Rückblick auf 40 Jahre Mobilfunk

Ein persönlicher Rückblick auf den Mobilfunk in Deutschland

Henning Gajek schaut 40 Jahre zurück auf alle Netze seit dem A-Netz
Von

Vor zwei Wochen haben die Mobilfunknetze von Telekom und Vodafone (ehemals Mannesmann D2-Privat) ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert. teltarif.de-Autor Henning Gajek kennt den Mobilfunk in Deutschland allerdings seit dem A-Netz und erinnert sich.

Die Zeit vor 1992: A-Netz, B-Netz und C-Netz

Meine ersten Erfahrungen mit mobilen Telefonieren im Auto konnte ich im A-Netz sammeln. Es handelte sich um einen postgelben VW-Käfer der Deutschen Bundespost, in dessen Kofferraum vorne ein A-Netz-Telefon eingebaut war. Es bestand aus einem Metallrahmen mit offener Verdrahtung, dazu gehörte ein "Zerhacker", um im Auto die für die Röhrenverstärker notwendigen hohen Betriebsspannungen erzeugen zu können.

Im Fahrgastinnenraum fand sich im Armaturenbrett eine Art "Autoradio" mit Skala und einer Feldstärkeanzeige. Der nächstliegende Mobilfunksender wurde durch Drehen ausgewählt, so wie man am Analog-Radio das Programm wechselt. Wenn die Feldstärke auf dem Zeigerinstrument anstieg, hatte man einen passenden Sender gefunden. Nun musste der Handhörer aus der Halterung "gerissen" werden. Mittels Rufknopf teilte man dem "Fräulein vom Amt" mit, dass man mobil telefonieren wollte, die Angabe des eigenen Standortes (zumindest ungefähr) war dabei unbedingt erforderlich. Ein persönlicher Rückblick auf den Mobilfunk in Deutschland Ein persönlicher Rückblick auf den
Mobilfunk in Deutschland
Samsung, Telekom, E-Plus/BASE, o2, Vodafone / Montage: teltarif.de

Wer ein Mobiltelefon im A-Netz anrufen wollte, musste immer die "Vermittlung Inland" (damals 010) bemühen, Direktwahl war damals noch völlig unbekannt. Nach jedem Mobilfunkgespräch teilte das "Fräulein" mündlich die Kosten des Gesprächs mit. Mein erstes Mobilfunkgespräch muss so um 1972 gewesen sein.

Wenig später stellte mir ein Verwandter, der eine Straßenbaufirma leitete, stolz sein B-Netz-Telefon vor. Das war auch analog, aber damals schon revolutionär: Man konnte die gewünschte Mobilfunk-Rufnummer selbst anwählen und war auch aus dem Festnetz oder von andern Autotelefonen durch Direktwahl erreichbar, wenn der Anrufer in etwa die Funkverkehrszone wusste, wo sich das Auto befand. Andernfalls musste nach dem Prinzip "Try and Error" probiert werden, wo das gesuchte Fahrzeug sein könnte.

Die Vorwahl der Funkverkehrszone für das B-Netz setzte sich aus der Festnetzvorwahl einer größeren Vermittlung, gefolgt von der 05 zusammen. Berlin (damalige Vorwahl 0311) hatte die Funknetzkennzahl 031105, Hamburg (damals 0411) war unter 041105 erreichbar, die eigentliche Teilnehmernummer war fünfstellig und in jeder Funknetzzone gleich.

Das B-Netz erlaubte sogar schon "handvermitteltes" Roaming mit den Ländern Luxemburg, Österreich und den Niederlanden - damals eine echte Sensation. Das B-Netz wurde von etwa 27 000 Kunden genutzt, mehr war nicht drin.

Das C-Netz mit SIM-Karte arbeitete zunächst noch mit Magnetstreifen. Internationales Roaming war technisch vorgesehen, wurde aber nie realisiert, weil die von Siemens entwickelte C-Netz-Technik in Europa lange einzigartig blieb. Später wurde in Portugal und Südafrika die Siemens-Technik - allerdings mit vertauschten Frequenzen - eingesetzt; ein privater "Export" der Geräte war somit wirksam unterbunden.

Nachdem immer mehr Magnetstreifen-Karten für das C-Netz von unvorsichtigen Kunden "versehentlich" gelöscht wurden, kamen die ersten echten SIM-Karten mit Chip auf den Markt, wie wir sie heute noch kennen. Das Innenleben dieser Karten hat sich aber deutlich gewandelt.

D-Netz wurde noch vor dem C-Netz-Start geplant

Ein persönlicher Rückblick auf den Mobilfunk in Deutschland Henning Gajek blickt zurück
Foto: Pressebüro Gajek
Der vorletzte Postminister, Dr. Christian Schwarz Schilling, verabredete noch vor dem offiziellen Start des C-Netzes in Deutschland mit seinem französischen Amtskollegen ein europäisches volldigitales System, das eine Spezialgruppe für Mobilfunk ("Groupe speciale mobile" = GSM) entwickeln sollte und das in Deutschland gleich "D-Netz" getauft wurde. Erst später wurde die Abkürzung "GSM" in "Global Standard for Mobile Communications" umgedeutet. Wolfang Schiewer aus dem Postministerium schrieb einen weitblickenden Frequenzplan ("Schiewer-Plan"), um Kanäle bei 900 MHz europa- und später nahezu weltweit für mobiles Telefonieren freizuräumen.

Auf der zweiten Seite geht es um die ersten eigenen Gehversuche in den D-Netzen, Probleme mit der Netzversorgung und Erfahrungen mit Service-Providern.

Mehr zum Thema GSM-Netz