Telekom: "Am 1. Juli 2024 ist Independence Day"
Der Wegfall der Umlagefähigkeit dieser Kosten über die Mietnebenkosten wurde mit der Novelle des Telekommunikationsgesetzes (TKG) auf den Weg gebracht, um Mietern die Wahl ihres TV-Empfangs zu erleichtern, denn die Kabelanschlussgebühren fallen auch dann an, wenn die Kabeldose in der Wand gar nicht genutzt wird. Deshalb sehen nun viele Plattformbetreiber wie etwa Zattoo, waipu.tv oder eben die Telekom mit MagentaTV ihre Chance auf neue Kunden.
Ab dem 1. Juli 2024 können die Kosten für den Kabelanschluss nicht mehr über die Mietnebenkosten umgelegt werden. Betroffene Mieter können den Kabelanschluss kündigen und Fernsehen über einen anderen Weg empfangen.
Foto: Vodafone
Gerade die Telekom geht massiv auf wechselwillige Mieter zu. Vor kurzem verkündete sie, dass diejenigen Mieter, die sich jetzt für ein MagentaTV-Produkt entscheiden, bis zum Juli 2024 nichts zahlen müssten. Auf den Medientagen München stellte Arnim Butzen, Senior Vice President der Business Unit TV & Entertainment bei der Deutschen Telekom, einen Tarif für MagentaTV vor, der monatlich 10 Euro kosten soll und in dem für die Vertragslaufzeit von zwei Jahren Netflix und RTL+ kostenlos enthalten sind. Hinzu kommen über 100 öffentlich-rechtliche und private Programme in HD sowie Aufnahme- und Timeshift-Funktionen. „Am 1. Juli 2024 ist so etwas wie Independence Day für Mieter“, sagte Butzen in München.
Video Trends: Wechselwillige Kabelhaushalte ziehen Sat-Empfang vor
Derzeit empfangen in Deutschland laut den aktuellen Video-Trends 2023 der Landesmedienanstalten 15,9 Millionen Haushalte ihr Fernsehen über den Kabelanschluss. Butzen sagte auf den Medientagen, das 12,5 Millionen Haushalte vom Wegfall der Umlagefähigkeit betroffen seien. „30 Prozent der Mieter ist bewusst, dass der Wegfall kommt“, erklärte Butzen. Auch Vodafone geht davon aus, dass knapp ein Drittel der Haushalte (ca. 12 Millionen) ab dem 1. Juli 2024 entscheiden kann, wie es in Zukunft Fernsehen empfangen will.
Arnim Butzen (r.), Senior Vice President der Business Unit TV & Entertainment bei der Deutschen Telekom, stellte auf den Medientagen München ein MagentaTV-Produkt vor, mit dem er Mieter zum Wechseln animieren will
Foto: Marc Hankmann
Laut Video-Trends 2023 sind es aber nur 6,9 Millionen Haushalte, bei denen die Kabelanschlussgebühren über die Mietnebenkosten eingezogen werden und die demzufolge vom Wegfall der Umlagefähigkeit tatsächlich betroffen sind. Davon wollen 39 Prozent beim Kabelfernsehen bleiben und 11 Prozent perspektivisch auf eine andere Empfangsart wechseln. Bei diesen Haushalten ist mit 49 Prozent der Sat-Empfang klar vorn. 23 Prozent würden auf DVB-T2 und 24 Prozent auf IPTV wechseln. Nur 3 Prozent würden ein OTT-only-Angebot wie etwa Zattoo, waipu.tv oder MagentaTV wählen.
Natürlich sind auch 6,9 Millionen Haushalte ein attraktives Kundenpotenzial. Butzen jedenfalls ist guter Dinge. „Wir glauben, dass wir mit dem Produkt die deutlich bessere Wahl zu einem attraktiven Preis sind“, sagte der Telekom-SVP zum Vergleich mit dem Basis-TV-Angebot im Kabel. Konkrete Zahlen, mit wie vielen Haushalten er rechnet, die zu MagentaTV wechseln, wollte er auf Nachfrage nicht nennen. „Als größter IPTV-Anbieter wollen wir unseren ‚fair share‘ haben“, erklärte Butzen in München.
Die Telekom betreibt inzwischen selbst wieder zahlreiche TV-Kabelanschlüsse für die Mieter größerer Immobiliengesellschaften. Wie geht es mit diesen Anschlüssen nach Wegfall des Nebenkostenprivilegs weiter? Wir haben nachgefragt.