Versuchskaninchen

Vorwurf gegen Facebook: Handy-Akkus bewusst leergesaugt

Face­book hat tech­nische Tests im Live­betrieb vorge­nommen und dabei Nutzern mögli­cher­weise bewusst geschadet. Diesen Vorwurf erhebt ein früherer Mitar­beiter des Meta-Konzerns.
Von

Vorwürfe gegen Facebook Vorwürfe gegen Facebook
Foto: dpa
Face­book soll seine Nutzer unfrei­willig als Versuchs­kanin­chen für neue Funk­tionen miss­braucht haben. Dabei sei bewusst in Kauf genommen worden, dass die Akkus der Smart­phones mit instal­lierter Face­book-App deut­lich schneller leer werden als gewohnt. Dabei gilt das soziale Netz­werk ohnehin als regel­rechter "Akku­fresser", zumal Anwender regel­mäßig mit der Einblen­dung von Werbe­bot­schaften sowie dem Laden von Fotos und Videos konfron­tiert werden.

Die öster­rei­chi­sche Tages­zei­tung Der Stan­dard berichtet unter Beru­fung auf George Hayward, der von 2019 bis 2022 als Daten-Wissen­schaftler gear­beitet hat, Face­book habe soge­nanntes Nega­tive Testing betrieben. Dabei seien neue Funk­tionen auspro­biert worden. Tech­nische Fehler habe der Konzern durch Auspro­bieren analy­siert - und zwar nicht etwa mit Hilfe von Beta-Versionen der Apps, sondern im Live­betrieb. Gezielt habe Face­book getestet, wie sich bestimmte Funk­tionen auf die Lade­zeit der Apps auf verschie­denen Smart­phone-Modellen auswirkt.

Hayward hat dem Bericht zufolge seine Mana­gerin damit konfron­tiert, dass die Vorge­hens­weise illegal sei. Schließ­lich sei es möglich, dass zumin­dest einigen Nutzern Schaden zuge­fügt wird. Die Vorge­setzte des Wissen­schaft­lers habe geant­wortet, solche Einzel­fälle müsse man in Kauf nehmen. Im Gegenzug werde der "breiten Masse" der Anwender zu einem besseren Nutzer­erlebnis verholfen.

Anzahl betrof­fener Nutzer unklar

Vorwürfe gegen Facebook Vorwürfe gegen Facebook
Foto: dpa
Wie es weiter heißt, hat Hayward von diesen Machen­schaften durch ein Doku­ment erfahren, das eine Art Leit­faden für "verant­wor­tungs­volle Nega­tiv­tests" darstellt. Der Wissen­schaftler gehe davon aus, dass derar­tige Versuche seit längerer Zeit durch­geführt werden. Er könne aber nicht einschätzen, wie viele Nutzer betroffen waren oder noch sind. Hayward sei schluss­end­lich entlassen worden, wogegen er nun gericht­lich vorgehe. Sein Anwalt sehe die bewusste Mani­pula­tion der Handy­akku-Lauf­zeit als "klar illegal" an.

In den vergan­genen Jahren beklagten sich vor allem Nutzer der Android-App von Face­book immer wieder darüber, dass die Anwen­dung des sozialen Netz­werks oft zu denje­nigen Programmen gehört, die bei der Abfrage der Akku­nut­zung ganz vorne stehen. Teil­weise lassen sich auch von Face­book vorein­gestellte Benach­rich­tigungs­töne nicht ändern. In anderen Fällen werden vom Nutzer vorge­nom­mene Modi­fika­tionen an den Stan­dard-Einstel­lungen spätes­tens mit dem jeweils nächsten App-Update wieder zurück­genommen.

Auch mit dem Daten­schutz nimmt es Face­book teil­weise nicht so genau, wie das Spei­chern von Nutzer-Pass­wör­tern im Klar­text zeigt.

Mehr zum Thema Facebook