Satelliten-Kommunikation

Inmarsat Isatphone 2: Neues weltweit nutzbares Satelliten-Telefon im Test

Neue Satelliten-Telefone kommen nur im Abstand von mehreren Jahren auf den Markt. Wir hatten die Möglichkeit, das neue Isatphone 2 zu testen und berichten über unsere Erfahrungen mit dem ältesten Satelliten-Telefonnetz sowie die aktuellen Tarife.
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Wie immer bei Satelliten-Telefonen stellt sich die Frage: Kaufen oder mieten? Im Online-Shop von expeditionstechnik.de kostet das Inmarsat Isatphone 2 inklusive SIM-Karte 769 Euro. Der Preis für das Vorgängermodell liegt momentan bei 569 Euro. Für einen Zweitakku zum Isatphone 2 werden 49 Euro fällig. Für die Prepaid-Nutzung fallen folgende Preise an: 180 Tage mit 100 Einheiten kosten 90 Euro, für 90 Tage mit 50 Einheiten berechnet der Shop 50 Euro und für 30 Tage mit 25 Einheiten werden 25 Euro fällig. Auch die Nutzung für ein ganzes Jahr mit 500 Einheiten ist zum Preis von 450 Euro möglich.

Inmarsat Isatphone 2 mit Zubehör und Box Inmarsat Isatphone 2 mit Zubehör und Box
Bild: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Mieten kann der Interessent das IsatPhone 2 für 7 Euro pro Tag, eine Woche kostet 45 Euro und ein Monat 160 Euro Leihgebühr. Für den Versand werden 5,90 Euro berechnet. Ein Telefonat vom IsatPhone 2 ins Fest- oder Mobilfunknetz aller Länder kostet 90 Cent pro Minute, dieser Preis gilt auch für Anrufe zu einem anderen Isatphone. Für das Abhören der eigenen Sprachmailbox werden 80 Cent pro Minute abgerechnet. Eine SMS-Nachricht kosten 45 Cent, für eine Datenverbindung mit 2,44 kB/s werden 90 Cent pro Minute fällig, die Datenverbindung wird also nach Zeit und nicht nach Volumen berechnet. Richtig saftig werden Verbindungen zu anderen Satelliten-Netzen: Zu Thuraya berechnet Inmarsat 3,20 Euro Minutenpreis und zu allen anderen Satelliten-Netzen 4,56 Euro pro Minute.

Das Display des Isatphone 2 mit Gorilla Glass Das Display des Isatphone 2 mit Gorilla Glass
Bild: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Wer das Inmarsat-Netz regelmäßig nutzt, kann über einen Postpaid-Vertrag nachdenken. Die SIM-Kartenaktivierung kostet einmalig 40 Euro. Zur Auswahl gibt es den Postpaid-Basic-Vertrag zu einer monatlichen Grundgebühr von 30 Euro. In diesem Preis sind 10 Gesprächsminuten ins Festnetz oder zu Mobilfunkanschlüssen eingeschlossen. Mehr bietet der Postpaid-Allowance-Vertrag mit 60 Gesprächsminuten zu Fest- und Mobilnetzen für eine Grundgebühr von 60 Euro monatlich. Die Folgekosten sind allerdings höher als bei den oben genannten Prepaid-Modellen: Der Minutenpreis in weltweite Festnetze und zur eigenen Mailbox beträgt 1,10 Euro, zu Mobilfunknetzen und anderen Isatphone-Nutzern gilt ein Minutenpreis von 1,50 Euro. Eine SMS kostet im Postpaid-Vertrag 50 Cent.

Telefonie-Test, Sprachqualität und Menü

Micro-USB- und Audio-Anschluss Micro-USB- und Audio-Anschluss
Bild: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Das Inmarsat IsatPhone 2 wurde in einer stabilen, stoßsicheren Transportbehälter geliefert. Dem Telefon lagen eine Gürteltasche mit Clip, ein Netzteil und eine Menge an Adaptern für Stromnetze in Europa, Großbritannien, USA, Asien, Australien, Neuseeland und Südamerika sowie eine Handschlaufe und eine englische Kurzanleitung bei. Wer das Handy kauft oder leiht, bekommt noch ein KFZ-Ladegerät und ein kabelgebundenes Headset dazu. Positiv zu vermerken ist, dass das Netzteil mit Micro-USB-Kabel verglichen mit aktuellen Smartphones ein sehr langes Kabel hat.

Isatphone 2 bei der Netzsuche Isatphone 2 bei der Netzsuche
Bild: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Das IsatPhone 2 ist vom Design her nicht gerade eine Schönheit, dafür aber sehr robust. Kleinere Stöße halten das Display und die Hülle ohne Probleme aus. Das Handy ist nach dem Stoßfestigkeitsgrad IK04 zertifiziert und darüber hinaus nach IP65 staub- und wasserabweisend. Das haben wir im Test auch unfreiwillig ausprobiert: Bei einem unserer Tests im Freien brach ein Regenschauer los und wir telefonierten ungerührt weiter, um die Wasserdichtigkeit zu testen. Ergebnis: Am IsatPhone 2 perlten die Regentropfen ab wie an einer Profi-Regenjacke. Das Display stammt obendrein von Gorilla Glass.

Hauptmenü des Isatphone 2 Hauptmenü des Isatphone 2
Bild: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Für die Satelliten-Telefonie muss die wuchtige Antenne ausgeklappt und das Handy in die richtige Position in einem 20-40-Grad-Winkel über dem Horizont zum südlichen Himmel ausgerichtet werden. Nach dem Einschalten ermittelt das Handy über das eingebaute GPS-Modul erst einmal den Standort des Handys - dies dauerte in unserem Test nur wenige Sekunden. Ist der Nutzer falsch positioniert, hilft das Handy dem Nutzer: Auf dem Display erscheint eine vereinfachte, kompassartige Ansicht, mit deren Hilfe wir das Handy auf den Satelliten, der als Balken angezeigt wird, ausrichten konnten. Die eigentliche Verbindungsaufnahme mit dem Satelliten dauerte bei direkter Sichtverbindung dann nochmals etwa 5-15 Sekunden. Länger dauerte es nur, wenn wir das Handy nicht im richtigen Winkel hielten, also zu flach oder zu steil, oder wenn wir zu stark vom "Südkurs" abwichen.

In der Gürtelhalterung zieht das Satelliten-Handy kräftig nach unten In der Gürtelhalterung zieht das Satelliten-Handy kräftig nach unten
Bild: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Verglichen mit unseren bisherigen Tests im Thuraya- (Testbericht Thuraya) und Globalstar-Netz (Testbericht Globalstar) empfanden wir die Sprachqualität bei Inmarsat als etwas verzerrter, aber gleichzeitig lauter als bei den anderen Netzen. Bei Globalstar und Thuraya waren die Gesprächspartner etwas leiser, aber mit recht natürlichem Sprachklang, gegebenenfalls mit etwas Rauschen angereichert, zu verstehen. Bei Inmarsat klangen unsere bekannten Gesprächspartner deutlich lauter, manchmal an der Grenze zur Verzerrung, aber am Sprachklang hätten wir sie nicht in jedem Fall wiedererkannt. Die Inmarsat-Verbindung war allerdings so gut wie rauschfrei. Unsere Sprache konnten die Gesprächspartner gut verstehen, wir durften nur nicht zu leise oder zu schnell sprechen, weil dann mitunter Silben verloren gingen. Für das IsatPhone 2 gilt also dasselbe wie auch für andere Satelliten-Netzwerke: Die Sprachqualität ist nicht mit ISDN vergleichbar, kann aber mit der einer klassischen Mobilfunkverbindung bei mittlerer Empfangsstärke verglichen werden.

Das Menü ist wie das eines einfachen Feature-Phones aufgebaut und bietet außer den bekannten Funktionen wie Telefonbuch, Mitteilungen, Anruflisten und Telefoneinstellungen nichts besonderes. Momentan beherrscht es die Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Arabisch, Russisch; Japanisch und Chinesisch, aber kein Deutsch. Für die Anrufsignalisierung sind acht Klingeltöne vorhanden, auch Profile wie "stumm" oder "draußen" sind wählbar.

Mitteilungsversand und Akku

Vom Isatphone 2 versendete GPS-Daten Vom Isatphone 2 versendete GPS-Daten
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Außer der regulären Satelliten-Telefonie beherrscht das IsatPhone 2 weitere Kommunikationsmöglichkeiten. Auf der Oberseite befindet sich unter der Klappe mit dem roten Dreieck ein Notfallknopf. Bevor dieser genutzt werden kann, muss der Nutzer im Menü einmalig festlegen, welche Nummer nach dem Drücken des Buttons angewählt werden soll. Auch den SMS- und Mail-Versand haben wir getestet. Im Menü konnten wir im Mitteilungsbereich auswählen, ob der Text als SMS oder Mail gesendet werden soll. Das Handy weist darauf hin, dass pro angefangener 160 Zeichen immer der Preis einer SMS berechnet wird. Auch bei E-Mails ist die Länge auf 160 Zeichen begrenzt. Mails kommen beim Empfänger an mit der Nummer des Inmarsat-Anschlusses @message.inmarsat.com, der Betreff lautet "Via Inmarsat". In den GPS-Optionen konnten wir auch unsere aktuelle Position per Mitteilung versenden - dies kann im Notfall lebensrettend sein. Alle Mitteilungen kamen im Test nach ca. 15-20 Sekunden auf unseren deutschen Handys bzw. Mailadressen an.

Wechselbarer Akku auf der Rückseite Wechselbarer Akku auf der Rückseite
Bild: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Der Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 3 180 mAh soll laut Angaben von Inmarsat 8 Stunden Sprechzeit und bis zu 160 Stunden Standby ermöglichen. Beim Standby halten wir diese Zeit für durchaus realistisch, aber bei der Sprechzeit würden wir maximal 5-6 Stunden ansetzen. Bei unseren Tests, bei denen das Gerät natürlich immer mal wieder mit der Netzsuche beschäftigt war, konnten wir bei intensiver Nutzung eine recht schnelle Abnahme des Akkustandes beobachten. Denn bei jedem Einklappen der Antenne für den Transport in der Jackentasche verliert das Handy den Kontakt zum Satelliten und muss diesen hinterher wieder herstellen. Wir empfehlen also, bei Nichtnutzung das Gerät komplett auszuschalten, da das Telefon im Standbymodus sowieso praktisch kaum nutzbar ist und ohnehin sehr schnell bootet.

Fazit: Fast weltweite Erreichbarkeit, Preise nicht billig, aber kalkulierbar

Im Test erwies sich die wohltuend einfache Bedienung des Inmarsat IsatPhone 2 ebenso als Vorteil wie die Robustheit des neuen Satelliten-Telefons. Wer die Anordnung mit den geostationären Satelliten einmal verstanden hat, kann die Zeiten der Netzsuche deutlich reduzieren.

Die Sprachqualität ist sowohl für kürzere als auch längere Telefonate ausreichend und mit GSM-Gesprächen bei mittlerer Empfangsstärke vergleichbar. Sinnvolle Funktionen wie Notruftaste und Mailversand runden den Funktionsumfang ab. Die Preise sind - wie immer bei satellitenbasierten Diensten - nicht billig, aber mit den Prepaid-Tarifmodellen immerhin kontrollierbar. Der nächste Schritt dürfte für Inmarsat nun die Einführung bezahlbarer breitbandiger Internetdienste sein.

Inmarsat IsatPhone 2 im Video

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