Telekom stellt Telefonkarte ein - das passiert mit Guthaben
Als es noch Telefonzellen und später Telefonkabinen gab, konnte man mit passendem Kleingeld telefonieren. Später kam die vorausbezahlte Telefon-Karte dazu. Diese Karte wurde im Postamt oder einem Laden oder Kiosk gekauft und enthielt das Guthaben auf der Karte. Mit jedem Telefonat wurden die Speicherzellen auf der Karte gelöscht oder zerstört, solange bis das Guthaben aufgebraucht war. Das spornte Hacker an, diese Karten kostenfrei dauerhaft nachzuladen.
Die Bundespost/Telekom musste reagieren: Die Guthaben wurden nun im Netz gespeichert, und der Kunde musste sich mit langen Codeziffern vor dem eigentlichen Wählvorgang identifizieren. Telefonzellen und Sprechstellen waren am Ende nur noch über die Anwahl einer kostenfreien Rufnummer und diese Kartencodes nutzbar, ein denkbar umständliches und lästiges Verfahren, die Handys waren längst zum Allgemeingut geworden und einfacher zu nutzen. Mit der Abschaltung aller verbliebenen Telefonsprechstellen ist auch die (virtuelle) Telefonkarte Comfort zum Auslaufmodell geworden.
Telekomkarte Comfort (TKC) eingestellt
Wer erinnert sich noch an die Telefonkarte der Bundespost-Telekom? Ihr Nachfolger TKC wurde zum Jahreswechsel eingestellt
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Das Produkt Telefonkarte Comfort (TKC) wurde zum 31. Dezember 2023 - wie angekündigt - eingestellt. Somit kann das Guthaben einer TKC seit dem 1. Januar 2024 nicht mehr genutzt bzw. nicht mehr zur Bezahlung eingesetzt werden. Darauf macht die Deutsche Telekom aufmerksam.
Was passiert nun mit Restguthaben?
Nutzer, die noch eine Telefonkarte bzw. ein Guthaben besitzen, müssen sich in Geduld üben. Die Zugangsdaten sollten sie auf jeden Fall gut aufheben, diese werden noch gebraucht. Aktuell installiert die Telekom "eine Möglichkeit, mit der noch gültige TKC-Restguthaben angezeigt werden können und dann auch eine Auszahlmöglichkeit geschaffen wird", so die Antwort auf eine Anfrage von teltarif.de.
Auszahlung auf Antrag ab Februar geplant
Ab Februar 2024 sollen die Kunden sich mit den Zugangsdaten der jeweiligen TKC (PIN und letzten fünf Stellen der Seriennummer) auf einer speziell dafür eingerichteten Webseite einloggen können. Sofern ein noch gültiges und nicht verbrauchtes TKC-Restguthaben vorhanden ist, werde dieses angezeigt. Die Auszahlung sollt direkt beauftragt werden können und anschließend per Überweisung auf die im Auftrag angegebene IBAN-Kontonummer des Kunden erfolgen.
Die betroffenen Kunden müssen selbst aktiv werden, da die Karten meist anonym verkauft oder verschenkt wurden. Nähere Informationen verspricht die Telekom "in Kürze" auf der Seite www.telekom.de/telefonkarte-comfort.
Nachfolgeprodukt: Multi-Guthaben
Ganz möchte die Telekom auf Guthabenkarten nicht verzichten. Mit dem Telekom Multi-Guthaben hat die Telekom ein neues Produkt gestartet, welches ähnlich wie die TKC funktionieren soll und zum anonymen Bezahlen von Internetangeboten genutzt werden kann.
Wer nun denkt, das Guthaben der alten TKC auf die neue Multi-Guthaben-Karte umbuchen zu lassen, hat Pech: "Da es sich um zwei technisch unterschiedliche Produkte handelt, ist das Guthaben einer TKC jedoch leider nicht auf das Telekom Multi-Guthaben übertragbar", teilt die Telekom dazu mit.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Telefonzellen und Sprechstellen wurden immer weniger genutzt, dabei wären sie gerade in mit Mobilfunk schlecht oder nicht versorgten Regionen hilfreich. Sie mussten aber beaufsichtigt, gewartet und oft repariert werden, das wollte auf die Dauer niemand mehr bezahlen. Also wurden sie abgeschaltet. Dummerweise dauert es seine Zeit, bis die letzten Zeugen einer vergangenen Zeit auch überall abgebaut werden können. Ein trauriges Bild. Bei all diesen Guthaben und Gutscheinkarten - egal von welchem Anbieter - bleibt immer ein mulmiges Gefühl, ob die verkaufte Leistung auch bis zum letzten Cent erbracht wird oder nicht.
Bei Produkten der Telekom haben die Kunden schon eher ein gutes Gefühl, dass sie ihr Guthaben dauerhaft aufbrauchen können oder notfalls erstattet bekommen. Dass die TKC eingestellt wurde, ist schade. Dass es ein inkompatibles Nachfolgeprodukt und keine kundenfreundliche Übergangslösung gibt, ist für ein marktführendes Unternehmen, um es freundlich auszudrücken, "ziemlich enttäuschend". Ob die Telekom mit ihren Guthabenkarten ein erfolgreiches Konkurrenzprodukt zu etablierten Nischen-Anbietern wie etwa Paysafecard etc. aufbauen kann, wird man sehen.
Ex-Kunden der inzwischen eingestellten Telekom Telefonkarte Comfort warten auf die Auszahlung ihres Guthabens. Doch wenn dieses älter als drei Jahre ist, muss die Telekom es gar nicht ausbezahlen. Was passiert dann?