Eutelsat konnect verspricht bis 100 MBit/s per Satellit
Wer abseits der Ballungszentren wohnt, hat oft kein vernünftiges Internet zur Verfügung. Liegt noch überhaupt keine Leitung und ist dort auch kein Mobilfunk empfangbar, kann es schwierig werden, weil eine Versorgungspflicht (z.B. durch die Telekom) nicht mehr besteht. Als einzige Lösung bleibt da oft Internet per Satellit.
Kann Eutelsat konnect Internet helfen?
Relativ neu sind die konnect Internetdienste [Link entfernt] , die über die Satelliten von Eutelsat in Deutschland eine "stabile" flächendeckende Versorgung mit Geschwindigkeiten von "bis zu 100 MBit/s" versprechen.
Dies hätten jetzt in den beiden vergangenen Wochen an verschiedenen Standorten bei Kunden durchgeführte Speedtests mit dem im Markt anerkannten Breitbandmesstool der Bundesnetzagentur (BNetzA) bestätigt, teilt das Unternehmen mit. Das Messverfahren der BNetzA basiert auf gesetzlichen Regelungen und entspricht den Vorgaben des Gremiums Europäischer Regulierungsstellen für elektronische Kommunikation (BEREC).
Mit der Breitbandmessung lässt sich die tatsächliche Datenübertragungsrate feststellen. Ist sie im Vergleich zu der vertraglich vereinbarten Bandbreite zu niedrig, können Verbraucher dagegen vorgehen. Die Speedtests mit dem BNetzA-Breitbandmesstool haben bei Eutelsat-konnect-Kunden ergeben, dass die tatsächlichen Datenübertragungsraten den zugesicherten Bandbreiten entsprechen.
Potenzial: Rekordmessung mit 167 MBit/s in Niedersachen
167 MBit/s über Satellit wären theoretisch möglich, aber 759 ms Ping brauchen auch Zeit.
Foto: Konnect
Mit dem für Eutelsat konnect eingesetzten technischen System lassen sich sogar
noch weit höhere Geschwindigkeiten erreichen. Bei internen Tests wurden
mit dem BNetzA-Tool an einem Standort eines Konnect-Vertriebspartners in Neustadt am Rübenberge (Bundesland Niedersachsen)
kürzlich 167 MBit/s im Download gemessen. Dies ist der bisher höchste
bekannte Wert, den je ein bereits im Markt für Endverbraucher
verfügbares System für Satelliteninternet in Deutschland erreicht hat.
Damit zeige sich, so der Anbieter, dass in Eutelsat konnect noch einiges an Potenzial für die Zukunft steckt. Ein kommerzielles Angebot mit diesen Geschwindigkeiten sei jedoch seitens Eutelsat konnect derzeit noch nicht angedacht, heißt es.
Drei Tarife mit bis zu 100 MBit/s
100 MBit/s Geschwindigkeit sind ok, aber 732ms Ping lässt Wartezeiten auf Seiten und Nachrichten vermuten.
Foto: Konnect
Derzeit bietet konnect drei Tarife mit 30, 50 und 100 MBit/s im Download
an. Der monatliche Preis variiert zwischen 29,99 Euro und 69,99 Euro. Hinzu
kommt eine einmalige Aktivierungsgebühr von 49 Euro.
„Internet via Satellit ist für rund 200.000 Haushalte in Deutschland die einzige Option, um hohe Download-Geschwindigkeiten zu erhalten und somit am digitalen Leben teilzuhaben“, findet konnect-CEO Andrew Walwyn. „Unsere Technologie liefert stabile Bandbreiten, die nun auch von der BNetzA-Messung bestätigt sind. Die jüngsten Tests untermauern das große Potenzial von konnect für eine flächendeckende Breitbandversorgung und damit für gleichwertige Lebensverhältnisse.“
Die Idee, abgelegene Regionen über Satellit zu versorgen ist nicht neu. Das Angebot der Marke konnect wird über einen Satelliten von Eutelsat erbracht. Der ist 36.000 Kilometer von der Erde entfernt im geostationären Orbit auf der Position 7° Ost positioniert.
Nach Angaben des Betreibers werden die Kapazitäten des Satelliten derzeit schrittweise hochgefahren. Über 80 Prozent der Kapazitäten seien bereits im Einsatz. Bis März 2021 sollen 100 Prozent bereitstehen.
Der Satellit soll einen Gesamtdatendurchsatz von 75 GBit/s schaffen, die sich auf 65 Spot-Beams aufteilen. Beim konnect-Satellit, der im Ka-Band (26,5-40 GHz) funkt, handelt es sich um einen High-Through-Put-System (HTPS) für Europa. Pro Nutzer sollen Geschwindigkeiten bis zu 100 MBit/s möglich sein.
Welche Geschwindigkeiten sind realistisch?
Welche Geschwindigkeiten in der Praxis nutzbar sind, hängt von der Anzahl der Nutzer und deren Nutzungsverhalten ab. Ein wichtiger Punkt, der nicht wegdiskutiert werden kann, sind die relativ hohen Ping-Zeiten, denn das Signal muss vom Kunden hoch zum Satelliten und zurück, was mindestens 72.000 km sind. Bei einer Lichtgeschwindigkeit von 300.000 km/s sind das rund 1/4 Sekunde (etwa 253 ms). Zeitkritische Action-Spiele sind damit nicht möglich. Auch Sprachtelefonie könnte schon Probleme bereiten. Gut möglich sind hingegen File-Transfers oder das Abrufen oder Versenden von E-Mails und das Aufrufen von Webseiten, wo es auf eine Sekunde mehr oder weniger nicht ankommt.
Was kostet der Spaß?
Mit den monatlichen Kosten (ab 29,99 Euro) ist es im übrigen nicht getan.
Es kommen einmalig 49 Euro (inkl. MwSt.) Anschlussgebühren dazu, ferner werden 349 Euro für die Standardinstallation berechnet. Von diesem Betrag übernimmt die Eutelsat 250 Euro, der Kunde muss die restlichen 99 Euro zahlen, sofern es eine Standard-Installation ist. Was "Standard" ist, hängt vom möglichen Installationsort und der Komplexität der Installation, nicht jedoch von der Anzahl der Stunden zur Durchführung der Installation ab. Die notwendige Satellitenschüssel und der Empfangskonverter werden von Eutelsat beigestellt.
Passendes Dach oder Hauswand oder freie Fläche
Um die Anlage zu installieren, muss es eine leicht zugänglichen Seitenwand des Gebäudes unter Zuhilfenahme einer Leiter der Klasse 1 (bis zu 130 kg Tragkraft) geben, auf einem Flachdach mit Zugang über eine Treppe des Gebäudes oder mit Befestigung der Antenne an der Hauswand, der Brüstung oder direkt auf dem Boden der Dachfläche. Im Erdgeschoss könnte es auch ein Betonsockel mit guter Sichtbarkeit der Satelliten sein. Die Kabeltrasse muss zulässig und machbar sein.
Die Mindestlaufzeit des Vertrags beträgt 11+1 Monate, danach verlängert sich der Vertrag monatlich. Ob und wie gut die Satellitenanbindung vor Ort funktioniert, weiß man erst, wenn die Anlage montiert und der Zugang freigeschaltet ist.
Inzwischen hat auch US-Konkurrent Starlink seine Bestell-Homepage für Deutschland freigeschaltet. Lesen Sie dazu auch unseren aktuellen Hintergrundbericht: Internet via Satellit mausert sich zur Alternative.