Glasfaser: Investoren erwarten keine Pleitewelle
Von Panik keine Spur. Aus Sicht der Investoren, die auf den Fiberdays 23 über die Marktentwicklung im Glasfaserausbau diskutierten, gibt es keinerlei Anzeichen für eine Marktkonsolidierung. "Am grundsätzlichen Ziel und Vorgehen hat sich nichts geändert", sagte Oliver Müllem, Director 3i infrastructure. Eine Marktkonsolidierung setze eine Preisfindung für den Kauf von Glasfasernetzen voraus, die derzeit aber etwa durch die steigenden Zinsen schwierig sei. Auch deshalb liegt der Fokus in der Branche derzeit weiterhin auf den Netzbau und Kooperationen.
"Es muss erst einmal gebaut werden, bevor konsolidiert werden kann", sagte Johanna Reinkemeier, Vice President Telecommunications bei der KfW IPEX-Bank. Und selbst dann brauchen die Netze zuerst eine kritische Größe, bevor sie für Übernahmen attraktiv werden.
Eine Marktkonsolidierung wurde auf den Investorenpanel der Fiberdays 23 ausgeschlossen. Aber die Investoren schauen genauer auf die Businessmodelle der Netzbetreiber
Foto: Marc Hankmann
Nichtsdestotrotz haben die beiden Pleiten aufhorchen lassen. Dadurch rückt nach Meinung der Investoren das Thema Finanzierung mehr in den Mittelpunkt. "Die aktuelle Entwicklung erzwingt eine Professionalisierung", sagte Caspar von Preysing, Partner bei PwC und Leiter des Gigabitbüros des Bundes. Die Netzbetreiber müssen eine Antwort auf die Frage finden, wie aus Homes Passed Homes Activated werden, also Haushalte, die nicht nur einen Glasfaseranschluss haben, sondern ihn auch nutzen und dafür bezahlen. "Es handelt sich um eine schnell gewachsene Branche, in der wir alle noch dazulernen", erklärte Reinkemeier auf den Fiberdays. "Wir schauen genauer auf die KPIs." Damit sind auch die Maßnahmen gemeint, wie aus angeschlossenen zahlende Haushalte werden.
Probleme für Businessmodelle mit hohen Anschlussquoten
Auf den Fiberdays 23 verwiesen die Investoren darauf, dass der Glasfaserausbau ein langfristiges Invest ist. "Die eine oder andere Übertreibung im Markt kann man aushalten", sagte Alexander Krater, Partner bei Palladio Partners, in Wiesbaden. "Es ist weiterhin ein attraktiver Markt für Eigenkapitalinvestoren." Allerdings räumte Krater ein, dass die Businessmodelle der Netzbetreiber sehr unterschiedlich seien.
Johanna Reinkemeier von der KfW IPEX-Bank hat mehr die makroökonomischen Veränderungen im Fokus als die beiden Pleiten von helloFiber und Glasfaser Direkt
Foto: Marc Hankmann
Wer mit sehr hohen Anschlussquoten kalkuliert habe, wird heute nach Ansicht des Investors Probleme bekommen, konservativere Businessmodelle hingegen nicht. "Jeder Fall muss separat betrachtet werden", fügte Reinkemeier hinzu. Sie geht auch davon aus, dass die oft kolportierten 50 Milliarden Euro, die seitens der Investoren in den Glasfaserausbau fließen sollen, trotz veränderter Rahmenbedingungen immer noch ausreichen, um den Glasfaserausbau in Deutschland substanziell zu finanzieren.
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