DVB-I ausprobiert: Automatisch bester TV-Empfang
Die Europäische Rundfunk-Union (EBU) hat auf der International Broadcasting Convention (IBC) in Amsterdam die Vorzüge des neuen Fernsehstandards DVB-I gezeigt. Dieser ermöglicht es, über Internet zusätzliche Dienste wie FAST Channels und programmbegleitende Daten zu übertragen, die dann zusammen mit den jeweiligen Hauptprogrammen im Elektronischen Programmführer (EPG) angezeigt werden.
Große Pläne mit DVB-I
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Fast noch interessanter ist allerdings eine Funktion, die ein bisschen an die automatische Auswahl der jeweils besten Empfangsfrequenz beim RDS-System des UKW-Rundfunks erinnert. So bekommt der Zuschauer immer den für ihn - aus Sicht des Programmveranstalter - besten verfügbaren Empfangsweg für den gerade gesehenen Sender. Ist dieser gerade nicht verfügbar, wird automatisch auf eine Alternative umgeschaltet.
Programmanbieter legen Priorität für Empfangswege fest
Programmveranstalter können beispielsweise festlegen, dass der Satellitendirektempfang die höchste Priorität genießt - vor Kabelfernsehen, DVB-T und schließlich Streaming. Der Zuschauer wählt aus einem gemeinsamen Senderverzeichnis für alle Empfangswege das Programm aus und empfängt es beispielsweise über Satellit. Steht der Direktempfang bei Starkregen oder Schneefall nicht zur Verfügung, wird automatisch auf einen anderen Empfangsweg umgeschaltet.
Nutzung auf beliebigen Geräten
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Der Wechsel vom (auf der Messe simulierten) Sat-Empfang zum Streaming dauerte einige Sekunden. Dann war das zuvor gewählte Programm wieder zu sehen, ohne manuell einzugreifen. Als das Satellitensignal später wieder zur Verfügung stand, wechselte der Receiver automatisch auf den Direktempfang zurück.
Zuschauer muss bei Frequenzwechsel nicht selbst aktiv werden
DVB-I kann aber auch dafür sorgen, dass der Zuschauer nicht selbst aktiv werden muss, wenn er ein Programm nach einem Wechsel des Satellitentransponders oder nach einer Neuordnung der Kabel-TV-Frequenzen weiter empfangen möchte. Der Receiver bzw. Smart-TV bekommt die neuen Parameter automatisch und der Kunde empfängt das Programm weiter, ohne einen Suchlauf durchzuführen und den Sender neu abzuspeichern.
Wenn ein Veranstalter beispielsweise die Sat-Abstrahlung einstellt, bekommt der Zuschauer das Programm weiterhin auf dem gewohnten Kanal in der Favoritenliste - nur eben jetzt über Kabel, terrestrisch oder via Internet. Der Dienst funktioniert auf dem großen Smart-TV genauso wie auf einem Tablet oder sogar einer Smartwatch mit Farbdisplay - dort freilich nur für die Streaming-Komponente für den Empfang.
Gemeinsame TV-Senderliste für alle Empfangswege
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DVB-I-Einführung ungewiss
Ob und wann DVB-I eingeführt wird, ist unklar. So sind beispielsweise nicht alle TV-Hersteller vom Projekt zu begeistern, weil sie eher auf ihre eigene Bedienphilosophie auf den Fernsehern setzen. "Wir machen jetzt mal die Vorarbeit und dann sehen wir weiter", so ein Vertreter des Projekts am Messestand auf der IBC.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Durch die bevorzugte Nutzung klassischer Rundfunk-Empfangswege können Streaming-Ressourcen eingespart werden, was auch den Programmveranstaltern zugutekommt. Zuschauer müssen sich keine Gedanken mehr um Empfangswege, Übertragungsparameter, Sendersuchlauf und ähnliches machen, weil Änderungen automatisch umgesetzt werden.
In einer weiteren Meldung haben wir bereits über neue Entwicklungen bei 5G Broadcast berichtet.