Rohrkrepierer

E-Perso: Funktionen sind nicht im Mainstream angekommen

Trotz 35 Millionen elektronischer Personalausweise werden die Features des E-ID-Chips kaum genutzt. Warum das so ist, klären wir in diesem Artikel.
Von dpa / Daniel Rottinger

Keine Sicherheitsprobleme?

Sorgen um die Sicherheit brauchen sich Anwender laut BSI nicht zu machen. Gegenüber der normalen Identifizierung mit Nutzername und Passwort sei der Ausweis wesentlich sicherer. Nur wer Ausweis und PIN habe, könne die E-ID erfolgreich nutzen. Ein aktuell gehaltener Computer mit Virenschutz und Firewall minimiere das Risiko weiter. Schon Ende 2013 warf die Hackervereinigung Chaos Computer Club dem BSI allerdings vor, potenzielle Sicherheitsrisiken bei dem E-Perso bewusst auszublenden.

Warum aber nutzen nicht viel mehr Bürger die E-ID?

Das Problem: Die Einsatzmöglichkeiten variieren je nach Bundesland und Kommune. Während man etwa in Berlin per E-ID die elektronische Steuererklärung abgeben und Feinstaubplaketten oder Halterauskünfte beantragen kann, ist in Brandenburg nach Auskunft des Personalausweisportals nur die Steuererklärung möglich. In Bremen hingegen könnte sich der Inhaber eines E-Persos nach einem Umzug unter anderem ohne Gang zum Amt an- oder ummelden, in Hessen ein Führungszeugnis oder Briefwahlunterlagen beantragen. Man muss also immer erst herausfinden, was wo möglich ist. Dazu kommen die Investitionen für Ausweis und Lesegerät.

Von Axel Kossels einstmaligem Pioniergeist ist nach fünf Jahren mit dem E-Perso wenig übrig geblieben. Im Schnitt benutzt er den Ausweis rund dreimal im Jahr. Zum Beispiel im Kundenportal seiner Krankenversicherung. "Eine gute Idee, die leider noch nicht so richtig gezündet hat", nennt er den Ausweis heute. Viele der Einsatzszenarien seien "eher theoretisch". Auch, dass der Ausweis zwar zur digitalen Identifikation taugt, aber keine Unterschrift ersetzen kann, ist für ihn ein Hindernis bei der praktischen Nutzung.

Mehr Angebote könnten auf den Markt kommen

Zumindest auf der Angebotsseite könnte sich bald etwas tun. Durch eine Reform des Personalausweisgesetzes sollen Unternehmen leichteren Zugang zum System erhalten und so auch leichter und schneller Funktionen umsetzen können, "ohne den Datenschutz zu vernachlässigen", wie eine BMI-Sprecherin betont. Weitere Werbung für E-Perso und E-ID sei nicht geplant - ebensowenig Aktionen wie zur Einführung des Ausweises, als Lesegeräte verschenkt wurden. Mittelfristig könnten Smartphones dem Ministerium zufolge aber die Lesegeräte ablösen und den Einsatz der E-ID erleichtern.

Lesegeräte: Basislesegeräte gibt es ab 20 Euro, Standardleser mit eigenem Tastenfeld kosten rund 70 bis 80 Euro, der Komfortleser mit Tastenfeld, Display und weiteren Funktionen kostet ab 120 Euro aufwärts.

AusweisApp: Sie ist kostenlos im Netz erhältlich und läuft auf Windows 7, Windows 8 und Mac OS-X. Seit dem Update auf Version 2 wird Linux nicht mehr unterstützt. Bis zum Jahresende soll es auch Smartphone-Apps für Android und iOS geben.

Kosten: Ein elektronischer Personalausweis kostet für unter 24-Jährige 22,80 Euro, für alle anderen 28,80 Euro.

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