschäftigen, was sicher nicht immer ohne Schmerz und Tränen ablaufen wird.
Wie bezahle ich?
Auch beim Bezahlen wird sich der Trend zum digitalen Bezahlen fortsetzen. Bargeld ist in bestimmten Situationen praktisch, fehlendes Kleingeld lästig und dicke Geldbeutel unbequem. Also wird immer mehr "mit Karte" oder mit Handy oder per Uhr bezahlt. Es könnten auch NFC-fähige Ringe, Schlüsselanhänger oder gar Implantate im Finger sein. Nur Updates der Hardware sind bei Implantaten ein Problem, weswegen die Mehrheit davon buchstäblich die Finger lässt.
Bringt die Politik was gebacken?
Der Frust über die Politik wächst, ist aber oft hausgemacht. Lösbar ist das erst, wenn sich die Bürger wieder aktiv mit Politik vor Ort beschäftigen, wenn sie verstehen, wie die Abläufe funktionieren. Sie müssen verstehen, wie schwierig es ist, verschiedene Interessen unter einen Hut zu bekommen. Beispielsweise, wenn im Ort ein Mobilfunksender aufgestellt werden soll. Die einen finden das lebensgefährlich, die anderen mögen die Optik nicht, aber alle wollen flächendeckende Netzversorgung.
Zunehmender Personalmangel in allen Bereichen wird sich nur durch "neue Leute im Land" lösen lassen. Einfach wird das nicht. Wirre Träume von Zäunen und Sperren sind unerfüllbar und helfen uns nicht - im Gegenteil.
Wenn Sie digital "fit" sind, schauen Sie sich in Ihrer Nachbarschaft um. Manche Mitmenschen tun sich damit noch schwer und freuen sich über Ihre Hilfe. Auf welche Probleme sind Sie dabei gestoßen? Berichten Sie uns im Forum unter diesem Artikel dazu.